Hochbunker Hans-Sachs-Str.
Kenntnisse aus Akten (historische Ermittlung) Die Planung des Hochbunkers Hans-Sachs-Str. begann in der Zeit der II. Welle und sah eine Belegung von 1000 Personen vor. Im Mindestbauprogramm war die Bau-Fertigstellung zum 31.12.44 geplant. Die Aushebung der Baugrube begann Januar 1942. Anfang 1944 war das 2. OG betoniert. Mitte 1944 konnte der Bunker nach der Ausschalung der bombensicheren Decke als Schutzraum genutzt werden.
Zeitzeugen berichteten, dass diese Anlage häufig überbelegt war. Genannte Zahlen liegen bei 2000 bis 3000 Personen, die in dieser Anlage Schutz suchten.
Vorgesehen war, dass der Bunker mit einem Arzt- und Entbindungsraum ausgestattet werden sollte.
In der Nachkriegszeit
Nach Beendigung des Krieges wurde der Bunker zunächst als zentrale Sammelstelle und Möbellager genutzt. Im Rahmen der Trümmerbeseitigung wurden hier aufgefundene brauchbare bzw. verwertbare Möbel, Kleidung und technische Geräte gelagert.
Allgemein
Die Erstbegeher mussten bereits nach dem ersten Betreten der Anlage feststellen, dass dieser Bunker nicht fertiggestellt wurde. Innenausbauten sind nur minimal erfolgt. Stellenweise sind in dieser Anlage noch Schalungsreste vorhanden.
Die begonnene Elektrifizierung ist sichtbar. In dieser LS-Anlage sind die geplanten sanitären Anlagen komplett eingebaut worden. Funktionsfähige Schleusen sind ebenfalls vorhanden.
Verschiedene Aussparungen sind im Rahmen der Schalungs- bzw. Betonarbeiten berücksichtigt worden. Die Funktion mehrere Nischen und Durchlässe ist derzeit noch nicht bekannt (siehe Plan). Es besteht noch weiterer Ermittlungsbedarf.
Baubeschreibung
Es handelt sich bei diesem Bauwerk in der Ausführung um eine Anlage der II. Welle mit 2m Wand – und Deckenstärke.
Eine Trinkwasser - Zisternenanlage wurde im UG festgestellt. Diese wurde innerhalb des LS-Bereiches installiert.
Das Speichervolumen liegt bei ca. 12 m³ . Vermutlich befand sich hier sogar eine Brunnenanlage.
Alle notwendigen Betonarbeiten sind ausgeführt. Mit dem Innenausbau wurde begonnen.
Das Bauwerk hat zwei Treppenanlagen. Die aufwendigere Konstruktion und Ausführung der Treppen erfolgte in aufgelockerter und schon fast filigraner Form. Die geschwungene Treppenführung hatte einen erhöhten Schalungsaufwand zur Folge.
Beschädigungen durch Kriegseinwirkungen konnten nicht festgestellt werden. Der Luftschutzbunker ist trocken.
Mit dem vorhandenen Ziegeldach ist die Anlage vor Wassereintritten geschützt.
Im Untergeschoss befinden sich mehrere Funktionsräume. Ein Kohlenkeller, ein Heizungsraum mit Kamin, ein Technikraum mit Elektroverteilung und Übergabe der städtischen Strom – und Wasserversorgung. Die Entwässerung müsste noch funktionieren.
Im 2. OG sind außer der Toilettenanlage und dem Lufteinlaß keine weiteren Innenausbauten erfolgt. Das oberste Stockwerk ist betonfertig belassen. Bombeneinschläge sind nicht nachweisbar.
Die Belastungsfähigkeit der Zwischendecke UG – EG liegt bei 1000 Kg/m² (außer Abdeckung Versorgungskanal). Die Belastungsfähigkeit der Zwischendecke EG – 1. OG liegt bei ca. 250 Kg/m² und die Decke zwischen 1.OG und 2.OG bei ca. 500 Kg/m²
Es sind 2 Deckendurchlässe unterschiedlicher Größe für die vorgesehene Verrohrung vorhanden.
Im vorderen Lufteinlass ist das Jahr 1944 in den Sockel eingezeichnet, so dass hier die Bauzeiten praktisch bestätigt werden.
Lt. Zeitzeuge ist das bombensichere Dach durchgängig frei. Man konnte noch in den 70er Jahren durch den Anbau auf das Dach gelangen. Der Anbau mit dem Zugang wurde in den 80er Jahren abgerissen; der Restaufbau abgemauert.
Luftschutztechnische Bewertung
Da es sich hier praktisch nur um einen Rohbau handelt, der nur wegen der Betonfreigabe genutzt wurde, war der Bunker zu keinem Zeitpunkt als Luftschutzbau sicher.
Eine Gassicherheit konnte nicht hergestellt werden, ebenso wenig war eine ausreichende Frischluftversorgung vorhanden. Dass in diesem Bunker Lüftungsmaschinen eingebaut waren, konnte nicht nachgewiesen werden. Die begonnene Verrohrung wurde nicht fertiggestellt.
Wegen der fehlenden Zwangsbelüftung ist anzunehmen, dass der Aufenthalt von 1000 Personen nach ca. 1 Stunde große Probleme bereitete. Bei der genannten Überbelegung von 3000 Personen wäre die Luft bereits nach wenigen Minuten so weit verbraucht, dass sich Ohnmachtsanfälle u. dergl. ereigneten. Wie hier Regelungen und Hilfsmaßnahmen eingeleitet wurden bzw. Erleichterung bei Großangriffen verschafft und Behelfsmaßnahmen getroffen wurden, ist derzeit nicht bekannt. Es besteht noch weiterer Recherchebedarf.
Die Tendenz, dass bombensichere Luftschutzbauten nicht fertiggestellt werden konnten, wird mit diesem Bauwerk wiederholt bestätigt.
Bochum, den 20.3.2005
Dipl.Ing. Michael Ide Wilfried Maehler
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