Vereinheitlichung beim Reichsarbeitsdienst
Holzhäuser, Strom- und Rohrnetze, Einrichtungen und Unterkunftsgerät
Von Arbeitsführer Dipl.-lng. J. Stangelmayer, Berlin
 

Der Reichsarbeitsdienst hat, beginnend mit seiner Errichtung im Jahre 1933, besonders die Vereinheitlichung zerlegbarer Unterkünfte gepflegt. Sie wurde nicht auf das Holzhaus selbst beschränkt, sondern auch auf dessen gesundheitstechnische, elektrotechnische und sonstige Einrichtungen ausgedehnt. Diese Vereinheitlichung zerlegbarer Unterkünfte bis zu deren letzten Einzelheiten hat besonders in diesem Kriege, der größten Bedarf an rasch zu errichtenden Unterkünften weckte, große Bedeutung erlangt.

Der Reichsarbeitsdienst hat vom Führer die Aufgabe erhalten, die deutsche Jugend im Geiste des Nationalsozialismus zur Volksgemeinschaft und zur wahren Arbeitsauffassung, vor allem zur Achtung der Handarbeit zu erziehen. Bei dieser Aufgabe hat die technische Normung auf dem Gebiete des Unterkunftswesens helfend und erleichternd mitgewirkt. Sie hat dazu beigetragen, die Ziele des Reichsarbeitsdienstes zu fördern und Kräfte und Mittel zu sparen, die dann wiederum anderen Zwecken und Zielen nutzbar gemacht werden konnten.

Das Unterkunftsproblem des Reichsarbeitsdienstes
Der   Reichsarbeitsdienst   ist   eine   jederzeit   einsatzfähige Bautruppe in der Hand der höheren Führung.  Die Einheiten stehen heute am Rhein, morgen an der Küste, übermorgen in den weiten Ebenen des Ostens.   Diese sich stark verändernden Einsätze   sind   jedoch nicht nur eine Folge des Krieges. Auch in Zeiten des Friedens    wechselt der Einsatz, wenn Bauvorhaben       zu Ende    gehen    und neue,   an   anderen Orten liegende begonnen werden müssen.RAD-Einheitsbau-001
Diesen    eigenartigen Lebens- und Arbeitsbedingungen     des     Reichsarbeitsdienstes mußten    sich    die neuzuschaffenden Unterkünfte   anpassen.    Auf   vorhandene   Bauten konnte in der Einsamkeit des Moores oder der Heide in der Regel nicht zurückgegriffen werden. Gelang es nicht, die Unterkunftsfrage befriedigend zu lösen, so bestand die Gefahr, daß bei diesem wechselnden Einsatz die Unterbringung derart primitiv wurde, daß sie die Gesundheit der Arbeitsmänner gefährdete und die Lösung der Erziehungsaufgabe in Frage stellte.
Wie die Lösung gefunden wurde, zeigt am einfachsten der Besuch eines Reichsarbeitsdienstlagers. Der erste, auf den Neuling einstürmende Eindruck ist gekennzeichnet durch die Worte: Tadellose Ordnung, alles blitzblank, viel Grünanlagen, Blumen, saubere Wege. Der zweite Eindruck: Überall Holzhäuser, links und rechts, hinten und vorne. Im Innern dieser Holzhäuser finden wir je nach deren Verwendungszweck als Mannschaftshäuser, Verwaltungshäuser, Kammerhäuser, Führerhäuser usw. die Geräte des täglichen Bedarfs, wie Betten, Schränke, Tische, Hocker, ferner Kücheneinrichtungen mit ihren riesigen Kochkesseln, Vorratsräume mit ihren Kühlzellen und das Waschhaus mit seinen Bade- und Brauseeinrichtungen und seiner Fülle von Rohrleitungen.
Alle Häuser mit ihren gesamten Einrichtungen unterstehen dem Gesetz der Normung. Die gesamte Konstruktionsaufgabe dieser Unterkünfte war eine einzige große Vereinheitlichungsarbeit, die zwei Forderungen gerecht werden sollte:

a) Die  Unterkunft   muß   so   gebaut   sein,   daß   sie   mit sparsamstem   Aufwand   an   Geld   und   Rohstoffen     den     Arbeitsmännern     ein     gesundes Wohnen  gestattet und  damit  ermöglicht,  die  Erziehungsaufgabe, die dem Reichsarbeitsdienst gestellt ist, voll und ganz zu erfüllen.
b) Die Unterkunft muß darüber hinaus den zeitlich begrenzten Arbeitsvorhaben folgen können, d. h. sie muß zerlegbar und  ortsveränderlich sein.


Die Reichsarbeitsdienst-Konstruktionen
Die gesamte Entwicklungsarbeit gehorchte von Anfang an vier Grundgesetzen: Baukastenprinzip., Vereinheitlichungsprinzip, Forderung nach Arbeitsverlagerung und Zwang zur größten Sparsamkeit. Diese Grundgesetze ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Entwicklungsarbeit. Da sie ohne Einschränkung befolgt wurden, erscheint die Arbeit im ganzen gesehen wie aus einem Guß.
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Die Wahl eines Baukastensystems war eigentlich selbstverständlich, denn nur durch Anwendung dieses Grundsatzes können zerlegbare Unterkünfte konstruiert werden. Wichtig war nur, die Bauteile einfach und stabil zu konstruieren und Gewicht und Größe der Forderung nach leichter Beförderung und leichtem Auf- und Abbau anzupassen. Dabei war wichtig, die Zahl der Einzelbauteile so weit wie möglich zu beschränken. Anderseits wiederum mußten sich aus dieser geringen Zahl von Bauteilen möglichst viele verschiedene Holzhaustypen für die einzelnen Zweckbestimmungen zusammenbauen lassen.

Demgegenüber war die Befolgung des zweiten Grundgesetzes, nämlich eine für das ganze Reich gültige Vereinheitlichung zu schaffen, zu Beginn der Entwicklung stark umstritten. Die Bestrebungen nach einer gewissen Freiheit in der Ausführung der Unterkünfte unter Berücksichtigung der in allen Gegenden des Reiches verschiedenen landsmannschaftlichen Bauweisen waren sehr stark. Zum Glück wurde schon damals erkannt, daß nur eine für das ganze Reichsgebiet gültige Vereinheitlichung nach Art der DI-Normen eine allumfassende Lösung bringen konnte. Um den Entschluß dazu richtig werten zu können, darf man nicht vergessen, daß vor zehn Jahren der Normungsgedanke noch nicht so verbreitet war wie heute. Man kann also mit Recht von einem entscheidenden Entschluß des Reichsarbeitsdienstes sprechen, als er sich zu einer vollständigen Vereinheitlichung bekannte und damit sich in weit vorausschauender Weise Vorteile sicherte, die nachfolgend noch genauer erörtert werden sollen.
Baukastenprinzip und Vereinheitlichung ermöglichten eine großzügige Verlagerung der Arbeit. Das in einzelne Bauteile aufgelöste Holzhaus, seine in Stromnetzeinheiten aufgeteilte elektrische Installation, die einzelnen vereinheitlichten Rohrnetzteile der gesundheitstechnischen Anlagen erlaubten, die Hauptarbeit von der Baustelle in das Lieferwerk zu verlagern. Durch Auflage größerer Serien konnte dort Serienfertigung eingerichtet werden. Dies wirkte sich aus in einer starken Verbilligung des Enderzeugnisses und in einer erstaunlichen Verkürzung der Bauzeit.
Sparsamkeit wurde im Arbeitsdienst von Anfang an groß geschrieben. Die knappen Geldmittel zwangen zu tiefgreifenden Vereinfachungen und Einsparungen auf allen Gebieten. Damit wurden Konstruktionen erzwungen, die rohstoffmäßig und arbeitszeitmäßig das Äußerste darstellten, was erreicht werden konnte. Diese an sich damals höchst unbequem und als Erschwernis empfundenen Maßnahmen erweisen sich heute als äußerst segensreich. Denn diese Konstruktionen hielten damit selbst den äußersten Anforderungen des Krieges an Einsparung stand, so daß kaum Änderungen vorzunehmen waren.
Diese den folgenden Erläuterungen vorangestellten Grundsätze galten für die gesamte Entwicklungsarbeit, also nicht nur für die Holzhäuser, sondern auch für die gesamten haustechnischen Anlagen in den Holzhäusern und ebenso für die Geräte.


Die Holzhäuser
Die Baukastenbauweise der Holzhäuser des Reichsarbeitsdienstes zeigt Bild. Aus den darin wiedergegebenen verschiedenen Bauteilen lassen sich beliebige Holzhaustypen entwickeln. Bild 3 bis 6 zeigen das am häufigsten gebrauchte Mannschaftshaus IV/3. Die Holzhäuser haben eine Breite von 8,14 m, eine Traufhöhe von 2,55 m und eine Firsthöhe von 3,35 m. Die Grundeinheit ist das Binderfeld von 3,30 m Breite; um dieses Binderfeld können die Holzhäuser beliebig verlängert oder verkürzt werden. Die Bauelemente kann man in zwei Hauptgruppen, in das tragende Skelett und in die füllenden Wand-, Fußboden- und Dachtafeln einteilen.
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Bild 7 zeigt das Skelett des Holzhauses. Auf dem Fundament, meistens einem Pfahlrost, liegen zunächst die Lagerhölzer a, darauf die Außenwandschwellen b. Die Binder bestehen aus Binderwandsäule c und Mittelsäule d mit Bindersparren e und Querspannriegel /, seitlich versteift durch Kopfbandeisen. Den Abschluß der Außenwände bilden ringsum laufende Außenwandrähme g, auf die sich in jedem Binderfeld zwei Paar Sparren h abstützen. Im First liegen diese Sparren auf der Firstpfette i auf. In Höhe der Außenwandrähme und Querspannriegel sind die Mittelsäulen durch Längsspannriegel k verbunden, an denen zur Längsaussteifung die zu den Firstpfetten führenden Kopfbänder l befestigt sind. Im Giebel sind weder Eckpfosten noch Sparren vorhanden; an deren Stelle treten Außenwandeck- und Giebeldreiecktafeln.
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Die füllenden Bauteile sind vor allem Fußbodentafeln, Außenwandtafeln, Scheidewandtafeln und Dachtafeln. Die Holzhäuser erhalten doppelten Holzfußboden, gebildet aus den oberen Fußbodentafeln und den Zwischenbodentafeln; zwischen beiden wird eine Lage Pappe verlegt.
Die Außenwandtafeln bestehen aus einem Holzrahmen, der auf beiden Seiten mit je einer Lage Pappe überzogen und mit aufrecht angeordneten Fasebrettern bekleidet ist. Verbunden sind die einzelnen Wandtafeln untereinander durch Doppeldeckleisten mit besonderen Hülsenmutterschrauben. Die Wandtafeln stehen unten mit ihren Federn in den Nuten der Schwellen, oben werden sie durch die genuteten Wandrähme abgeschlossen. Türen und Fenster werden in die Tafeln bereits fix und fertig gangbar eingebaut. Die Dachtafeln bestehen aus einem Holzrahmen, der oben mit gespundeten Brettern eingeschalt ist. Die Unterseite des Rahmenwerkes wird mit einer Zwischenpapplage überzogen und mit gespundeten Brettern verschalt. Die Dachtafeln werden bereits vor Versand im Werk mit Pappe eingedeckt. Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Dachtafeln werden durch Deckleisten überbrückt.

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 Aus diesen einheitlich genormten und von sämtlichen Lieferwerken nach den gleichen Zeichnungen hergestellten Bauteilen lassen sich die verschiedensten Holzhaustypen aufbauen, auf die hier weiter nicht eingegangen werden kann.

Die Stromnetz-Einheiten
Für die Beleuchtung der Baracken wurde von Anfang an elektrisches Licht vorgesehen. In Fällen, in denen eine Fremdstromversorgung nicht möglich ist, wird der Strom durch eigene Diesel-Stromerzeuger geliefert.

Die Lösung der Frage der elektrischen Installation machte anfangs großes Kopfzerbrechen. Da die Holzhäuser zerlegbar waren, sollte auch die elektrische Installation einen mehrmaligen Auf- und Abbau zulassen. Konstruktionen, die diese Forderung erfüllten, waren nicht bekannt. Die Lösung wurde gefunden in der Schaffung sog. Stromnetz-Einheiten, die miteinander durch Stecker und Steckdose verbunden werden. Bild 14 zeigt als Beispiel die Elektro-Installation eines Führerhauses Typ XVII. Die Stromnetz-Einheiten mußten aus einem Baustoff gemacht werden, der mehrmaligen Auf- und Abbau zuließ. Dieser Baustoff wurde in der Gummischlauchleitung NMH gefunden. Derartige Stromnetz-Einheiten wurden in den verschiedensten Ausführungen je nach den betreffenden Holzhaustypen geschaffen. Die Vereinheitlichung ermöglichte eine Serienfertigung im Lieferwerk; der Einbau auf der Baustelle ließ sich dann spielend leicht bewerkstelligen.
Diese Konstruktion stellt einen Versuch dar, das Problem einer werkstattmäßigen Fertigung elektrischer Installationen einer Lösung zuzuführen. Restlos befriedigend war die Lösung nicht, da mit vorhandenen Typen von Leitungs- und Installationsteilen gearbeitet werden mußte. Dies hatte große Nachteile. So vertrug z. B. die NMH-Leitung den Holzhausanstrich nicht, außerdem mußten, um der Forderung nach Zugentlastung der Klemmstellen genügen zu können, für Schalter, Steckdosen und Abzweigdosen die handelsüblichen schweren Feuchtraum-Ausführungen     verwendet werden.
Heute verfügt der Reichsarbeitsdienst über bewegliche Leitungen, die den Holzhausfarben gegenüber unempfindlich sind, und über leichte Installationsteile für diese Sonderzwecke, bei denen die Frage der Zugentlastung auf elegante Weise gelöst ist   Damit gewinnt die Idee der Stromnetz-Einheit auch für den Wohnungsbau große Bedeutung, wo sie nach dem Kriege große Möglichkeiten vor sich hat.


Die Rohrnetze
Die Unterkünfte der Reichsarbeitsdienstes sind mit allen notwendigen gesundheitstechnischen Einrichtungen ausgestattet. Zur Vereinfachung der Leitungsführung und zur Verbilligung und Einsparung von Rohstoffen sind sämtliche Waschanlagen, Brauseanlagen usw. in einem Holzhaus, dem sog. Waschhaus, zusammengefaßt.
Der Einbau derartiger gesundheitstechnischer Einrichtungen erforderte vor Einführung des Arbeitsverfahrens des Reichsarbeitsdienstes auf der Baustelle einen erheblichen Arbeitsaufwand. Wäre man bei dem alten, gewohnten Verfahren geblieben, so hätte das die Fertigstellung der Holzhauslager sehr stark verzögert. Außerdem wäre ein Abbau und Wiedereinbau derartiger Einrichtungen praktisch unmöglich gewesen; damit wäre die Zerlegbarkeit der Holzhäuser in Frage gestellt worden.
Es war klar, daß man mit dem alten Arbeitsverfahren nicht zum Ziel kommen konnte. Die Rohrnetze mußten ganz genau so wie das Holzhaus zerlegbar werden. Vorbilder in dieser Hinsicht waren nicht vorhanden.
Der Schritt in das technische Neuland wurde gewagt und gelang. Die gesamten Rohrnetze für Kaltwasser, Warmwasser und, da die Waschbaracke auch eine Zentralheizungsanlage bekam, die Vorlauf- und Rücklaufleitungen für diese Warmwasserheizung wurden in einzelne Rohrnetzteile aufgelöst und vereinheitlicht. Nach einheitlichen Unterlagen wird in den Werkstätten im Serienbau gefertigt. Die fertigen Rohrnetzteile samt Zubehör werden auf die Baustelle angeliefert und in wenigen Tagen zusammengebaut. Die Lösung gestattet bei Standortveränderungen der Unterkünfte auf die gleiche einfache Weise auch den Abbau und Wiedereinbau und gewährleistet damit bei verschwindenden Werkstoffverlusten eine mehrmalige Verwendung dieser Rohrnetze.
Dieses Verfahren der vereinheitlichten Rohrnetze wurde nicht nur für Installationen der Mannschaftsunterkünfte angewendet, sondern mit gleich gutem Erfolg auch auf die vereinheitlichten Einfamilienwohnhäuser, die für die Familien der Führer errichtet werden, übertragen. Derartige RAD-Rohrnetze werden von sämtlichen zugelassenen Firmen nach einheitlichen Zeichnungen des Reichsarbeitsführers gefertigt, so daß ein Austausch der Bauteile zwischen den einzelnen Firmen möglich ist. Der Reichsarbeitsdienst hat damit eine Entwicklung vorangetrieben, die auch auf den späteren Wohnungsbau nach dem Kriege weiter von Einfluß sein wird, denn auch hier liegt die Aufgabe vor, die Rohrnetze fertig vorbereitet einzubauen.

Wasser gerade für den Reichsarbeitsdienst eine unentbehrliche Lebensnotwendigkeit. Der gesamte Lagerbetrieb und die Erfüllung der Erziehungsaufgaben hängen stark von einer einwandfreien Wasserversorgung ab.
Nun ist meist in Gegenden, in denen die größten Arbeitsvorhaben liegen, z. B. in Mooren usw., das durch Brunnen erschlossene Wasser nicht einwandfrei; es muß dann erst in Wasserreinigungsanlagen aufbereitet werden. Da diese Fälle im Reichsarbeitsdienst von Anfang an ziemlich häufig auftraten, wurde auch hier eine Vereinheitlichung durchgeführt. Es wurden drei Typen von Reinigungsanlagen geschaffen, die es gestatten, praktisch alle vorkommenden Wässer aufzubereiten.
Die am häufigsten gebrauchte RAD-Wasserreinigungsanlage Typ RL I, die in der Hauptsache aus einem Filterkessel aus Stahl von 600 mm Dmr. und 2500 mm Mantelhöhe mit aufgeschraubtem Deckel und Handloch besteht. Müssen größere Mengen von Verunreinigungen beseitigt werden, so wird eine Kombination zweier derartiger Behälter aufgestellt, die die Bezeichnung Typ RLII trägt. Kommt man mit derartigen geschlossenen Anlagen nicht mehr aus, so wird der Typ RLIV, eine sog. offene Anlage, eingesetzt.
Die Bauteile der einzelnen Typen sind sowohl für Enteisenung als auch für Entmanganung und Entsäuerung immer die gleichen. Die gewünschte Wirkung wird durch entsprechende Wahl des in die Anlagen eingebrachten Filterstoffes erreicht Die Möglichkeiten der zukünftigen Entwicklung deutet bereits der für die Dauer des Krieges entwickelte Wohnungseinheitstyp des Reichswohnungskommissars an, der unter Zugrundelegung der Erfahrungen des Reichsarbeitsdienstes mit genormten Rohrnetzen ausgerüstet wurde.


Die Wasserreinigungsanlagen
Die dienstlichen Notwendigkeiten zwingen dazu, die Unterkünfte für die Einheiten möglichst nahe bei den Arbeitsvorhaben aufzubauen. Damit ist man auf das dort vorgefundene Wasser meist angewiesen, auch wenn es nicht von vornherein den an gesundes Trinkwasser zu stellenden Forderungen genügt. Dabei ist frisches, klares und in ausreichender Menge zur Verfügung stehendes



Die Kochanlagen
Arbeitsmänner entwickeln einen gesunden Appetit. Die oft ungewohnte Arbeit auf der Baustelle, der ständig in die Ausbildung eingestreute Sportbetrieb, der ganztägige Aufenthalt in der frischen Luft hat auf ihre körperliche Entwicklung großen Einfluß. Eine nahrhafte, zweckmäßige Verpflegung ist deshalb von großer Bedeutung. Von Anfang an hat der Reichsarbeitsdienst auf die richtige Ernährung der ihm anvertrauten Jugend den größten Wert gelegt.
Es genügt aber nicht, alle notwendigen Bestandteile dieser Ernährung in ausreichendem Maße bereitzustellen; es muß auch die Möglichkeit geschaffen werden, sie durch entsprechende Kochgeräte schmackhaft und den Erfordernissen der neuzeitlichen Ernährungswissenschaft entsprechend zuzubereiten. Dazu sind Kochgeräte notwendig, die nach neuzeitlichen Gesichtspunkten konstruiert und, was hier besonders erschwerend ins Gewicht fiel, ebenfalls für ortsveränderlichen Einsatz geeignet sein müssen.
Die deutsche Großkochgeräte-Industrie hat schon immer Kochgeräte auf den Markt gebracht, die allen Wünschen an technische Durchbildung entsprochen haben. Diese Geräte waren aber fast immer für festen Einbau bestimmt. Sie waren schwer und für die Beförderung wenig geeignet.
Diese Schwierigkeiten zwangen den Reichsarbeitsdienst, nach einer Lösung zu suchen, die seinen Lebensbedingungen angepaßt war. Die Kochkessel mußten leichter werden, dabei sollten die technischen Errungenschaften der bereits vorhandenen Firmenbauarten in keiner Weise verlorengehen. Außerdem war selbstverständlich, daß diese Neukonstruktion von vornherein auf die Grundlage einer Vereinheitlichung gestellt wurde. So entstand die RAD-Kochanlage, bestehend aus zwei doppelwandigen Wasserbad-Kochkesseln, einem einwandigen Kochkessel und einem Herd. Bild 17 zeigt die Ausführung des doppelwandigen Wasserbad-Kochkessels. Auch hier wurden einheitliche Konstruktionsunterlagen durch die Reichsarbeitsdienstleitung aufgestellt, nach denen sämtliche Firmen die Kochgeräte fertigen.


Die Kühlzellen
Um ständig die Ernährung einer Lagerbelegschaft von rd. 200 Mann auch in den einsamsten Gegenden des Deutschen Reiches sicherzustellen, bedarf man eines gewissen Lebensmittelvorrates. Vor allem die oft geringen Einkaufsmöglichkeiten in wenig besiedelten Gegenden zwingen dazu, größere Mengen, beispielsweise an Fleisch, Wurst usw., auf einmal einzukaufen. Damit wird man unabhängiger von dem oft schwankenden Markt, außerdem werden Förderwege gespart. Auch wirtschaftlich ist ein Großeinkauf günstiger.
Die Holzhäuser sind im Sommer sehr heiß. Ein Keller kann oft wegen der hohen Kosten oder wegen hohen Grundwasserstandes usw. nicht immer angelegt werden. Es galt deshalb, eine Lösung zu finden, um größere Mengen an Lebensmitteln längere Zeit frisch halten zu können. Diese Forderungen erfüllte die vereinheitlichte RAD-Kühlzelle. Sie ist in einer Tafelbauweise konstruiert und besteht in der Hauptsache aus Boden, Vorder- und Rückwand, Decke -und zwei Seitenwänden. Die Kühleinrichtung ist auf einer Einbauplatte aufgebaut, die in die rechte Seitenwand eingesetzt wird. Derartige Kühlzellen sind schnell auf- und abzubauen und fügen sich deshalb in den Gesamtrahmen einer zerlegbaren Unterkunft gut ein.


Die Öfen
Die Baracken werden mit Ausnahme des Waschhauses durch Öfen beheizt. Für zerlegbare Unterkünfte, die sehr oft ihren Standort wechseln müssen, wird sich die Einzelraumheizung immer bewähren. Zentralheizungssysteme sind dafür zu verwickelt, ihr Auf- und Abbau erfordert viel zu viel Zeit. Als Heizquelle kommt jedoch nur ein äußerst robuster Ofen in Betracht, der vor allem auch den Erfordernissen der öfteren Ortsveränderung gerecht wird. RAD-Einheitsbau-006
Es wurden deshalb im Reichsarbeitsdienst eiserne Dauerbrandöfen sog. irischer Bauart eingesetzt.
Von Anfang an wurde auch hier nach Vereinheitlichung gestrebt. Diese wird bei Öfen weniger wegen der Bedienung als vor allem mit Rücksicht auf die Ersatzteil-Haltung und -Nachlieferung gefordert. Es liegt auf der Hand, daß es sehr schwer sein muß, für Tausende von Unterkünften Ofenersatzteile nachzuliefern, wenn sich die verschiedensten Ofentypen in diesen Unterkünften finden. Trotz der stichhaltigsten Gründe, die für die Ofenvereinheitlichung ins Feld geführt werden konnten, scheiterte diese lange Zeit an nicht zu überwindenden Widerständen. Erst als der Krieg immer deutlicher und von Jahr zu Jahr schmerzlicher das Fehlen eines einheitlichen Ofens empfinden ließ, gelang es, die alten Forderungen durchzusetzen. So konnte im Jahre 1942 der Reichsarbeitsdienst in Zusammenarbeit mit dem Sonderausschuß für Raumbeheizung des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion die Ofenvereinheitlichung in Angriff nehmen. Um vor allem die Typenzahl niedrig zu halten, einigte man sich auf drei Ofengrößen, und zwar mit Heizflächen von l m2, 1,4m2 und 2m2. Da die Öfen rauhen Beanspruchungen standhalten mußten, kamen nur gußeiserne Öfen in Betracht, Bild 19. Dabei wurde auf Eisensparen größter Wert gelegt. Die Vereinheitlichung ist heute praktisch abgeschlossen. Durch einen Großversuch im vergangenen Winter wurden die letzten kleinen Fehler beseitigt, so daß inzwischen die Erzeugung des vereinheitlichten RAD-Ofens aufgenommen werden konnte. Damit hat sich auch die letzte Lücke geschlossen, so daß das Ziel, eine in allen Teilen vereinheitlichte, zerlegbare Unterkunft zu schaffen, erreicht ist.


Die Unterkunfts- und Arbeitsgeräte
Die Räume in den Holzhäusern sind sehr knapp bemessen. Man kann sich bei zerlegbaren Unterkünften nichts Überflüssiges leisten. Ähnlich wie bei Schiffen muß hier durch genau durchdachte Raumeinteilung an allen Ecken und Enden mit Raum gespart werden. Eine gute Raumausnutzung war nur durch Vereinheitlichung der Einrichtungsgegenstände zu erreichen. Der Reichsarbeitsdienst hat sich deshalb von Anfang an der Vereinheitlichung von Unterkunftsgeräten besonders angenommen. Die Geräte sollten außerdem auch zerlegbar sein, um bei Verlegung von Unterkünften Raum in den Beförderungsmitteln zu sparen. So entstanden Vorschriften über zerlegbare Mannschafts-Doppelbetten und - Schränke, Mannschaftstische mit einklappbaren Beinen, zerlegbare Regale und eine Menge anderer Geräte des täglichen Bedarfs. Die Geräte wurden in Musterblättern zeichnerisch festgehalten und nach diesen Blättern von den Lieferfirmen für den gesamten Reichsarbeitsdienst in gleicher Weise hergestellt.
Selbstverständlich wurde auch das Arbeitsgerät vereinheitlicht. Durch besondere Versuche und durch Erfahrungsaustausch wurde die Bestform ermittelt und dann als Vorschrift festgelegt. Damit war die Voraussetzung für eine einheitliche Ausbildung und einen gerechten Leistungsvergleich geschaffen.


Der Nutzen der Vereinheitlichung für den Reichsarbeitsdienst
Jede Maßnahme und Einrichtung im Reichsarbeitsdienst wird allein unter dem Gesichtspunkt getroffen, welchen Nutzen davon der Arbeitsmann oder die Arbeitsmaid hat. Auch Unterkunft und Normung sind nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck, wenn auch ein sehr wichtiges Mittel. Denn jeder Beginn, jede Aufstellung einer neuen Einheit verlangt zuerst die Lösung der Unterkunftsfrage. Bevor diese Lösung nicht gefunden ist, kann die Erziehung am Arbeitsmann nicht einsetzen, ebensowenig die Arbeit am deutschen Boden. Je schneller also die Unterkunft erstellt wird, je weniger Arbeitsstunden dazu notwendig werden, je eingespielter dieser ganze Apparat abläuft, desto eher kann der Erziehungsprozeß einsetzen.
Die Vereinheitlichung trägt nun in ganz beträchtlichem Maße dazu bei, alle mit der Errichtung der Unterkünfte zusammenhängenden Arbeiten stark zu vereinfachen und zu beschleunigen. Darüber hinaus ermöglicht sie eine große Betriebssicherheit aller technischen Einrichtungen dieser Unterkünfte, die ebenfalls wesentlich dazu beitrug, die Gesunderhaltung der Belegschaft zu fördern und die notwendigen Voraussetzungen für die Lösung der Erziehungsfrage zu schaffen. Die wichtigsten Vorteile der Vereinheitlichung sind kurz folgende:

1. Die   Auflösung    des   Bauwerkes   und    der   dazu gehörenden technischen Einrichtungen in Einzelteile ermöglichte, den größten Teil der aufzuwendenden Arbeit von der Baustelle in das Lieferwerk zu verlegen, und zwar nicht nur beim  Holzhaus  selbst,  sondern  auch bei  den heizungstechnischen,  wassertechnischen  und  elektrotechnischen Einrichtungen. Dies führte zu einer Beschleunigung des Unterkunftbaues mit daraus sich ergebenden Vorteilen, vgl. Zusammenstellung 1.

2. Die Holzhäuser und deren Einrichtung werden nach den vom Reichsarbeitsführer herausgegebenen technischen Unterlagen in gleicher Weise von sämtlichen zugelassenen Lieferfirmen gefertigt.    Damit wird eine Austauschbarkeit   sämtlicher Einzelteile und Ersatzeile erreicht. Diese Austauschbarkeit macht unabhängig von einem bestimmten Lieferwerk.    Sie gestattet, ohne Rücksicht  auf das Lieferwerk Ersatzteile von dem  am günstigsten gelegenen Lieferwerk zu beziehen. Die einheitliche Durchführung der Normung hat die Zahl der auf Lager zu haltenden Ersatzteile sehr stark eingeschränkt und damit Geld und Rohstoffe für andere Zwecke freigemacht. Die Normung ermöglicht es auch, aus zwei oder drei unbrauchbaren Holzhäusern, unbrauchbaren Installationen usw. durch Ausschlachten wieder ein vollständig brauchbares Holzhaus usw. zusammenzustellen. Bei Massenumgruppierungen usw. kann es vorkommen, daß einzelne Eisenbahnwagen verkehrt laufen und ihren Bestimmungsort nicht rechtzeitig erreichen. Die Schwierigkeiten, die dadurch auftreten, sind gering; denn aus den ankommenden Wagen können immer die gerade dringendst gebrauchten Holzhaustypen erstellt werden, da die Einzeiteile beliebig austauschbar sind.

3. Die Normung hat das Vorschriftswesen auf dem Gebiet der Unterkunft wesentlich vereinfacht. Statt einer
Vielzahl von Ausführungsformen mit den dazugehörenden Aufbau- und Betriebsanweisungen gibt es für jede Einrichtung nur eine einzige Betriebsvorschrift. Danach  werden  beispielsweise  die  technischen   Anlagen
wie Bade- und Duschanlagen, Wasserreinigungsanlagen, Kochanlagen, Kühlzellen usw. bedient.
Eine einmalige Einweisung des Bedienungsmannes genügt, um diesen in die Lage zu versetzen, in irgendeinem Lager des Großdeutschen Reiches diese Anlagen bedienen zu können. Auch die Betriebssicherheit dieser technischen Anlagen wurde dadurch wesentlich erhöht und ein reibungsloser Ablauf des Dienstbetriebes wesentlich gefördert.
Die Unterhaltungsarbeiten können überall nach den gleichen Vorschriften ausgeführt werden. Die Schulung der Führer in diesen Arbeiten wird dadurch wesentlich vereinfacht. Auch die Vorratshaltung- von Mitteln und Stoffen zur Unterkunftspflege wie z. B. Anstrichstoffen, Stoffen zur Dachpflege, Dichtungen usw. wird dadurch wesentlich vereinfacht.

4.    Die Vereinheitlichung ermöglichte, einheitliche Beschaffungsgrundlagen auszuarbeiten. Da sämtliche Lieferwerke, um beim Beispiel der Holzhäuser zu bleiben, diese nach den gleichen Zeichnungen fertigen, lag- es nahe, dafür auch einheitliche Preise festzulegen.


So kam es, daß der Reichsarbeitsdienst schon lange vor Einführung der Einheits- und Gruppenpreise für sämtliche von ihm vereinheitlichten Holzhaustypen einheitliche Preise festgelegt hatte. Diese einfache Preisgestaltung hat sämtliche mit der Beschaffung zusammenhängenden Arbeiten wesentlich vereinfacht. Sowohl Auftraggebung wie Abnahme und Rechnungstellung wurden dadurch auf den Bruchteil der Arbeiten zusammengedrängt, die ohne Vereinheitlichung dafür notwendig gewesen wären. Auch der verwaltungsmäßig notwendige Nachweis dieser Geräte konnte, da sie im gesamten Reich einheitlich waren, wesentlich vereinfacht werden. So wurde eine wesentlich vereinfachte Verwaltung erreicht.


Das Hinauswachsen der Vereinheitlichung über den Bereich des Reichsarbeitsdienstes
Eine Vereinheitlichung auf so wichtigem Gebiete wie dem des ortsveränderlichen Unterkunftsbaus mußte in dem Umfang an allgemeiner Bedeutung gewinnen, als auch bei anderen Organisationen und Gliederungen Bedarf an derartigen Unterkünften auftrat. Ähnliche Verhältnisse im Hinblick auf rasch wechselnde und fortschreitende Bauvorhaben lagen vor allem beim Bau der Reichsautobahnen vor. Zahlreiche Reichsautobahnlager wurden deshalb auch nach den Unterlagen des Reichsarbeitsdienstes errichtet.
Eine beträchtliche Steigerung der Anwendung der RAD-Vereinheitlichung brachte im Jahre 1938 der Westwa1bau. Für die Unterbringung der Westwallarbeiter wurden Barackenlager aus dem Boden gestampft, für die zum großen Teil die RAD-Entwicklungen verwendet wurden. Hier bewährte sich zum ersten Mal, besonders auch im Reichsarbeitsdienst selbst, der diesen Unterkünften zugrunde liegende Konstruktionsgedanke in der rauhen Praxis.
Es war möglich, Hunderte von Reichsarbeitsdienstabteilungen schlagartig mit Sack und Pack an den Rhein zu werfen. In kurzer Zeit erstanden die aus allen Gegenden des Deutschen Reiches stammenden Holzhauslager von neuem. Mochte hier oder da in dem Trubel des Aufbaues einmal ein Eisenbahnwagen nicht angekommen sein oder dieses und jenes fehlen, die Vereinheitlichung und die dadurch erreichte Austauschbarkeit ließ alle diese Probleme schnell lösen.
Ihre eigentliche Bedeutung gewann diese Vereinheitlichung jedoch erst in diesem Kriege, der ganz gewaltige Anforderungen in bezug auf ortsveränderliche Unterkünfte für Wehrmacht und Rüstungsbetriebe stellt.
Die RAD-Konstruktionen hatten nach jahrelanger Friedenserprobung und ständiger Verbesserung bereits eine gewisse Endstufe erreicht, so daß es sehr vorteilhaft war, daß bei Beginn des Krieges gerade auf dem so wichtigen Gebiet der Unterkunftsdeckung nur die Schublade geöffnet zu werden brauchte, um in großem Umfange an die Fertigung gehen zu können. Wären diese vereinheitlichten Konstruktionen nicht vorhanden gewesen, so wären viel Arbeit und viele Rohstoffe unzweckmäßig eingesetzt worden, und erst nach großen Schwierigkeiten wäre es möglich gewesen, im Kriege das nachzuholen, was im Frieden nicht vorgearbeitet worden war.

Im nachfolgenden seien die vereinheitlichten Konstruktionen, die eine besondere Bedeutung erlangt haben, kurz behandelt.
Das RAD-Holzhaus ist heute der Einheitstyp für jeden Unterkunftsbedarf, der rasch befriedigt werden muß, bei dem aber immer noch die Möglichkeit besteht, daß es einem Tages wieder verlegt werden muß. Durch Anordnung des Reichsbeauftragten für den Holzbau wurden die RAD-Typen zu deutschen Einheitstypen erklärt. Sie werden heute in fast allen europäischen Ländern nach den Vorschriften des Reichsarbeitsdienstes gefertigt, z. B. in Finnland, Dänemark, Frankreich, Belgien, Kroatien, Ungarn usw.
Um die Kochgeräte-Erzeugung zu steigern, wurde eine Typenbeschränkung durchgeführt. Dabei entschloß man sich, RAD-Kochkessel als Einheitskessel einzuführen. Die Vorteile, die damit in bezug auf rationelle Fertigung, Rohstoffeinsparung, Ersatzteillieferung usw. verbunden waren,' sind ähnliche, wie sie bereits beim Holzhaus geschildert wurden.
Noch größere Bedeutung wird der RAD-Ofen erlangen, der in größten Stückzahlen für den allgemeinen Gebrauch gefertigt werden muß.
Auch auf dem Gebiet der für die Ausstattung der Unterkünfte in größten Mengen gebrauchten Unterkunftsgeräte zeigte sich bald die Notwendigkeit, Einheitstypen einzuführen. Der Sonderausschuß für Unterkunftsgeräte, der diese Frage zu lösen hatte, entschied sich nach eingehender Prüfung für die Einführung des RAD-Bettes, RAD-Schrankes, RAD-Schemels usw., da sie als zweckmäßig, rohstoff- und arbeitssparend und damit für die Massenfertigung als geeignet erkannt wurden.



Die Durchführung der Vereinheitlichungsarbeiten
Die Vereinheitlichung im Reichsarbeitsdienst hat sich etwas abseits der Reichsnormung bewegt. Dies ist oft bedauert worden, hatte aber seine besonderen Gründe. Die Erfahrung lehrte bisher, daß die Mühlen der Normung langsam mahlen. Dies muß so sein, denn Normung be-. deutet immer eine Festlegung von Ausführungsformen, die für die Wirtschaft meistens von einschneidender Bedeutung ist.
Über die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit dieses Verfahrens in ruhigen Friedenszeiten ist gar nicht zu streiten. Krieg oder Zeiten revolutionärer Umwälzungen fordern jedoch häufig besondere Maßnahmen.
Für den Reichsarbeitsdienst lautete 1933 die Aufgabe, in kürzester Zeit seine Idee zu verwirklichen. Dies konnte nur geschehen, wenn rasch die Unterkunftsfrage gelöst wurde. Eine zweckmäßige Lösung setzte eine Vereinheitlichung dieser Unterkünfte voraus. Diese Vereinheitlichung mußte in kürzester Frist durchgeführt werden. Um dies zu erreichen, wurden Methoden angewandt, die für die damalige Zeit neu waren.
Wenn man ein derartig umfangreiches Vereinheitlichungsprogramm in einem ungewöhnlichen Tempo durchführen soll, dann braucht man dazu viele Ingenieure, Konstrukteure und Zeichner. Von all dem war am Anfang im Reichsarbeitsdienst fast nichts vorhanden. Vor allem das Unterkunftswesen konnte nur höchst bescheiden mit Personal bedacht werden. Die ersten Zeichnungen wurden auf geliehenem Reißbrett und mit geliehenem Reißzeug angefertigt.
So schlecht der Reichsarbeitsdienst damals mit Fachpersonal versehen war, so gut waren die Firmen noch damit versorgt. Die größte Arbeitslosigkeit war eben knapp überwunden, und viele Kräfte, geschult in schwerer, harter Notzeit, waren bereit, ihre Arbeitskraft und ihr Können zur Verfügung zu stellen. Es galt hier einen Ausgleich zu schaffen, eine Brücke zu schlagen zwischen dem Ingenieurmangel beim Reichsarbeitsdienst und dem Heer einsatzfähiger Ingenieure bei den Lieferfirmen. Diese Ingenieure beim Reichsarbeitsdienst einzustellen, war wegen der knappen Mittel unmöglich. Die Ingenieure mußten also bleiben, wo sie waren; es mußte hier eine Form der Verzahnung gefunden werden, die einen zweckmäßigen Ausgleich gewährleistete.
So entstanden bereits damals beim Reichsarbeitsdienst Arbeitsgemeinschaften erfahrenster Ingenieure bewährter Firmen. Diese Arbeitsgemeinschaften wurden die Träger der gesamten Vereinheitlichungsarbeit.
Das Verfahren gestattete, mit einem verschwindend kleinen Apparat an eigenen Ingenieuren auszukommen. Außerdem war die Gewähr gegeben, daß nicht vom grünen Tisch her, sondern aus der Praxis heraus vereinheitlicht wurde; denn die gleichen Männer, die diese vereinheitlichten Gegenstände fertigen mußten, wurden von vornherein in die Formgebung mit eingeschaltet.
Die auf diese Weise errichteten Arbeitsgemeinschaften verschiedenster Fachrichtungen, z. B. für Holzhäuser, für wassertechnische Anlagen, für elektrotechnische Anlagen, für Kühlanlagen, für Öfen, für Unterkunftsgeräte usw., haben sämtlich reibungslos und unbürokratisch gearbeitet und schöne Erfolge erzielt. Damit hatte sich der Reichsarbeitsdienst   einen   Vereinheitlichungskörper   geschaffen, der den damaligen Bedürfnissen in einzigartiger
Weise angepaßt war.



Vor uns liegt nach dem Kriege ein ungeheurer Bedarf an Wohnraum. Die zerstörten Städte sind wieder aufzubauen, der neugewonnene Raum ist mit deutschen Menschen zu besiedeln. Ganz neue Bauweisen müssen entwickelt werden, wenn die Aufgabe in kurzer Frist gelöst werden soll. Die Normung wird dabei eine ausschlaggebende Rolle spielen.
Viele Probleme werden anders gestellt werden, als dies beim Reichsarbeitsdienst der Fall war, als er die Frage der zerlegbaren Unterkunft zu lösen hatte. Manche Forderungen und Bedingungen werden schwieriger zu erfüllen sein, andere wieder, wie die des mehrmaligen Auf- und Abbaus werden fast gar keine Bedeutung haben. Aber trotz dieser Unterschiede wird auch sehr viel Ähnliches auftreten, z. B. genormte Grundrisse, die Forderung nach weitgehender Verlagerung der Baustellenarbeit in das Lieferwerk, die Fertigung in großen Serien, die Werkstattfertigung der gesundheitstechnischen Rohrnetze und der elektrotechnischen Verteilungsleitungen u. a.
Damit erhält die vom Reichsarbeitsdienst gefundene Lösung seines Unterkunftsproblems über die Bedeutung, die sie für ihn selbst hat, und über ihre allgemeine Kriegsbedeutung hinaus eine allgemeine Wichtigkeit auch für die Zukunft.
Das Beispiel der zerlegbaren, genormten Unterkünfte des Reichsarbeitsdienstes ist, auf verschiedenen Teilgebieten des Bauens, ein Vorbote einer kommenden Umwälzung der Baumethoden der Zukunft, die im Zeichen der Normung stehen wird.


Quelle: VDI Zeitschrift, Bd. 88, Nr. 29/30, v. 22.Juli 1944, S. 381 - 389



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