ZEITSCHRIFT DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE
LEITUNG: W. PAREY VDI
Bd. 85 SONNABEND, 4. JANUAR 1941 Nr. l
1941
Das Jahr, auf das wir zurückblicken, war ein Jahr größter Erfolge. Das Feldherrngenie und die Staatskunst des Führers haben, aufbauend auf dem Heldenmut des deutschen Soldaten und auf der Opferbereitschaft der ganzen Nation, dem deutschen Volke eine Stellung in der Welt erobert, wie sie bisher allenfalls in den Blütezeiten deutscher Geschichte bestand. Auf dem Schlachtfelde wurde der Gegner geschlagen, wo er sich zeigte: In Skandinavien kam ihm der deutsche Soldat in schneidigem Stoß zuvor, ehe er dem Reich in die Flanke fallen konnte. Im Westen wurden die vielgerühmten Verteidigungsstellungen überrannt, als seien sie nichts. Das britische Expeditionsheer wurde vom Festland verjagt. Die einst größte Militärmacht der Welt, Frankreich, lag binnen weniger Wochen am Boden. Und heute zerschmettern deutsche Flugzeuge die Kriegswerkstätten Britanniens, und deutsche Seestreitkräfte lahmen seine Zufuhr.
Nicht anders war es auf dem Gebiete der Staatskunst. Der Ring um Deutschland, den die Gegner schon zu Kriegsbeginn nicht hatten schließen können, brach Stück um Stück auseinander. Heute bereits zeigen sich die Ansätze zu einem neuen Europa, in dem sich die Völker friedvoller als bisher ein neues Leben auf neuer sozialer Grundlage aufbauen wollen.
Wir Ingenieure sind stolz darauf, an dieser Zukunft mitbauen zu können. Viele unserer Kameraden schaffen an der deutschen Rüstung.. Sie haben ihr höchstes Können und ihre ganze Kraft eingesetzt, um die besten Waffen der Welt zu schmieden. Und wo einer nicht für die Rüstung arbeitet, da müht er sich unentwegt, die Kraft unseres Volkes zu stärken im Sinne des Vierjahresplanes, der uns Ingenieuren gebot, heimische Werkstoffe zu schaffen und anzuwenden. Auch die Sicherung der Ernährung brachte uns Ingenieuren manche Aufgaben. Dieses Denken und Streben auf Sieg und Widerstandskraft hat sich im ganzen Jahr durch das Tun des Einzelnen ebenso hindurchgezogen wie durch die Arbeit unserer Ingenieurgemeinschaften. So soll es auch in Zukunft bleiben! Entschlossen schreiten wir in das neue Jahr, gewillt, wie bisher alle Kraft einzusetzen für den Sieg und das kommende Friedenswerk unseres Führers.
Dem gegenüber standen Maßnahmen anderer Art
Polizeiverordnung über Tanzlustbarkeiten im Kriege.
Vom 17. Januar 1942.
Auf Grund der Verordnung über die Polizeiverordnungen der Reichsminister vom 14. November 1938 (Reichsgesetzbl. I S. 1582) wird folgendes verordnet:
§1
öffentliche Tanzlustbarkeiten sind bis auf weiteres verboten.
§2
Verboten sind fernerhin Tanzlustbarkeiten von Tanzstundenzirkeln, Vereinen und vereinsähnlichen Zusammenschlüssen, auch wenn sie nicht öffentlich sind.
§3
Verboten sind weiter sämtliche Tanz Veranstaltungen von Tanzschulen mit Ausnahme von reinem Tanzunterricht in Kursen für Personen bis zu 18 Jahren oder in Privatstunden
§4
Der Reichsminister des Innern oder die von ihm bestimmten Stellen können Ausnahmen von Verboten der §§1 bis 3 zulassen. .
§ 5
(1)Wer vorsätzlich oder fahrlässig dieser Polizeiverordnung zuwiderhandelt, wird mit Haft bis zu sechs Wochen oder mit Geldstrafe bis zu 150 Reichsmark bestraft.
(2)Ebenso wird bestraft, wer vorsätzlich oder fahrlässig an einer verbotenen Tanzlustbarkeit teilnimmt.
§6
(1)Diese Polizei Verordnung tritt eine Woche nach Verkündung in Kraft.
(2)Mit dem gleichen Zeitpunkt treten alle bisher erlassenen Polizeiverordnungen über Tanzlustbarkeiten im Kriege außer Kraft.
Berlin, den 17. Januar 1942.
Der Reichsminister "des Innern
Im Auftrag Bracht
Heroische Sprüche gab es noch im Jahr 1941 aus dem Munde eigentlich realistischer Ingenieure. Sie erlebten, was noch vor der Machtergreifung undenkbar erschien, einen Wirtschaftsaufschwung sondergleichen. Ingenieure waren gefragter denn je. Fachkräftemangel war aufgetreten in allen Bereichen der Industrie. Und so ist es kein Wunder, dass noch 1943 Lobpreisungen auf den Führer stattfanden, ungeachtet der Zweifler und Kritiker des Naziregimes. Auf diese wollte man in Anbetracht dessen, was jedem sichtbar vor Augen geführt wurde nicht hören.
Eine Zeiteinsicht aus dem Zementkalender der Süddeutschen Cement -Verbandes G.m.b.H. von 1940
Die Bauwirtschaft kämpft mit
Politik und Wirtschaft sind im nationalsozialistischen Staat nicht voneinander zu trennen. Mit den raschen Erfolgen der Politik Adolf Hitlers ergab sich auch für die deutsche Wirtschaft ein Aufschwung, der die kühnsten Erwartungen weit übertraf. So betrug der Gesamtumsatz der Bauwirtschaft im Jahre 1938 bereits über 11 Milliarden Reichsmark, und nach der Entwicklung bis Ende August 1939 war mit einem weiteren Anwachsen zu rechnen. Bei dieser seit 1933 von Jahr zu Jahr gesteigerten Anspannung war es nicht zu verwundern, daß sich in der Rohstoffbewirtschaftung und im Arbeitseinsatz Reibungen bemerkbar machten. Um diese zu beheben und darüber hinaus die Leistungsfähigkeit der Bauwirtschaft noch zu steigern, wurde im Dezember 1938 vom Beauftragten für den Vierjahresplan, Generalfeldmarschall Göring, der Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen, Prof. Dr.-Ing. Todt, als Generalbevollmächtigter für die Regelung der Bauwirtschaft eingesetzt.
Die Maßnahmen zur Erreichung der gesteckten Ziele bestehen bei der Baustoffindustrie im wesentlichen in der Ausweitung der Produktion durch Verbesserung und Neuanlage von maschinellen und sonstigen Einrichtungen und in der Schulung der Belegschaft, bei der Bauindustrie in der Rationalisierung der Baubetriebe durch zweckmäßige Organisation der Baustelle, Erweiterung des Geräteparkes, insbesondere Beschaffung von Großgerät zur Einsparung von Arbeitskräften sowie der Unterweisung der Gefolgschaft in der Bedienung und Pflege dieser Geräte und der Verbesserung der Arbeitsmethoden. Hinzu kommt die richtige Verteilung der Baustoffe an die Verbraucher, die der Generalbevollmächtigte in Zusammenarbeit mit dem Reichswirtschaftsministerium im Kontingentsverfahren durchführt. Auf diese Weise kann der Umfang der Bauvorhaber von den verfügbaren Baustoffen abhängig gemacht werden, so daß die Inangriffnahme neuer Bauten auf die unbedingt notwendiger beschränkt wird.
Im Jahre 1939 wurden als vordringlich die Bauvorhaben im Interesse der Wehrhaftmachung und des Vierjahresplanes fortgeführt. So wurde der Westwall zum Schutze der Grenze in Westen zu einer uneinnehmbaren Festungslinie weiter ausgebaut Er hat in den ersten Kriegswochen seine Wirksamkeit bereits dadurch bewiesen, daß er den in Polen kämpfenden Truppen der Rücken freihalten konnte. Die Bauten des Vierjahresplanes sind soweit gediehen, daß die Produktion auf verschiedenen Gebieter begonnen hat und mit ihrer Erweiterung in der nächsten Zeit zu rechnen ist. Von anderen wichtigen Bauvorhaben seien neben sonstigen behördlichen und privaten Bauten, die fortgeführt oder neu in Angriff genommen wurden, die Bauten für den Ausbau deutscher Städte erwähnt sowie die Reichsautobahnen, von denen z. Zt bereits über 3000 km im Betrieb und mehr als 2000 km im Bau sind,
Daß es möglich ist, viele dieser Bauvorhaben mit verhältnismäßig geringen Einschränkungen auch jetzt im Kriege noch weiterzuführen, ist ein Beweis für die Leistungsfähigkeit der deutschen Sauwirtschaft. Sie wird auch in der Lage sein, nach siegreich beendetem Kampfe die ihr dann gestellten vermehrten Aufgaben zu bewältigen.
Die Leistungsfähigkeit der gesamten Zementindustrie Großdeutschlands kann mit rd. 20 Mill. t angenommen werden, und noch ist die Lage in der Bauwirtschaft so, daß es auf den richtigen Umsatz eines jeden Sackes Zement ankommt, damit alle die Bauten für politische, wirtschaftliche und kulturelle Zwecke programmgemäß durchgeführt werden können. Nicht nur in der planmäßigen Steigerung ihrer Erzeugung sieht daher die Zementindustrie ihre Aufgabe; sie hilft auch zu ihrem Teil die Kenntnis des von ihr hergestellten Baustoffes verbreiten und vertiefen, die die Voraussetzung ist für seine sparsame und richtige Anwendung. Großdeutschland baut für eine glückliche Zukunft, in der die Bauwerke unserer Zeit würdig bestehen können. So sind alle Bemühungen auf weitere Vervollkommnung gerichtet.
Den Zementkalender hat die Fachgruppe Zement-Industrie ebenfalls in den Dienst dieser Aufgabe gestellt. Zum ersten Male gewinnt er volle Gültigkeit auch Tür die Ostmark und den Sudetengau, nachdem die dort bisher gültigen Bestimmungen aufgehoben oder jenen des Altreiches angepaßt sind.
Die Möglichkeiten, zu schaffen und zu bauen, sind den Architekten und Ingenieuren gegeben in einem Umfange, wie es sich keiner hat träumen lassen. An ihnen ist es, die Zeit zu nützen und mit allen Kräften mitzuwirken an der Gestaltung Großdeutschlands nach den Plänen seines Führers.