Studienkreis
Bochumer
e.V.
In besonderen Fällen und bei besonderen Anlagen sind wir auch überregional im Einsatz. Erfahrungen des SBB e.V. sind in vielen Bereichen vorhanden. Angefangen von Luftschutzanlagen des Zweiten Weltkrieges bis hin zu Bauten aus dem Kalten Krieg. Der ABC-Schutzraumbau (Atombunker) z.B. fängt an beim Grundschutz mit kurzfristigem Aufenthalt und reicht bis zum Vollschutz in Luftschutzanlagen mit großer Technik, die für längeren Aufenthalt ausgelegt sind.Eine große Aufgabe ist dabei die Modernisierung und Ertüchtigung von Atombunkern
Überwiegend dienen die geschichtlichen Rechercheergebnisse, wie z.B. die damalige Umsetzung der einschlägigen Bauvorschriften, in allen Bundesländern der besseren Beurteilung von Bauhindernissen oder Gefahrenstellen. Dazu zählen beispielsweise Tagesbrüche deren Ursache in verbrochenen Luftschutzanlagen zu suchen sind . Diesbezüglich konnte der SBB bisher in über 1500 kritischen oder problembehafteten Situationen Rat erteilen oder in akuten Gefährdungsbereichen direkt vor Ort mit Kenntnissen, bzw. Dokumentationen tätig werden. Bodengutachter nehmen unsere Kenntniss oftmals um die Lage zu beurteilen. Spektakuläre Einsätze, wie z.B. unter der Petrikirche in Wiemelhausen oder im Stollen Ruhrblick Hattingen sind dabei seltener. Ein Beispiel, wo der SBB fast schon im vorübergehen mit Kenntnissen helfen konnte, war beim Bau der neuen Ruhrbrücke Hattingen. Hier war beim Bau der Straße direkt neben der Brücke ein Tagesbruch aufgetreten. Durch die Zeitzeugenbefragung der Bauleitung wurde sogar ein Stollen vermutet, der direkt unter den neu gebauten Brückenfundamenten verlaufen wäre. Ein kompletter Baustellenstopp mit horrenden finanziellen Verlusten kündigte sich an. Selbst ein Behördentermin brachte keine fruchtbaren Ergebnisse, so daß hier zunächst ein Bodengutachten erstellt werden sollte. Das drohende Unheil dauerte so lange, bis der SBB vom Denkmalamt hinzugezogen wurde. Nach dem Einstieg in den Tagesbruch stand fest, daß hier lediglich ein Deckungsgraben angetroffen worden war, der auch keinen Einfluß auf die Standfestigkeit der Brückenelemente haben, und der durch einfaches ausbaggern innerhalb eines Tages beseitigt werden konnte. Es gab aber auch schon Fälle, in denen der Rat des SBB ignoriert wurde. In diesen Fällen traten dann genau die unerwünschten Situationen ein, die eigentlich vermeidbar waren - siehe Sicherung eines Tagesbruches am Ruhrblick in Hattingen. Trotz vielfachen Hinweisen und Warnung wurde “blind verfüllt”, mit dem Ergebnis, daß der Dämmer erst einmal als “durchgehende Position” in die Ruhr floß. Bergbau ist kein Luftschutz.
Fast immer können viele Situationen anhand von Beschreibungen, Plänen, Luftbildern und Fotos abgehandelt werden. Aus diesem Grunde ist der SBB in der Lage, viele Problemstellungen telefonisch und oder per Mail abzuklären und den Hilfesuchenden fachlichen ersten Rat zu zu geben. Dies betrifft immer die Art der Anlage, ob Stollen oder Deckungsgraben Stollenanlagen sollten immer mit Gutachter (Bodengutachter, Baugrundgutachter) bewertet und abgehandelt werden:
Den Luftschutz zu erforschen ist eine große Aufgabe, auch wenn es anders erscheint. Beginnend bei der Gesetzgebung über diverse Vorschriften, Anweisungen und Abhandlungen, vom Material - und Ausstattungsbedarf bis hin zu der Beschaffung und vom Maschineneinsatz bis zum Arbeitskräfteeinsatz gibt es noch vieles zu erhellen.
Heutzutage wird die Bezeichnung “Bunker” oftmals in Unkenntnis verwendet und suggeriert in den meisten Fällen eine scheinbare Sicherheit. Selbst die einfachsten Luftschutzkeller oder Deckungsgräben werden dadurch, zumindest verbal, gewollt oder ungewollt, unberechtigt aufgewertet. Letztendlich glauben viele Menschen sogar, daß ein Atombunker tatsächlich sicher ist gegen Bomben. Hier sprechen übrigens Fachleute von Strahlenschutzräumen mit kleiner oder großer Technik, oder von Grundschutzanlagen. Diese wurden im kalten Krieg meist als MZA (Mehrzweckanlage) geschaffen. Und wer von einem ABC-Bunker spricht, sollte wissen, daß dieser nur teilweise vor herkömmlichen Bomben schützt. Teilweise deshalb, weil mancherorts alte, damals bombensichere Luftschutzbunker aus dem 2.Weltkrieg zu ABC-Schutz-Anlagen umgebaut wurden. Nur diese schützen noch einigermaßen vor Sprengbomben in den Kalibern der damaligen Abwurfmunition
Mehrzweckanlagen wurden im Kalten Krieg fast durchgehend mit nur 1,00m bis 1,10m Wandstärke gebaut. Im Gegensatz zu Bunkern des 2. Weltkrieges, die in der ersten Bauwelle bereits Wandstärken von 1m - 1,40 m aufweisen mußten. Bei der zweiten Bauwelle lag die Mindeststärke bei 2,00m.
Die interessanteste Luftschutzanlage, die der Studienkreis Bochumer Bunker sichten konnte, war die U-Verlagerung der Stromverteilung des Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation. Diese spezielle, weltweit einzigartige Sach- und Personen-Luftschutzanlage wurde zwischenzeitlich komplett beseitigt. Im Werk selbst bezeichneten Werksleitung und Mitarbeiter den “Bunker” Tunnelverteilung. Die Erforschung von Luftschutzanlagen aller Art ist ein sehr umfangreiches Feld. Wer sich mehr als nur oberflächlich damit befassen will, sollte sich schon zahlreiche fundierte Kenntnisse aneignen, um mehr als nur Länge, Breite und Wandstärken benennen zu können. Aus diesem Grund sind hier auf der Homepage einige Themen zu finden, die auf den ersten Blick keinen direkten Zusammenhang erkennen lassen. Um das vorhandene Wissensspektrum zu überblicken, haben wir die von uns durchgearbeitete Literatur gesondert aufgelistet. Die meisten Fachbücher sind in den großen Archiven zu finden (Teil der Quellen)
Fragen die zum Thema Luftschutz aufkommen sind: die Standortwahl, der Nutzerkreis, das Antrags- und Genehmigungsverfahren, die Materialbeschaffung - und Lieferung, die angefallenen Kosten, die Baufirmen und die eingesetzten Arbeitskräfte, die zur Verfügung stehenden Maschinen, die Beseitigung und der Verbringungsort von anfallendem Aushub, die technische Ausstattung, das eingesetzte Personal (Luftschutzordner und Bunkerwarte), die soziale Ausstattung, die Berechnungen und Grundlagen der im Betrieb befindlichen LS-Anlage (Luftversorgung etc.), die Statik, die Abwasserbeseitigung, die Pläne und Zeichnungen aller Art, angefangen vom Architektenentwurf bis hin zu den Armierungsplänen, und auch die Hygiene (Reinigung der Anlagen nach Gebrauch etc.) ist ein nachfragbarer Punkt. Zudem ist noch die Nachkriegsnutzung ein Thema.Betrachtet man den gesamten Luftschutz aus verschiedenen Blickwinkeln, wird das Forschungsfeld um ein Vielfaches erweitert. Aus diesem Grund ist hier auch ein kleiner Einblick in die damalige Zeit wichtig. Begehungen werden beim SBB geplant und nur durchgeführt, wenn die Sicherheit gewährleistet ist.Besonders nachdenklich stimmt der “Zeitgeist” in Sachen Gerüchte und Spekulationen. In den letzten Jahren werden fast schon regelmäßig in den Medien abenteuerliche Themen rund um Luftschutzanlagen wild zusammengestrickt. Dadurch werden mancherorts normale Menschen mit einem Schatzsuchervirus geimpft, den sie auch ohne Vorkenntnisse gerne ausleben wollen. Für all diejenigen, die Denken, daß man nur in einen Luftschutzstollen einbrechen muß, um das versteckte Bernsteinzimmer, das Reichsgold oder Waffen zu finden, hier nur mal etwas zum Nachdenken: 1.) Wenn die Nazis hätten etwas verstecken wollen, hätten sie das bestimmt nicht in einem genutzen LS-Stollen gemacht. Die Schutzsuchenden hätten sich deswegen auch keinen weiter entfernt gelegenen Schutzraum gesucht. Und wenn, wäre das Geschrei so laut gewesen, daß das “Versteck” auch bei den Alliierten zu hören gewesen wäre. 2.) Nach der Vereinnahmung durch die Allierten, wurden von diesen zunächst die Verwaltungen aufgesucht und die Listen aller LS-Anlagen vereinnahmt. dadurch konnten alle LS-Anlagen systematisch nach versteckten Partei- und Wehrmachtsangehörigen, wie auch nach Wertgegenständen und Waffen durchsucht werden. Im Rahmen von Befragungen wurden zudem auch kleinste Werkluftschutz - und Privatanlagen in Hinterhöfen durchforstet. 3.) In der Nachkriegszeit wurden, anläßlich eines Unfalles mit Kindern, ab 1952 alle Luftschutzanlagen noch einmal gesichtet und gesichert. Wer heutzutage also denkt, er könne etwas verwertbares in Luftschutzanlagen finden, sollte sich erst einmal Gedanken darüber machen. Neben Luftschutzanlagen (Luftschutzbunker) aller Art gibt es auch militärische Bunker in allen Varianten und Formen. Obwohl Militärbauten nicht wirklich im Interesse des SBB liegen, ist ein Blick über den Tellerrand hinaus hilfreich bei der technischen Einschätzung von Schutzbauten und dem was bereits damals machbar war.
So gab es schon in den 30er Jahren Kabelschutzrohre (KSR). Diese allerdings nicht aus Kunststoff, sondern aus Beton. Die Entwicklung der Kommunikation und Datenübertragung begann mit dem Kupferkabel und ist nunmehr beim Glasfaserkabel angekommen. Die Erforschung des Luftschutzes beinhaltet selbstverständlich auch solche Übertragungswege, da über Telefon und Fernschreiber etc. z.B. Luftlagemeldungen durchgegeben und Sirenen angesteuert werden konnten. Mit viel Glück werden mit Straßenarbeiten alte Anlagen, wie z.B. Kabelschächte freigelegt, in denen belassene Sirenen-Steuerkabel gesichtet werden können.
Solche und ähnliche Ordnungen waren sowohl in Luftschutzstollen, als auch in Luftschutzbunkern zu befolgen (Bunker- und Stollenordner stellten die Einhaltung sicher) . Aber auch Luftschutzräume in Kellern oder in Deckungsgräben hatten ihre Ordnung. Hausluftschutzwarte - und Ordner wachten über die Einhaltung.
Genormte Schilder, die zum Vertrieb genehmigt waren, sind selbstverständlich ebenfalls Bestandteil der SBB-Luftschutzrecherche, wie auch mit Schablonen aufgetragene Hinweise oder Anordnungen.
Selbstverständlich beinhaltet das Thema Luftschutz auch die menschliche Belange. Am Beispiel Gepäckgröße und Kinderwagen mit entsprechenden Anordnungen wird verdeutlicht, mit welchen Problemstellungen im LS zu rechnen sind. Die Tendenz, möglichst viele persönlichen Werte zu retten, ist jedem Menschen von Natur aus gegeben. Im Krieg wird dies auf das wirklich notwendigste reduziert, und zwar so, daß es in eine Akten- oder Handtasche passt. Jeder Koffer und jeder Kinderwagen nimmt den Platz weg, den andere Menschen brauchen. Deshalb finden sie nachfolgend eine diesbezügliche Anordnung: Der Polizeipräsident in Bochum als örtl. LS.-Leiter, S.-Luftschutz c - 54'94 50/44 Bochum, den 16. Nov. 1944 An die Pressestelle im Hause Nachstehende Pressenotiz ist in allen Tageszeitungen des Präsidialbezirke 2 mal mit einem Abstand von 3 Tagen aufzunehmen
Keine großen Gepäckstücke und Kinderwagen mit in den LS-. Bunker nehmen infolge der immer schwerer werdenden Luftangriffe sind alle LS-Bunker und bombensicheren LS-Stollen bis an die Grenze der Möglichkeit besetzt. Es kann daher nicht länger geduldet werden, daß von den schutzsuchenden Volksgenossen große Gepäckstücke, Betten, Kinderwagen usw. mit in die LS-Bunker pp. genommen werden, da hierdurch den anderen schutzsuchenden Volksgenossen Schutzraum entzogen wird. Außerdem wird dadurch beim Einschleusen der Benutzer der freie Durchlaß stark behindert. Wiederholt ist es hierbei, zumal bei plötzlich auftretender Gefahr, zu bedauerlichen Unfällen gekommen. Kinderwagen müssen vor den LS-Bunkern bzw. Stollen abgestellt werden; nur leichtes Handgepäck darf mitgenommen werden. Alle Polizeibeamten, LS-Bunkerwarte und LS-Bunkerordner haben Anweisung, im Interesse aller Schutzsuchenden die Einhaltung dieser notwendigen Anordnung, wofür von den in Frage kommenden Volksgenossen vollstes Verständnis erwartet wird, zu überwachen
Die Erfindung des Hollerith-Verfahrens entsprang nicht einem eigennützigen Motiv, sondern dem volkswirtschaftlichen Bedürfnis, wichtige bevölkerungs- und wirtschaftspolitische Statistiken in einer weit-gegliederten und vor allem zeitsparenden Arbeitsmethode aufzubereiten. Diesen Charakterzug volkswirtschaftlicher Nützlichkeit hat das Lochkartenverfahren auf seinem Werdegang bis zum heutigen Tage bewahrt. Bewußt oder unbewußt hat es sich vorzugsweise Aufgaben zugewandt, die nach Umfang und Bedeutung meist über das individuelle Interesse hinaus in größere Betrachtungssphären hineinragen. Schon allein als Hilfsmittel zur. Bearbeitung von Massenvorgängen in Verwaltungs- und Wirtschaftsbetrieben mit mittelbarer oder unmittelbarer nationalwirtschaftlicher Bedeutung kann sein volkswirtschaftlicher Wert nicht geleugnet werden. Es ist charakteristisch, daß das Verfahren zuerst von Verwaltungszweigen und Industrien herangezogen wurde, denen die Pflege des Außenhandels besonders oblag, und die durch eine klare statistische Durchleuchtung ihrer Verwaltungs- und Verkaufsmethoden eine Förderung der Ausfuhr und damit einen Nutzen für die Volkswirtschaft zu erzielen suchten.Volkswirtschaftliche Beweggründe waren es auch, die die staatlichen Verkehrsunternehmungen veranlaßten, sich schon im Jahre 1911 mit der Verwendung des Hollerith-Verfahrens zu beschäftigen. Sein außer-ordentlich hoher volkswirtschaftlicher Wert wurde schließlich während des Krieges im Dienste der Kriegswirtschaft bewiesen. Hat die damalige Zeit die im allgemeinen Interesse liegende Nützlichkeit des Hollerith-Lochkartenverfahrens erkannt, so ist weiterhin für das Verfahren der Einsatz hochleistungsfähiger Maschinen charakteristisch zur Ausführung der ihm zugedachten Arbeiten. Das Hollerith -Verfahren verlangt als umfassendes Rationalisierungsmittel technischer Art auch umfassende organisatorische Maßnahmen. Es ist daher natürlich, daß es als Arbeitsverfahren von weitreichender Wirksamkeit einer kritischen Betrachtung unterworfen wurde. Es mußte in seinen Auswirkungen sorgfältig beobachtet werden. Damit hatte es auch den Beweis zu führen, daß es als Rationalisierungsmittel keine sozial schädlichen Folgen nach sich zog, und daß es als technisches Aggregat auch dem ursprünglichen Geist der Technik entsprach. Weiterhin durften die Maschinen nicht mehr als Einfuhrware die Handelsbilanz belasten, sondern hatten sich als ein Erzeugnis deutscher Arbeit Staat und Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Als wenige Jahre vor dem Kriege die ersten Hollerith-Maschinen auf dem deutschen Markt erschienen, fanden sie in Verwaltung und Wirtschaft einen noch wenig aufgeschlossenen Geist. Das betriebswirtschaftliche Gedankengut war vorwiegend von der Rentabilitätsidee beeinflußt. Rationalisierungsprobleme kannte man nicht. Die Technik dieser neuartigen Büromaschinen regte lediglich dazu an, statistische Erhebungen und Auswertungen zu verbessern, gegebenenfalls einzelne Arbeitshandlungen des Rechnungsdienstes zu mechanisieren, ohne deren Gesamtorganisation zu verändern. Die damals für die Maschinen übliche Bezeichnung „Statistikmaschine" weist darauf hin, daß man sich als Anwendungsgebiet in der Hauptsache statistische Arbeiten dachte. Eine Vorführung der Hollerith-Maschinen im Jahre 1910 vor den Mitgliedern des Deutschen Reichstages weckte das Interesse für die Verwendung des Verfahrens im Dienste der Staatsverwaltung.Daher haben zuerst deutsche Reichs- und Landesverwaltungen die Vorteile, die das neuartige Arbeitsverfahren zu bieten schien, für statistische Arbeiten in Anspruch genommen. Schon 1910 wurde in einigen deutschen Ländern, so in Württemberg, Elsaß-Lothringen und Baden die Volkszählung mit dem Lochkartenverfahren ausgeführt. Wenn auch damals der Stand der Maschinentechnik und die mangelnden Erfahrungen noch keine allzu überwältigenden Ergebnisse zeigten, so genügten sie doch, um bei weiteren wichtigen Verwaltungsstellen des Reichs und der Länder Versuche aufzunehmen. Bereits im Jahre 1911 hatte das Statistische Reichsamt die Handels- und Binnenschiffahrtsstatistik im Lochkartenverfahren zu bearbeiten begonnen. Ebenso bedienten sich das Preußische und Sächsische Statistische Landesamt vorübergehend des Verfahrens bei der Bearbeitung der Bevölkerungsbewegungsstatistik. Von den übrigen Reichsstellen hatten 1913 die Kaiserliche Werft in Kiel, die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte in Berlin begonnen, das Hollerith -Verfahren für statistische Arbeiten zu verwenden. Gleichzeitig mit der Aufnahme des Verfahrens in der Reichs- und Landesverwaltung faßte es auch in der Industrie und in Handelsunternehmungen Fuß. Es waren in erster Linie die chemische und die elektrische Industrie, die in den Jahren 1910 und 1912 das Verfahren für die Verbesserung ihrer Verkaufsmethoden und insbesondere ihrer Absatzstatistik verwendeten. Von diesen ersten Benutzern sind zu nennen :
Farbenfabriken Friedrich Bayer & Co., Leverkusen
Farbenwerke vorm. Meister Lucius & Brüning, Frankfurt (Main) -Höchst
Badische Anilin- und Sodafabrik, Ludwigshafen
A. E. G. Kabelwerk Oberspree
A. E. G. Friedrich-Karl-Ufer
Siemens-Schuckertwerke A. G., Berlin-Siemensstadt
Osram, Charlottenburg
Brown Boverie & Cie. A. G., Mannheim-Käferthal.
Eine Reihe kommunaler Verwaltungsstellen, so das Statistische Amt der Stadt Berlin und der Stadt Wien, weiterhin die Ruhrknappschaft u. a. m. übernahmen 1912/13 das neuzeitliche Verfahren.
Die Verkehrsunternehmungen, insbesondere die ehemaligen Staatseisenbahnen, als erste die Württembergische Staatseisenbahn, hatten bereits 1910 den Gedanken erwogen, die im Statistischen Landesamt in Stuttgart für Volkszählungsarbeiten benutzte Hollerith-Lochkartenmaschine für die Eisenbahn-Betriebsleistungsstatistik mit zu verwenden. Anfang 1911 wurde im Eisenbahn-Zentralamt ernstlich die Frage der Verwendung von Lochkarten geprüft und von der Königl. Preuß. Eisenbahndirektion Berlin die Anwendung des Verfahrens für die Güterverkehrsabrechnung und das Tarifwesen untersucht. Diese verheißungsvollen Ansätze entwickelten sich jedoch nicht weiter, weil die damalige Technik der Lochkartenmaschinen den weiten Kreis der Nutzungsmöglichkeiten nicht erfüllen konnte. Soviel aber wurde offenbar, daß für die Folgezeit eineverbesserte und geeignetere Lochkartentechnik zur Neuordnung der Betriebsleistungsstatistik, der Güterverkehrsabrechnung und des übrigen Verwaltungsdienstes unerläßlich sei und ihr Erscheinen erwartet wurde. Von den übrigen Verkehrsunternehmungen hat die Hapag, Hamburg, schon 1913 das Lochkartenverfahren für Buchhaltungszwecke verwendet. Später begann auch die Kaiserliche Oberpostdirektion Berlin das Hollerith -Verfahren erstmalig im Rentenrechnungsdienst anzuwenden. Allen diesen Versuchen fehlte jedoch die klare Zielsetzung. Die weiten Perspektiven, die erst der spätere technische Fortschritt eröffnete, waren noch nicht sichtbar. Durch den Ausbruch des Weltkrieges nahm die Entwicklung des Lochkartenverfahrens von Grund auf eine andere Richtung. Mit der bald einsetzenden Einfuhrbeschränkung waren der weiteren Ausdehnung Schranken gesetzt. Die neuen Aufgaben in vielen Betrieben der öffentlichen Verwaltung und Industrie brachten auch eine Änderung in der Verwendung des Lochkartenverfahrens. Die Lochkarte wurde höher-wertigen, der Buchhaltung und Wirtschaftskontrolle dienenden Arbeiten zugeführt, soweit es die damalige Technik der Maschinen zuließ. Die umfangreichen Bestandserhebungen der Kriegsbewirtschaftung von Rohstoffen und Lebensmitteln und deren Verteilung verlangte mit zwingender Notwendigkeit nach einem wirksamen maschinellen Hilfsmittel.
Eine Reihe von Kriegsgesellschaften und Rüstungsbetrieben, wie Blohm & Voß Kom.-Ges. a. A., Hamburg, Mixt & Genest, Telefon- und Telegraphenwerke, Berlin, Bayerische Geschützwerke Friedrich Krupp, München
u. a. führten sofort das Lochkartenverfahren ein, das sich als ein kriegswichtiges und damit für die deutsche Volkswirtschaft lebensnotwendiges Hilfsmittel erwies. Es machte sich unentbehrlich in der Zeit größter Gefahr für Staat und Volk für die Rohstoff- und Lebensmittel-Bewirtschaftung Die Anwendungsgebiete in der Kriegswirtschaft waren, praktisch gesehen, unbegrenzt. Da es unmöglich war, die Maschinen im erforderlichen Maße einzuführen oder selbst zu bauen, mußte die Anwendung des Lochkartenverfahrens auf die wichtigsten kriegswirtschaftlichen Gebiete beschränkt bleiben. Bestehende Lochkartenorganisationen, die für die Kriegswirtschaft nicht unbedingt notwendig waren, wurden eingeschränkt oder eingestellt und die frei werdenden Maschinen für kriegswichtige Betriebe beschlagnahmt. Eine größere Sendung von Maschinen konnte zwar kurz vor Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg aus Amerika über das feindliche Ausland eingeführt werden, aber das war nur eine zufällige Hilfe. Diese Erkenntnis hat der Deutschen Hollerith Maschinen Gesellschaft damals erneut den Gedanken nahe-gebracht, sich durch Eigenfertigung der Maschinen vom Auslande unabhängig zu machen, um mit vollem Einsatz der notwendigen Maschinen in den Dienst der Kriegswirtschaft treten zu können. Dieser Plan wurde sehr bald mit Ernst aufgenommen und wirkte sich fördernd auf maschinen- und arbeitstechnischem Gebiet aus. Als mit der Beendigung des Krieges die Bemühungen begannen, das zerstörte Wirtschaftsleben wieder aufzubauen, zeigten die betriebswirtschaftlichen Neuordnungen und die Rationalisierungskonjunkturen dem Lochkartenverfahren neue Perspektiven.Der schnelle technische Fortschritt eröffnete dem Hollerith-Verfahren neue Arbeitsgebiete. Mit der Erschließung neuer Arbeitsgebiete verfeinerte sich wiederum seine Technik, so daß sich in wechselseitiger Förderung auch sein Wirkungskreis und seine Nützlichkeit für die gesamte Volkswirtschaft erweiterte. Die Ausrüstung der Tabelliermaschinen mit Schreib-, Subtraktions-, Saldierwerken, Gruppenkontrolle und vielen anderen Einrichtungen, machte das Verfahren immer mehr für die Bearbeitung von Buchhaltungen aller Art geeignet. Das Verfahren erhielt durch die Verlagerung seines Schwergewichtes auf das Rechnungswesen eine erhöhte betriebswirtschaftliche Bedeutung. Volkswirtschaftlich und betriebswirtschaftlich bedeutungsvolle Formen der Anwendung traten in der Folgezeit hervor. In der Staatsverwaltung waren Massenarbeiten, zu deren Bewältigung das Hollerith -Verfahren diente, vorwiegend statistischer Natur. Die Kameralistik bot als einfache Einnahme- und Ausgaberechnung selten genügend Übertragungsfälle, um den Einsatz des Lochkartenverfahrens wirtschaftlich zu rechtfertigen. Der Schwerpunkt lag daher in der Staatsverwaltung auf der Statistik, die als „das Auge des Herrschers" mehr denn je an Bedeutung gewonnen hatte. In der Reichs- und Staatsverwaltung war die erneute Verwendung des Lochkartenverfahrens von dem Gedanken beeinflußt, die Leitung straffer zu zentralisieren. Die dadurch sich ergebenden praktischen Arbeiten konnten ohne wirksame technische Hilfsmittel nicht mehr ausgeführt werden. Für die Massenbeobachtungen war die Anwendung des Lochkartenverfahrens ausgedehnt worden. Bei der Menge der jährlich anfallenden Erhebungsfälle rd. 20 —30 Millionen, war es nicht anders möglich, als die Einheitswertstatistik, die Einkommen-, Vermögens- und Umsatzsteuerstatistik mit Hilfe des Lochkartenverfahrens zu bearbeiten . Als mit der Machtübernahme der Führer den 4-Jahresplan verkündete und eine allgemeine Volks-, Berufs- und Betriebszählung angeordnet wurde, fiel dem Hollerith-Verfahren die Aufgabe zu, diese umfangreiche Zählung in einem Zeitraum von wenigen Monaten auszuführen. Diese Inventuraufnahme eines Volkes sollte gewissermaßen den Zustand der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse des deutschen Volkes an einem Zeitpunkt feststellen, an dem das große Aufbauwerk begann. Das Hollerith -Verfahren hat diese große volkswirtschaftliche Aufgabe gelöst und damit eine Arbeit geleistet, wie sie nie zuvor und in keinem Lande der Welt in derartig weitgehender Gliederung, Genauigkeit und Schnelligkeit ausgeführt wurde. Bereits nach wenigen Monaten standen der Regierung wichtige Zahlenergebnisse zur Verfügung. Der Wert dieser Statistik wurde dadurch besonders erhöht, und vielleicht zum erstenmal ermöglichte sie der Staatsführung einen unmittelbar praktischen Nutzen. Der Erfolg veranlaßte auch andere Verwaltungen, sich das Verfahren mehr und mehr dienstbar zu machen.
So z.B. die NSDAP. die in ihrem großen Verwaltungsapparat weitgehende Beobachtungen vornahm über Bestand und Bewegung der Parteimitglieder, deren Ausgliederung nach Alter, Geschlecht und Beruf, ferner über die Personalverhältnisse der SA., SS., HJ., Jungvolk, BDM., Frauenschaft, Studentenschaft, NSV. usw. Auch diese Massenbeobachtungen sind Anwendungsgebiete für das Lochkartenverfahren.Im Gebiet der Kommunalverwaltung war es zuerst die Stadtverwaltung Köln, die das Lochkarten-verfahren einführte. Andere Städte, wie Frankfurt a.M. dehnten das Anwendungsgebiet noch erheblich weiter aus und erfaßten die gesamte Mittelverwaltung, einschließlich Steuererhebung und Verrechnung; sie wendeten das Verfahren auch in den städtischen Betrieben der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke an.Fast ebenso verhält es sich im übrigen Gebiet der öffentlichen Verwaltung. Hier wurde das Lochkartenverfahren verwendet in der Sozialversicherung (Reichsversicherungsamt), im Fürsorge- und Wohlfahrtswesen, bei Krankenkassen usw. Als eine der ersten hatte im Jahre 1911 die Ruhrknappschaft eine Krankenhausstatistik angefertigt. In wichtigen Wirtschaftszweigen wurde das Hollerith-Verfahren in der Hauptsache für statistische und in Einzelfällen für buchhalterische Arbeiten benutzt. In Industrie und Handel hatte das Hollerith-Verfahren seine vielseitigste Verwendung. Es beherrscht dort das gesamte Rechnungswesen und alle mit der Kontrolle und Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit der Betriebe zusammenhängenden Forschungen und Ermittlungen.In der Eisen- und Maschinen-Industrie hat im Jahre 1916 die Firma Schieß-Defries A.-G. in Düsseldorf das Hollerith-Verfahren zuerst für die Betriebsabrechnung verwendet. Diese Organisation war richtunggebend für viele Industriebetriebe. 1920 übernahmen die Deutsch-Luxemburgischen Hüttenwerke A.-G., das Eisen- und Stahlwerk Hösch und der Gelsenkirchener Bergwerksverein das Hollerith-Verfahren. 1926 folgten Stahlwerk Becker, Röchling'sche Eisen- und Stahlwerke A.-G., Vereinigte Stahlwerke, Rheinmetall u. a. 1927 führte u. a. auch die Fried. Krupp A.-G. das Hollerith-Verfahren ein.
Das deutsche Eisenbahnwesen wurde durch den Krieg vor völlig neue Aufgaben gestellt. Die Transportleistungen, die für die Landesverteidigung auszuführen waren, hatten den Betriebsapparat fast gänzlich heruntergewirtschaftet. Die neue Grenzziehung hatte die Transportrichtung geändert und damit eine Veränderung in der Benutzung der Betriebsanlagen gebracht. Aus diesen Schwierigkeiten erwuchs die wichtige Aufgabe, Ordnung in den Betriebsapparat zu bringen. Die Deutsche Reichsbahn hatte sich die Grundlagen für den Aufbau ihres Betriebsdienstes durch eine neuzeitliche Betriebsleistungsstatistik geschaffen, die im Hollerith -Verfahren aufgestellt wurde. Die Statistik lieferte Angaben über Leistungen der Züge, der Wagenachsen der Lokomotiven, des Personals und über die Belastung der Strecken. Am Gelingen dieser für das deutsche Wirtschaftsleben bedeutungsvollen Aufbauarbeit hatte das Hollerith -Verfahren einen großen Anteil.Die Deutsche Reichsbahn bearbeitete mit dem Lochkartenverfahren als 140 Millionen Buchungsfälle jährlich (siehe „Amtliche Nachrichten der Reichsbahn", Heft 16, vom April 1930).
Diese Stellungnahme der NSDAP. zur Technik wurde auf dem Reichsparteitag 1935 vor der Öffentlichkeit von Dr. Todt, dem Beauftragten für Technik und deren Organisationen, nachdrücklich wiederholt: „Das Wesen der Technik ist geblieben, was es war, und wird bleiben, was es ist: die Kunst des Menschen, sich die Natur dienstbar zu machen. Das Können des einzelnen wird übernommen von der Gesamtheit und dieser Gesamtheit nutzbar gemacht. Der Nationalsozialismus führt die Technik wieder ihrer ursprünglichen Aufgabe zu, nicht dem Nutzen des einzelnen, sondern dem Nutzen der Allgemeinheit zu dienen."Maßgebend für Mechanisierungsmaßnahmen ist daher nur der Nutzen, den sie der Volksgemeinschaft bringen.Nachdem diese Festschrift erschien, wurde diese Technologie fast überall eingesetzt. Auch die OT (Organisation Todt) setzte dieses rationelle Verfahren ein. Der Bau des Westwall,des Ostwall und des Atlantikwall wie auch der vielen Luftschutzbunker und Luftschutzstollen wären in der kurzen Zeit ohne das Hollerithverfahren nicht möglich gewesen. Und da diese Hollerithmaschinen besonders wertvoll und schützenswert waren, wurde diese in gesonderten “Hollerithbunkern”, mindestens aber in stark verstärkten Luftschutzräumen aufgestellt. Ob Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation, Henrichshütte, Stahlwerke Witten oder auch Hanomag - Alle Werke der Ruhrstahl AG hatten Holerithbunker.
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