Im Rahmen des Werksluftschutzes mußten die Zechen besondere Vorkehrungen treffen um das Personal zu schützen und um die Produktion aufrecht zu erhalten. Die besonderen Umstände erforderten Maßnahmen, die über die normalen Vorschriften des zivilen Luftschutzes hinausgingen. Hinzu kam der Schutz der Grubenbaue oder z.B. die Gefährdung der Bergarbeiter unter Tage, im Falle Fahrschacht und Bewetterung zerstört wären. Zuzüglich waren die wichtigen Holzlager gefährdet, so daß auch der Brandschutz und die dementsprechenden Vorbereitungen erheblich umfangreicher waren, als im Bereich des zivilen Luftschutzes.
Da die zivilen LS - Anlagen in manchen Stadtteilen nicht ausreichten, wurden die Werksluftschutzanlagen oftmals auch um zivile Stollenschutzräume erweitert
Kriegswichtige Zechen in Bochum
Für Luftschutzzwecke wurden auch alte Grubenbaue, Strecken oder Schächte aufgewältigt, bzw. luftschutzmäßig hergerichtet und genutzt. In manchen Fällen fand in solchen Anlagen auch beschränkt eine Produktion statt.
- Amalia - Teile der Grubenbaue wurden genutzt. Die Zeche selbst war bereits 1928 in Heinrich Gustav aufgegangen. Die noch funktionellen Stollen mit mehreren Verbindungen zu Mansfeld dienten als Lager - und Transportstollen
- Baaker Mulde - 1904 aufgehen in Friedlicher Nachbar. Der Tunnel diente im Krieg u.a. als Unterbringung , bzw. Schutz für die Züge des Bochumer Vereins. Zudem lagen Pläne vor, im Tunnel gesonderte Luftschutzräume zu schaffen. Ob die Zugangsbauwerke von der Hattinger Straße aus komplett fertiggestellt wurden ist derzeit noch nicht bekannt, Weiterhin wurde der Förderstollen komplett als LS- Stollen hergerichtet und wurde als Stollen Koksstraße in den Akten geführt
- Bonifacius - (Bonifatius-Stollen) 1869 zu Prinz Regent konsolidiert. Für Luftschutzzwecke wurden Teile der 1. Sohle und der Förderstollen wiederhergestellt. Damaliger Bauleiter der Luftschutzumbauten war Fritz Budessa. Der Felsstollen war auf einer Länge von 352 m mit einer Überdeckung von 20 - 23 m für 1000 Personen als Luftschutzstollen umgenutzt worden. Die Nennadresse (Lieferadresse) des Stollens war “An der Holtbrügge 34”. Letztmalig kam ein Teil dieser Luftschutzanlage ins Gespräch, weil in und um ein Sonderbauwerk des Tiefbauamtes Schäden entstanden sind. Teilweise wurde hier verfüllt.
- Carl Friedrichs Erbstollen - Im Rahmen des Luftschutzes wurden hier gesonderte Zugänge vorgetrieben und Aufenthaltsräume hergestellt, zudem wurde ein zweigleisiger Stollen für Transportzwecke ausgebaut. Mit zusätzlich vorgetriebenen Verbindungsstollen wurde zudem die Möglichkeit geschaffen vom Bochumer Verein aus wichtige und teure Materialien und Halbzeuge zur Firma Eickhoff zu transportieren und fertig bearbeitet auch wieder zurückzufahren
- Colonia - 1875 zu Mansfeld vereinigt. Im Krieg mit zusätzlichen Zugängen versehen.
- Constanze - ab 1929 gehörte das Grubenfeld zu Siebenplaneten. Die oberflächennahen Grubenbaue dienten ebenfalls dem Schutz. Hierzu wurden 1 Zugang gesondert abgeteuft
- Enkeltrost Erbstollen - diente dem Personen und auch Sachluftschutz
- Friederica - Teilweise zum Luftschutz genutzt, diente aber auch der unterirdischen Infrastruktur des Bochumer Vereins in Tiefen bis zu 77m (33m NN).
- Friederica Erbstollen - bestehend aus eigentlich 2 Stollen. Ein großer Teil stand dem Krankenhaus zur Verfügung. Mit einem Querschlag und zusätzlich vorgetriebenen Stollen nutzte auch der BV diese Stollen für die unterirdische Logistik als Transportstollen z.B. zu der Firma Eickhoff
- Hasenwinkeleler Stollen
- Hasenwinkel - Himmelscroner Erbstolln
- Hasenwinkel & Sonnenschein
- Iduna - Herrichtung der 21 m tiefen Stollen für Transportzwecke; Verbindung Bochumer Verein , Rombacher Hütte, Engelsburg, Flakstellung Engelsburger Str.
- Schwarze Junge - Hier fanden in Ober- und Unterstollen erhebliche Luftschutzausbauten statt. U.a. wurde ein zusätzlicher Notausgang neben dem Mundloch geschaffen. Durch die Verbindungsstrecke zum BV wurde die Flakstellung oberhalb der Firma Dr.C.Otto über einen ehemaligen Luftschacht direkt versorgt. Der Stollen diente aber auch dem Personenluftschutz
- St. Nicolaus - ab 1842 Gewerkschaft Präsident, Alte Stollen wurden vom Bochumer Verein ab 1936 für Transport - und Luftschutzzwecke hergerichtet
- Treue - Ver. Treue - Vereinigte Treue & Amsterdam - Um 1700 entstand hier eine der ersten Zechen des Reviers. Der Treue Oberstollen von 1750 wurde bereits 1800 wieder aufgewältigt, 1942 erfolgte dies im Rahmen des Luftschutzes der Unterstollen wurde teilweise aufgewältigt. Neben kleinen Bereichen für den zivilen Luftschutz wurden hier Ausweichs - Befehlsstellen für verschiedene Abteilungen geschaffen. U.a. Ausweichs - Befehlsstelle der Organisation Todt (OT), des örtlichen Luftschutzleiters, Verwaltung Weitmar und der Reichsarbeitsdienst (RAD)
- Vollmond - Die ehemaligen Stollen, zwischen 27 m und 50 m Tiefe wurden von Mansfeld, Amalia und Bruchstraße aus mehrfach angefahren, aufgewältigt und ausgebaut und dienten logistischen Zwecken
Hinweis: Wir behandeln hier nur den Luftschutz , dessen Vorbereitung, Verwaltung, Planung und die baulichen Aspekte des Luftschutzes im Bergbau allgemein, sowie in den Zechen und Kokereien, wie auch die Luftschutz - Nutzung und die Einbeziehung von Grubenbauen aller Art.
Für allgemeine Zahlenangaben, Daten und Fakten empfehlen wir ihnen “ Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier” von Joachim Huske, Selbstverlag des Deutschen Bergbaumuseums Bochum, 1998