Im Krieg gab es mehrere Hersteller die Luftschutztürme konstruierten und auch die Genehmigung zu deren Vertrieb erhielten. Die bekannteste Bauart war der Winkel-Turm der nach seinem Erfinder und Konstrukteur benannt wurde.
Der Vorteil von Einheitsbauwerken lag vor allem darin, daß Grundkonstruktionen ähnlich der militärischen Regelbauten (z.B. Westwall) mit der zugehörigen Statik entwickelt wurden und die Bauwerke fast überall in kurzer Zeit ohne weitere Architektenleistungen (Entwurf, Statik) und gesonderte Vor-Prüfungen (statische Überprüfung bei der Bauvoranfrage u. dergl.) aufgestellt werden konnten. Auch die Schalungen konnten wieder verwendet werden. Deswegen wurden u.a. LS- Turm- Bauarten zum Vertrieb genehmigt.
Dietel - Türme wurden von der Dietel-Gesellschaft mbH, Grunerstr. 56, Düsseldorf, Telegramm Adresse LUBAG, gebaut bzw. vertrieben. Überwiegend erfolgte die Bauausführung durch Vertragsfirmen. In der Grundkonstruktion entwickelte die Dietel-Gesellschaft runde und quadratische Turmbauten. Die Bezeichnung lautete: Bauart (System) “Dietel” Type A,B,C..., wobei Varianten im Ausbau möglich waren und demzufolge Buchstabenkombinationen verwendet wurden.
Dietel-Türme wurden oftmals wegen der günstigen Preisgestaltung im Werksluftschutz eingesetzt. So kostete beispielsweise der Dietel-Rundturm Typ “B” mit einer Kapazität von 500 Personen mit allen technischen Einbauten ca. 131000 Reichsmark, allerdings unter der Vorraussetzung, daß Arbeitskräfte werksseitig oder von seiten des Arbeitsamtes gestellt wurden. Nicht direkt kalkulierbare Situationen beinhaltete der Festpreis allerdings nicht. Deshalb wurden alle Eventualitäten bereits in den Angeboten unter Vorbemerkungen ausgeschlossen. Beispiel: Angebot vom 4.Okt. 1940 eines Dietel Type “B” für 500 Personen für die Ruhrstahl AG. “Vorbemerkung: Dem Angebot liegen die Bedingungen der V.O.B. zugrunde. Die Preisermittlung erfolgte aufgrund der beiliegenden Zeichnungen Nr. und Preisunterlagen der für uns tätigen Spezialfirmen. In den Preisen ist, soweit nichts anderes bemerkt ist, die Lieferung sämtlicher Baustoffe sowie das Vorhalten der Schalungen, Gerüste, Geräte und Maschinen einbegriffen. Voraussetzung ist, daß die Ausführung der Arbeiten ungehindert erfolgen kann und uns seitens der Bauherrschaft kostenlos zur Verfügung gestellt werden : 1.) Anschlußgleise bis mindestens 50 m Entfernung von der Baustelle zur Heranschaffung der Baumaterialien und Geräte: Anschlußgebühren gehen zu Lasten der Bauherrschaft, 2.) genügend Lagerplätze und Raum für die Baustelleneinrichtung in unmittelbarer Nähe der Baustelle. 3.) Bauwasser und elektrischer Strom zum Antrieb der Baumaschinen und Beleuchtung der Baustelle frei Verwendungsstelle. Ferner setzen wir voraus, daß den für uns tätigen Firmen seitens des Arbeitsamtes Arbeitskräfte in der erforderlichen Anzahl und Eignung zur Verfügung gestellt werden.....” (Auszug aus dem Angebot)
Tagelohnarbeiten sollten vermieden werden. Bei Bedarf wurden die Tagelohnarbeiten von der Bauleitung gesondert in Rechnung gestellt: Polier 2,10 RM/ Std, Vorarbeiter 1,70 RM/ Std, Zementfacharbeiter 1,70 RM/ Std, Maurer 1,35 RM/Std, Zimmerer 1,40 RM/Std, Bauhilfsarbeiter 1,20 RM/Std und Lehrling 0,70 RM/Std.
In dem o.g. Angebot beliefen sich die reinen Luftschutzturm- Kosten des Bauwerkes in Pilzform auf 93592,59 RM. Darin enthalten waren Fundamentplatte und Dach aus Eisenbeton, Aussenmantel bis U.K. 5. Geschoss aus Stampfbeton incl. Treppenpodeste, Decken und Innenwände, sowie Herstellung aller Öffnungen und Durchbrüche für Rohre, Treppen, Türen, Be-und Entlüftung usw. Das Aufstellen und Einreichen der erforderlichen statischen Berechnungen ist in den Preisen einbegriffen, ebenso das Liefern sämtlicher Materialien, das Vorhalten aller Geräte und Gerüste, Schalung, Maschinen etc. für 3 - 4 Monate.
So wurde folgendes ausgewiesen:
Erdarbeiten 604,35 RM, Ein Stück Luftschutzturm 93592,59 RM, Sonstige Arbeiten 10009,45 RM, Belüftungsanlage 7182,50 RM, Sanitäre Installation 3500 RM und Elektro-Installation 2300 RM zuzügl. 2 % Umsatzsteuer und 10% für Planung und Überwachung ergibt 131251,56 RM
Dietel - Turm Pilzform
Schnittzeichnung
Sonderaufbau - Beobachtungsstand auf einem Dietel - Turm. Genutzt zur Überwachung des umliegenden Geländes, Sichtung von entstehenden Bränden und Schadensmeldungen.
Ansicht eines quadratischen Dietel- Turmes mit zusätzlicher Verstärkung der bombensicheren Decke.
Konstruktion der Verstärkung
Die ersten Dietel hatten überwiegend eine Wandstärke von 1,00 bis 1,40 m. Mit der II. Welle wurde die Wand und Deckenstärke auf 2,00 m erhöht. Im vorliegenden Fall wurde ein quadratischer Dietel-Turm im Rahmen des Werksluftschutzes der Henrichshütte Hattingen sogar nachträglich auf 2 m verstärkt. Dabei wurde das ursprünglich pyramidenförmige Dach bis zur Spitze mit Beton verstärkt und begehbar gemacht. In den oberen Etagen wurde die WLS - Hauptbefehlsstelle mit zusätzlichem Beobachtungsstand eingerichtet. Die Etagen 1.OG bis 4.OG waren fest zugeordnete LSR für die Beschäftigten (Zuordnung nach Abteilungen, stationäre Arbeitsplätze). Das EG diente als Ausweich-LSR für Personen, die sich ständig auf dem Werksgelände bewegen mußten, wie z.B. Wiederherstellertrupps, Elektriker, Transportarbeiter usw.. Das Bauwerk wurde in den 60er Jahren komplett abgerissen damit das Stahlwerk der Henrichshütte erweitert werden konnte.
Quellen: Pläne und Angebote der Dietelgesellschaft, Luftbilder
Weiter zu OT Bunker
Weiterführende externe Links