Energieeinsparung ist keine Erfindung der letzten paar Jahre, sondern eine Maßnahme die auch früher bereits besonders in den Kriegszeiten getroffen werden mußte. Im Krieg zielte alles darauf ab, der Rüstungsfertigung möglichst viele Ressourcen zur Verfügung zu stellen im Rahmen der sogenannten Wehrwirtschaft und Kriegswirtschaft. Hierunter fällt auch die benötigte Energie zur Erzeugung von Wärme. Auch die Mitglieder des Verbandes deutscher Ingenieure arbeiteten diesbezüglich darauf hin, Wärmeverluste zu vermeiden. Der nachfolgende Text, entnommen aus den VDI - Nachrichten, zeigt dies auf
Einsparung von Energie Erfahrungen und Beispiele aus der Wärmewirtschaft
Kohle, Strom und Gas sind die Grundlagen der Rohstoff- und Rüstungswirtschaft. Sie sparsam zu verwenden, ist Pflicht eines jeden, vor allem des Ingenieurs. Keine Kalorie, keine Kilowattstunde darf in den Betrieben verloren gehen, wenn es technisch vermeidbar ist. Die folgenden Ausführungen bringen daher einige Zusammenhänge aus dem Gebiet der Wärmewirtschaft in Erinnerung, wie ohne zusätzliche Einrichtungen in einfacher Weise Energie eingespart werden kann.
Unter den Verlusten, die den Kohlenverbrauch eines Dampfkessels erheblich beeinflussen, spielen die Stillstandsverluste eine wesentlich größere Rolle, als man vielfach annimmt. Sie setzen sich zusammen aus der Abstrahlung während der Stillstandszeit und aus der Wärme, die im Innern des Kessels an die Luft abgegeben wird. Die Strahlungsverluste sind von der Belastung des Kessels fast unabhängig, also während des Stillstandes nur wenig niedriger als während des Betriebes, z. B. bei Einschichtbetrieb nur um 10 %. Wenn die Strahlungsverluste im Betrieb 5 °/o ausmachen, so belaufen sie sich während des Stillstandes auf 4,5 % der bei Kegellast verfeuerten Kohlenmenge. Bei 16 Stillstandsstunden gehen also 72 % der Kohlenmenge verloren, die bei Regellast in l h aufzuwenden ist. Verbraucht beispielsweise ein Kessel bei Regellast stündlich 11 Kohle, so sind unter den angegebenen Verhältnissen zusätzlich täglich 720 kg Kohle aufzuwenden, um die Wärmeverluste während der Stillstandszeit auszugleichen. Aus diesem Zusammenhange ergibt sich klar die große Bedeutung, die einer vorzüglichen Wärmedämmung des Kessels zukommt.
Die Auskühlverluste im Innern des Kessels werden im wesentlichen beeinflußt durch Undichtheiten am Schieber und. im Mauerwerk, ferner durch nicht dichtschließende Feuer oder Aschenfalltüren, Schauluken u. dergl. Besonders bei älteren Anlagen findet man vielfach Absperrschieber, die sich unter der Einwirkung hoher Abgastemperaturen verzogen haben, so daß sie nicht mehr dicht in den Führungen anliegen. Auch Flugasche und -koks lagert sich häufig am Schieber ab, so daß er nicht mehr dicht geschlossen werden kann. In solchen Fällen muß der Schieber gerichtet werden; außerdem ist darauf zu achten, daß er nur wenig Spiel in den Seitenführungen hat und daß der Schieberrahmen sauber ist. Wenn möglich, sollte man eine Zugsperre einbauen, die in verschiedenen bewährten Ausführungsformen von der Industrie hergestellt wird. Bei nicht sorgfältiger Abdichtung von Schieber, Mauerwerk, Aschenfalltüren u. dergl. können die inneren Auskühlverluste bei Einschichtbetrieb leicht 10 % und mehr der während des Tages zugeführten Wärmemenge erreichen. Unter den oben genannten Verhältnissen würde man also täglich 0,8 t Kohle mehr aufzuwenden haben, und zwar lediglich, um die inneren Auskühlversuche zu decken. Zusammen mit den Verlusten durch Wärmeabstrahlung würden also die Stillstandsverluste einem Kohlengegenwert von rd. 1,5 t Kohle täglich entsprechen. Daraus geht deutlich hervor, wie wichtig es ist, alle Undichtheiten an Schiebern, Türen und am Mauerwerk zu beseitigen.
Die Bemühungen um Kohleeinsparung sollen sich nicht nur auf die Dampferzeugung erstrecken, sondern auch auf die D a m p f v e r w e n d u n g. Es ist klar, daß der Erfolg des sparsamen Kesselbetriebes zunichte gemacht wird, wenn auf der ändern Seite Fabrikationsdampf verschwendet wird.
Eine Quelle vielfacher und ansehnlicher Dampfverluste sind die Kondensatleitungen, und zwar insbesondere die Umführungsleitungen zu den Kondenstöpfen. Die Umführungsleitungen sind notwendig, damit man dem Kondensat einen Ablaufweg öffnen kann, wenn an den Kondenstöpfen gearbeitet wird. Im normalen Betrieb sollen die Umführungsleitungen geschlossen sein. In Wirklichkeit sind sie aber meistens offen; infolgedessen entweicht ständig Dampf nutzlos.
Der Grund, die Umführungsleitungen offen zu halten, ist der folgende: Morgens beim Anheizen enthalten die zu beheizenden Apparate Luft, und es dauert gewöhnlich einige Zeit, bis der Dampf die Luft verdrängt hat. Diese Zeit wird kürzer, wenn man die Umführungsleitungen öffnet und dadurch ein Entweichen der Luft begünstigt. Nun wird aber erfahrungsgemäß meistens vergessen, die Umführungsleitungen wieder zu schließen, wenn ihr Zweck erfüllt ist. Hier ist also eine scharfe Überwachung am Platze. Noch besser ist es, "wenn Kondenstöpfe verwendet werden, die mit einer Entlüftungsvorrichtung versehen sind. Außerdem empfiehlt es sich, Entlüftungsventile an den zu beheizenden Apparaten anzubringen. Soweit solche schon vorhanden sind, sollte man sie auf ihre Wirksamkeit prüfen. Es ist nämlich keineswegs gesagt, daß das Entlüftungsventil immer oben auf dem Apparat am richtigen Platz ist. Niederdruckdampf ist spezifisch leichter als Luft und sammelt sich deshalb in dem Heizmantel des Apparates über der Luft an. Öffnet man also ein oben angebrachtes Entlüftungsventil, so entweicht nur Dampf, während unten im Heizmantel das Luftpolster bestehen bleibt. In solchen Fällen muß also das Entlüftungsventil an der tiefsten Stelle des Heizmantels angebracht werden, wenn es seinen Zweck erfüllen soll.
Ein weiteres Gebiet, auf dem immer noch sehr viel Wärme verschwendet wird, ist die Beheizung von Fabrik- und Büroräumen.
Die Raumbeheizung soll erst dann in Betrieb genommen werden, wenn die Außentemperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen um 21 Uhr unter + 12 ° liegt. Die Raumtemperaturen sollen höchstens betragen:
in Wohn- und Büroräumen 18 bis 20°
bei schwerer Handarbeit 10 bis 12 °
in Fabriken bei leichter Handarbeit (Drehereien) etwa 15 °
sitzender Beschäftigung 18 bis 20 °
in Bade- und Umkleideräumen 20 bis 22 °
Zum Nachprüfen der Raumtemperaturen müssen in den einzelnen Räumen Thermometer angebracht werden. Man bekommt jedoch ein falsches Bild, Wenn man sie an irgendwelchen Stellen der Wände, vielleicht sogar an Außenwänden, aufhängt. Richtig ist, Thermometer in der Raummitte und etwa in Kopfhöhe anzubringen, gegebenenfalls mit einer entsprechend langen Schnur an der Decke aufzuhängen. Die Raumtemperatur sollte in der Hauptsache durch Einstellen der Vorlauftemperatur bei Warmwasserheizungen von zentraler Stelle aus geregelt werden. Bei Dampfheizungen ist die Temperaturregelung durch Absenken des Dampfdrucks nicht zu empfehlen, weil dann die entfernter liegenden Verbraucher unter Umständen zu wenig Dampf bekommen. Besser ist es, wenn man je nach der Außentemperatur mehr oder weniger lange Dampfstöße mit dem vollen Heizdampfdruck gibt und dazwischen den Dampf vollständig absperrt.
Selbstverständlich sollen nur solche Räume voll beheizt werden, in denen sich ständig Menschen aufhalten. Dagegen wird man nicht oder nur zeitweise benutzte Räume sowie alle Nebenräume nach Möglichkeit gar nicht heizen. Allerdings muß man auch in diesen Räumen, sobald Frost eintritt, die Heizkörper etwas anstellen, damit sie nicht einfrieren.
Daß Türen und Fenster tadellos dicht schließen und gegebenenfalls abgedichtet werden müssen, ist schon so oft gesagt worden, trotzdem sei hier nochmals darauf hingewiesen.
Weniger bekannt ist, daß man durch das Abdichten gewöhnlicher Fenster eine Wärmeeinsparung von durchschnittlich 10 °/o erzielt. Das macht bei größeren Räumen mit vielen Fenstern nennenswerte Kohlenmengen aus.
Berlin R.Boye VDI
Quelle: VDI Zeitschrift Bd. 86 Nr. 45/46 , 14.Nov. 1942 , S 670