Um den Luftschutz von Städten aus Verwaltungssicht vergleichen zu können, finden sie nachfolgen einige Auszüge aus dem
Verwaltungsbericht der Stadt Wuppertal für die Jahre 1938 bis 1946.
Im Auftrag des Oberstadtdirektors
VIII. LUFTSCHUTZAMT
Die ersten Luftschutzmaßnahmen wurden auf Anordnung der Regierungsstellen im Dezember 1934 eingeleitet. Eine besondere Dienststelle für die Erledigung dieser Arbeiten bestand zunächst nicht. Infolge Zunahme des Arbeitsgebietes war es jedoch bald notwendig, eine besondere Dienststelle einzurichten, in der die gesamten Luftschutzmaßnahmen der Verwaltung zentral bearbeitet wurden. Hierfür wurde das Luftschutzamt eingesetzt. Aufgabe des Amtes war es einmal, alle organisatorischen Voraussetzungen für die Durchführung der von der Regierung angeordneten Luftschutzmaßnahmen zu treffen, zum andern, die erforderlich werdenden baulichen Maßnahmen zu planen und durchzuführen.
1. Werkluftschutz, erweiterter Selbstschutz und Selbstschutz
Zunächst ging die Verwaltung dazu über, das Personal der gesamten Stadtverwaltung allgemein in Luftschutzfragen auszubilden. Insbesondere wurde vordringlich der Werkluftschutz der städtischen Betriebe aufgebaut; angegliedert waren das Gaswerk, das Wasserwerk, das Elektrizitätswerk, die Schlachthöfe und die Müllverbrennung. Für jeden Betrieb wurde auf Grund des Luftschutzgesetzes ein besonderer Werkluftschutzleiter bestellt, dem ein engerer Mitarbeiterkreis sowie Angehörige des Betriebs zur Durchführung seiner Angaben zur Verfügung standen. Aufgabe der Werkluftschutzleiter war es, innerhalb ihrer Betriebe die erforderlichen Luftschutzmaßnahmen sowohl in personeller als auch in materieller Hinsicht zu treffen.
Gleichzeitig wurde aber auch der erweiterte Selbstschutz eingerichtet. Für den erweiterten Selbstschutz kamen 32 Betriebe in Frage, zu denen u. a. die Rathäuser, die Krankenanstalten, Badeanstalten, die größeren Schulen sowie verschiedene Heime gehörten. Verantwortlich innerhalb dieser Betriebe war der Betriebsluftschutzleiter, dem, entsprechend der Gliederung des Werkluftschutzes, die erforderlichen Hilfskräfte zur Verfügung standen. Die übrigen Schulen, Heime und sonstigen Einrichtungen wurden dem Selbstschutz angegliedert, der in der Hauptsache durch den Reichsluftschutzbund betreut wurde.
Neben dem Werkluftschutz und dem erweiterten Selbstschutz war vom örtlichen Luftschutzleiter noch ein besonderer Sicherheits- und Hilfsdienst geschaffen, für den die Stadtverwaltung die erforderlichen Fachkräfte abstellen mußte. Die Angehörigen des Sicherheits- und Hilfsdienstes hatten speziell die Aufgabe, bei eintretenden Schadensfällen in ihrem Fachgebiet tätig zu sein. Es waren zum Beispiel eingesetzt: Spezialtrupps für das Gaswerk, für das Wasserwerk, für das Elektrizitätswerk, für das Kabelnetz und für die Entgiftung.
Das Luftschutzamt hatte im Rahmen seiner Aufgaben die zentrale Aufsicht und Lenkung und war sowohl für die gesamte Ausbildung, als auch für die Ausrüstung der einzelnen Betriebe verantwortlich. Die Ausstattung der einzelnen Betriebe mit den technischen Luftschutzgeräten sowie die Ausrüstung der dem Werkluftschutz, dem erweiterten Selbstschutz und dem Selbstschutz angehörigen Personen wurde mit besonderer Sorgfalt durchgeführt. Um eine zentrale Lenkung für den Ernstfall durchführen zu können, wurde im jetzigen Verwaltungshaus Wegnerstraße eine Befehlsstelle eingerichtet, die mit besonderen technischen Einrichtungen versehen war, so daß Meldungen über Voralarm und Fliegeralarm usw. von der Luftschutzwarnzentrale über eine Rundspruchanlage weitergegeben werden konnten.
Eine besonders wichtige und umfangreiche Aufgabe des Luftschutzamtes war es, die Verdunkelung in den städtischen Betrieben und ihren Verwaltungsgebäuden durchzuführen und die notwendigen Luftschutzräume zu schaffen. Die sorgfältige Durchführung all dieser vorbereitenden Luftschutzmaßnahmen hat sich bei den späteren Einsätzen während des Krieges sehr bewährt.
Für den Bau von öffentlichen Luftschutzräumen, Hoch- und Tiefbunkern, war das Amt für Schutzraumbau zuständig. Über die Durchführung dieser baulichen Luftschutzmaßnahmen ist an anderer Stelle berichtet.
Sachgebiet Gefallenenbestattung
Die Bergung der Gefallenen lag dem örtlichen Luftschutzleiter (Polizeipräsident) ob. Die Stadt hatte im einzelnen folgende Aufgaben durchzuführen:
Auswerfen der Gräber, Führung der Gefallenenliste, Bereitstellung der Särge, Einsargen und Abtransport der Gefallenen vom Bergungsort zur Gefallenensammelstelle,Kenntlichmachung der Särge und der einzelnen Gräber, Ausstattung und Pflege der Gräber, Umbettung und Überführung von Gefallenen nach auswärts.
Bei der Schwere der einzelnen Angriffe war die Durchführung dieser Aufgaben besonders schwierig. Bei dem Angriff auf Wuppertal- Barmen am 30. Mai 1943 standen nicht genügend Särge zur Verfügung, so daß diese erst von auswärts beschafft werden mußten. Nach den beiden
Großangriffen ist jedoch ein größeres Sarglager mit rund 2500 Särgen bereitgehalten worden. Diese reichten für die Anzahl der Gefallenen aus. Es konnten sogar anderen Städten aus diesem Sargbestand Särge zur Verfügung gestellt werden. Auf verschiedenen Friedhöfen waren Sammelplätze für Gefallene eingerichtet, und zwar Friedhof Uellendahl, Friedhof Liebigstraße, Friedhof Norrenberg und Friedhof Vohwinkel. Die Bestattung der Gefallenen wurde jedoch auch auf den übrigen Friedhöfen durchgeführt. Die Friedhofsverwaltungen der einzelnen Friedhöfe hatten besondere Felder für die Bestattung der Luftkriegsgefallenen bereitgestellt.
Sachgebiet Gefallenennachweis
Der Gefallenennachweis hatte über die durch Luftangriffe Gefallenen und über den Bestattungsort Nachweis zu führen. Ebenso lag ihm die Verrechnung der Beerdigungskosten mit den staatlichen Stellen ob. Über die Gefallenen wurde eine besondere Kartei geführt, die über die Einzelheiten Auskunft geben konnte.
Sachgebiet Kadaverbeseitigung
Die bei einem Luftangriff angefallenen Tierkadaver, die aus hygienischen Gründen schnellstens beseitigt werden mußten, wurden zur Verarbeitung einer Kadaververwertungsanstalt zugeführt. Da in den letzten Monaten des Krieges die Kadaververwertungsanstalten nicht mehr aufnahmefähig waren, wurde ein besonderes Gelände in der Möbeck bereitgestellt, auf dem die Kadaver, soweit notwendig vergraben werden mußten.
Sachgebiet Hausratsicherstellung
Das Sachgebiet Hausratsicherstellung hatte die Aufgabe, den noch brauchbaren Hausrat einschließlich der Lebensmittel und Kellervorräte sowie Warenbestände von Einzel- und Großhandelsgeschäften sicherzustellen und ordnungsmäßig zu lagern. Für die Einlagerung wurden Turnhallen, unbenutzte Schulräume, Säle usw. in Anspruch genommen, Die Sicherstellung des Hausrats wurde im allgemeinen auf Anforderung des Eigentümers durchgeführt. Die eingelagerten Gegenstände wurden karteimäßig erfaßt und später dem Geschädigten auf Anforderung wieder zugestellt. Noch genießbare Lebensmittelvorräte, insbesondere aus den Geschäften, wurden dem Ernährungsamt zur Verwendung übergeben.
Sachgebiet Fahrbereitschaft
Das Sachgebiet Fahrbereitschaft hatte die Beorderung und Bereitstellung aller für den Einsatz erforderlichen Lastkraftwagen zu veranlassen und über die eingesetzten Lastkraftwagen Kontrolle zu führen. Ferner hatte es die Anforderung, Verwaltung und Ausgabe des für die eingesetzten Lastkraftwagen benötigten Treibstoffe zu veranlassen. Es war ferner für die Unterbringung, Verpflegung und Entlohnung der Fahrer sowie für die Bereitstellung von Reparaturmöglichkeiten verantwortlich. Aus den Erfahrungen der beiden Großangriffe im Frühjahr 1943 ergab sich die Notwendigkeit, die Parteiorgane des NSKK. mit der Fahrbereitschaft zu verbinden, um so die anfallenden Aufgaben zweckmäßig durchführen zu können.
Trotz der Schwere der Angriffe und den entstandenen ungeheuren Schäden konnten die zu bewältigenden Aufgaben nach den gegebenen Richtlinien gelöst werden. Hierbei haben sich die vorbereitenden Maßnahmen, die bis ins einzelne gingen, besonders günstig ausgewirkt. Die eingesetzten Hilfskräfte haben sich bis zur Grenze des Möglichen unter Einsatz ihrer ganzen Kraft für die Erfüllung ihrer Aufgaben eingesetzt.
3. Luftalarm
Die Gesamtzahl der Luftalarme einschließlich der Voralarme und der zeitweise durch besondere Sirenensignale angezeigten sogenannten „akuten Luftgefahr" betrug 2790. Nachstehend werden vier Tabellen gezeigt, aus denen die Zeiten und die Dauer der Alarme in vier verschiedenen Zeiträumen sich ergeben.
Luftangriffe
Während des ganzen Krieges wurden insgesamt 126 mal Bomben oder Minen oder Brandbomben auf das Gebiet der Stadt Wuppertal abgeworfen. Dabei hat es sich in 70 Fällen um Abwürfe von 1-10 Sprengbomben oder Minen oder weniger als 50 Brandbomben gehandelt. 40 mal wurden mehr als diese Mengen abgeworfen, aber weniger als 100 Bomben bzw. Minen oder 500 Brandbomben, und 16 mal über 100 Bomben und Tausende von Brandbomben. Darunter befinden sich vier schwere Angriffe, und zwar in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai 1943 auf den ganzen östlichen und in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni auf den westlichen Stadtteil, in der Neujahrsnacht 1944 auf den Stadtteil Vohwinkel und am 13. März 1945 auf die Stadtteile Rittershausen, Heckinghausen und Langenfeld. Nicht ganz so schwer war der
Angriff vom 8. März auf das Gebiet von Rittershausen.
Es wurden abgeworfen:
am 29./30. Mai 1943 58 Minen, etwa 1540 Sprengbomben, über 280 000 Stab-Brand- und über 28 700 Phosphorbomben; am 25./26. Juni 1943 289 Minen, 2840 Sprengbomben, rund 240000 Stab-Brand- und mehr als 19 300 Phosphorbomben; am 31. Dezember 1944 und 1. Januar 1945 10 Minen, 1236 Sprengbomben und 1500 Stab-Brandbomben; am 8. März 1945 346 Sprengbomben und rund 90 Stab-Brandbomben; am 13. März 1945 1565 Sprengbomben, über 10 000 Stab-Brandbomben und 320 Phosphor-Brandbomben.
Am letzten Tage vor der Besetzung fielen noch etwa 100 Granaten auf das Stadtgebiet.
In der angegebenen Zahl der Angriffe sind 29 Tieffliegerangriffe enthalten, die in den letzten Wochen vor der Besetzung stattfanden, als die kämpfenden Fronten sich immer mehr dem hiesigen Gebiet näherten.
Die Schäden verteilten sich auf die Stadtgebiete Barmen, Elberfeld, Ronsdorf, Cronenberg, Vohwinkel und Langerfeld.
Die Gesamtzahl der Luftkriegsgefallenen beträgt rund 7000. Die Gesamtzahl der Schwerverletzten rund 2700. Der Prozentsatz der ausgebombten Bevölkerung ist sehr schwer anzugeben, da vollständige Unterlagen hierüber nicht vorliegen. Es dürfen vielleicht 60-70 °/o der gesamten Bevölkerung angenommen werden. Etwa 50-60 0/0 hiervon sind total ausgebombt.
Über die Schäden an Gebäuden usw. wird an anderer Stelle berichtet.
5. Abwicklung der Geschäfte des Luftschutzamtes
Nach dem Einmarsch der alliierten Truppen wurde das Luftschutzamt aufgelöst. Zur ordnungsmäßigen Abwicklung der noch anfallenden Arbeiten wurden die einzelnen Aufgaben anderen Dienststellen übertragen. Mit der Führung des Gefallenennachweises, insbesondere mit der Abrechnung der Beerdigungskosten mit den Versorgungsämtern sowie mit der Pflege und Unterhaltung der Ehrengräber der Gefallenen wurde das Garten- und Forstamt betraut. Die Überwachung des sichergestellten Hausrats und die Rückgabe an die Geschädigten wurde vom Wohlfahrtsamt übernommen. Die bestehenden Läger mit den vorhandenen Ausrüstungsgegenständen, Werkzeugen, Feuerlöschgeräten, Eßgeschirren usw. wurden aufgelöst und die Bestände einzelnen städtischen Dienststellen, insbesondere den Städtischen Werken, den Bauämtern, der Berufsfeuerwehr, zugeführt. Die noch vorhandenen Wolldecken sind den Krankenhäusern und einzelnen Heimen übergeben worden. Die Luftschutzbetten wurden für die Obdachlosen- und Flüchtlingsbetreuung verwandt
BAUVERWALTUNG - HOCHBAUAMT
Die Tätigkeit des Hochbauamtes erstreckte sich vor dem Kriege (1938/1939) vorwiegend auf die bauliche Unterhaltung stadteigener Gebäude. Hierzu rechneten auch die sparkasseneigenen Gebäude. Die schon im Jahre 1938 sich bemerkbar machende Spannung der politischen Lage wirkte sich auch auf die Bautätigkeit hemmend aus, so daß nur noch die notwendigsten Arbeiten durchgeführt werden konnten. Durch das Abziehen von Facharbeitern und die umfangreichen Materialbedürfnisse für kriegsvorbereitende Maßnahmen (Westwall usw.) war damals schon ein Mangel an Arbeitskräften und Material fühlbar. In diese Zeit fiel u. a. auch der Umbau des Barmer Stadttheaters, der ,schon lange vorher geplant war. Mit den Umbauarbeiten hierzu wurde am 1. April 1939 begonnen. Am 1. November 1939 waren die Umbauarbeiten durchgeführt, so daß am 5. November ,1939 die erste Aufführung stattfinden konnte. Die Gesamtkosten für den Umbau betrugen rund 1 000 000,— RM.
Auf Grund der zunehmenden Fliegertätigkeit im Laufe der ersten Kriegsjahre wurden bereits im Jahre 1942 als vorbereitende Maßnahme die ersten Baracken für Obdachlosenunterkünfte errichtet, die vorübergehend zur Unterbringung von Polen verwandt wurden. Durch die späteren Großangriffe auf Wuppertal stieg die Zahl der Obdachlosen jedoch derart an, daß weitere behelfsmäßige Unterkünfte geschaffen werden mußten, wofür der Staat die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellte. Insgesamt wurden seit 1943 300 Holz- und Massivbaracken beschafft und aufgestellt, für die einschließlich der Installationsanlagen rund 3 500 000,— RM aufgewandt wurden. Nach Beendigung der Kriegshandlungen standen für die Unterbringung von Flüchtlingen und Rückkehrern weitere acht Barackenläger, die vorher mit ausländischen Arbeitskräften belegt waren, zur Verfügung. In diesen Lägern sind durch Einbau von Zwischenwänden Zwei-und Dreizimmer-Wohnungen hergerichtet worden.
Der Mangel an Material und Arbeitskräften machte sich durch die lange Dauer des Krieges immer stärker bemerkbar. Es wurden daher, vor allem nach dem ersten Großangriff auf Wuppertal im Mai 1943, Anordnungen getroffen, die vorsahen, daß jede Neubautätigkeit vollkommen zu unterbleiben hatte und vorerst nur die weniger schwer beschädigten Gebäude winterfest gemacht werden durften. Die Bestimmungen über die Winterfestmachung von Räumen vom 25. September 1945 (Wohnungsnotprogramm Obdach) galten auch am Ende der Berichtszeit noch. Sie sehen neben den Instandsetzungen von Wohngebäuden u. a. auch die Instandsetzung der Krankenhäuser, Molkereien und Kartoffellagerhallen vor, deren Wiederherstellung vordringlich ist. Unter Ausnützung der in diesem Rahmen gegebenen Möglichkeiten konnten die durch Kriegseinwirkung zerstörten Städt. Krankenanstalten in ihrem Wiederaufbau wesentlicl gefördert werden. Ebenso wurden von fünf zu Beginn des Krieges errichteten Kartoffellagerhallen drei inzwischen wieder hergestellt, nachdem die beiden anderen Kartoffellagerhallen durch Totalzerstörung ausgefallen waren.
Nach Beendigung der Kriegshandlungen und mit der Besetzung Wuppertals durch alliierte Truppen wurden die vorhandene fünf Wehrmachtskasernen, die von der Besatzungsbehörde in Anspruch genommen wurden, in bezug auf ihre bauliche Unterhaltung dem Hochbauamt unterstellt. Außerdem hat das Hochbauamt z. Z. 148 englische Dienststellen und Familienunterkünfte in privaten oder behördlichen Bauten zu betreuen. Hierzu gehört auch das frühere Bethesda-Krankenhaus, das der Besatzungsbehörde als Hospital dient. Des weiteren war das Hochbauamt maßgeblich bei der Wiederherstellung beschädigter Schulen eingesetzt. Auch bei der Wiederbeschaffung von Schulinventarien wurde tatkräftig mitgewirkt, so daß dem Schulamt die für die Wiederaufnahme und Durchführung des Schulunterrichtes in den verschiedensten Gebäuden notwendigen Räumlichkeiten und Einrichtungsgegenstände zur gegebenen Zeit zur Verfügung gestellt werden konnten.
Durch Erlaß vom .9. September 1943 und Verordnung des Reichswohnungskommissars vom 21. September 1943 wurde das „Deutsche Wohnungshilfswerk" zur Beschaffung von Unterkünften für Luftkriegsbetroffene errichtet. Das besondere Ziel des D.W.H. war die Aufstellung von einfachen Behelfsheimen in Siedlungsform in weitestgehender Selbst- und Gemeinschaftshilfe der Bevölkerung. Auch hierbei war das Hochbauamt maßgeblich eingeschaltet und für die Durchführung der zu treffenden Maßnahmen verantwortlich. In Wuppertal wurden insgesamt bis 1946 etwa 4000 Baukarten zum Bau. von Behelfsheimen ausgestellt. Fertiggestellte wurden etwa 2700 Heime.
Durch die Verordnung zur Wohnungsraumlenkung vom 27. Februar 1943 und die Verordnung zur Wohnungsraumversorgung vom 21. Juni 1943 wurden seitens des Reichswohnungskommissars bauliche Maßnahmen der Wohnraumlenkung angeordnet. Hierunter fiel besonders der Ausbau von Dach- und Kellergeschossen, die Teilung von Wohnungen, der Um- und Ausbau vorhandener gewerblicher und sonstiger Räume zu Wohnzwecken sowie die Rückgewinnung zweckentfremdeten Wohnraumes. Auch dieser Aktion, die jedoch mit dein Einmarsch der Besatzungsmächte ihren Abschluß fand, wurde größte Aufmerksamkeit geschenkt. Es wurden 161 Privatwohnungen mit 273 Räumen erstellt, wofür 92 800,— RM Reichszuschüsse gewährt wurden. Daneben wurden in städtischen Gebäuden 41 Wohnungen ausgebaut, wofür das Reich 20 000,— RM an Beihilfe bereitstellte.
Nach Abschluß dieser Reichsaktion hat die Stadtverwaltung im Rahmen der früher erlassenen Reichsbestimmungen Zuschüsse für private Bauvorhaben aus ihren Mitteln bewilligt. Auf diese Weise wurden im Kalenderjahr 1946 neun Wohnungen mit 15 Räumen erstellt, wofür ein städtischer Zuschuß von 5325,— RM aufgewandt wurde.
Auf Grund des Gesetzes über die Aufschließung von Wohngebieten vom 22. September 1933, in Verbindung mit der Verordnung über das Verbot von Preiserhöhungen vom 26. Nov. 1936 und der Grundstückserwerbsbekanntmachung vom 26. Januar 1937, wurden in preisrechtlicher Hinsicht zahlreiche Wertschätzungen von bebauten Grundstücken angefertigt. Allein im Jahre 1946 stellte sich die Zahl derartiger Wertschätzungen auf 59 mit einem Gesamtkaufwert von 1 336 078,— RM.
Wie sich herausgestellt hat, stehen die laufenden Kosten der Unterhaltung der Baracken, von denen die nicht stadteigenen (insgesamt 270) am Ende des Berichtsjahres 1946 in die Verwaltung des Finanzamtes übergingen, in einem ungesunden Verhältnis zu dem Wert der Objekte. Es besteht daher das Bestreben, durch den Ausbau von Dachgeschossen weitere Wohnungen zu schaffen und hierdurch Ersatzwohnraum für die aufzugebenden Barackenwohnungen zu gewinnen. Zunächst sollen auf diese Weise 72 Wohnungen mit 210 Räumen in stadteigenen Gebäuden ausgebaut werden. Hierbei werden in der Hauptsache die Abbruchstoffe der Baracken mitverwandt. Mit der Ausführung der Arbeiten wurde an mehreren Stellen bereits begonnen.
Im übrigen wurden Vorarbeiten für den Ausbau von drei mehrgeschossigen stadteigenen Gebäuderuinen sowie für den Wiederaufbau zerstörter öffentlicher Gebäude geleistet und Bauanträge für die im Bauprogramm 1947 vorgesehenen Bauvorhaben angefertigt. Auch wurde mit der Anfertigung neuer Bestandszeichnungen städtischer Gebäude begonnen, da sämtliche Bauzeichnungen vernichtet sind.
TIEFBAUAMT
Im letzten Vorkriegsjahre wurde der Unterhaltung des Straßen- und Wegenetzes größte Aufmerksamkeit gewidmet. Bei Eintritt des Krieges trat jedoch eine wesentliche Verknappung an Baustoffen ein, so daß die Unterhaltungsarbeiten auf das dringendste Maß beschränkt werden mußten. Es wurde daneben versucht, einige wichtige in Arbeit befindliche Straßenneubauten weiter zuführen. Diese Arbeiten erstreckten sich vor allem auf den Ausbau:
Als jedoch im. Jahre 1940 die sofortige Durchführung des LS.-Führerprogramms beschlossen wurde, kamen alle vorgenannten Baumaßnahmen zum Erliegen, da sämtliche verfügbaren Arbeitskräfte zur Durchführung des Bunkerbauprogramms eingesetzt wurden. Unter Einschaltung von Kriegsgefangenen sowie deutschen Wehrmachts Baukompanien wurde zunächst mit dem Bau der Tiefbunker Neumarkt und Brausenwerth, der Hochbunker Münz-/Möwenstraße, Schwelmer Straße und Am Pfaffen-haus und der Stollenanlage Friedrich-Ebert-Straße 304 begonnen. Kurz darauf wurden die Hochbunker Große Hakenstraße, Exerzierplatz, Siedlungsstraße und am Schusterplatz in Angriff genommen. Die zuletzt begonnenen Bunkerwerke Operationsbunker Städtische Krankenanstalten Barmen, Hochbunker Ronsdorf, Ascheweg, und Hochbunker Friedrichsplatz kamen jedoch kurz nach der Inangriffnahme infolge Baustoff- und Treibstoffmangels und sonstiger unüberwindlicher Schwierigkeiten wieder zum Erliegen.
Als im Jahre 1943 die Luftangriffe auf Wuppertal in verstärkter Form einsetzten, waren die zehn erstgenannten Bunker soweit fertiggestellt, daß die Bevölkerung darin Schutz suchen konnte. Die Luftangriffe brachten die Bauarbeiten zwar vorübergehend ins Stocken, da. sämtliche Arbeitskräfte bei der Bergung von Toten und bei Aufräumungsarbeiten, insbesondere bei der Freilegung der Verkehrsstraßen eingesetzt wurden. Die Herrichtung einer Anzahl LS.-Stollen wurde jedoch weitergeführt und hierfür die OT. eingeschaltet. Derartige Stollen wurden gebaut an der Ladestraße in Wuppertal Vohwinkel, am Schwebebahnhof Hammerstein, an der Nützenberger Straße, an der Hindenburgstraße, am Raukamp, an der Hermannstraße, an der Gosenburg und am Sportplatz Leibusch. Keine dieser Maßnahmen konnte allerdings restlos fertiggestellt werden. Sie wurden aber während der verschiedenen Luftangriffe bis zum Zusammenbruch von der Schutz suchenden Bevölkerung aufgesucht.
Infolge Kriegseinwirkung war das städtische Kanalnetz an 192 Stellen zerstört. Dadurch entstanden Kanalschäden, die Verseuchungen des Untergrundes und der angrenzenden Hausgrundstücke hervorriefen. Die dringendsten Kanalschäden wurden sofort nach den Luftangriffen wieder beseitigt, so daß bis Ende der Berichtszeit 164 derartige Schadensstellen wieder hergerichtet. werden konnten. An vier weiteren Stellen wird zur Zeit gearbeitet. Leider läßt es sich bei dem außerordentlichen Mangel an Baustoffen, Arbeitskräften, Treibstoff und Autobereifung nicht erreichen, die Beseitigung der Schäden mit der wünschenswerten Beschleunigung zu betreiben.
Ähnlich liegen die Verhältnisse auf dem Gebiete der Unterhaltung des Straßen- und Wegenetzes. Die Kriegsjahre mit ihren äußerst starken Belastungen der Fahrbahnflächen, nicht zuletzt die Härte des Winters im letzten Berichtsjahre, haben den Zustand der Straßen außerordentlich in Mitleidenschaft gezogen. Leider läßt sich auch hier mit den wenigen vom Landesbauamt zugeteilten Baustoffen kaum das Allernotwendigste in der Instandhaltung der Schadensstellen durchführen.
Sofort nach dem Zusammenbruch wurde die Frage der Trümmerbeseitigung und -verwertung energisch aufgegriffen. Es sind in Wuppertal 6500000 cbm Trümmermassen vorhanden, die beseitigt werden müssen; sie sind aber zu wertvoll, um ohne weiteres zur Kippe gefahren zu werden, da darin noch wiederverwendungsfähige Baustoffe enthalten sind. Es sind bis jetzt sechs Steinbrecheranlagen in den Schwerpunkten der Trümmerfelder aufgestellt, die das Bergungsgut verarbeiten und für Wiederverwendungszwecke bereitstellen. Außer einem Handbetrieb ist die Gewinnung der Baustoffe mit zwei Baggern durchgeführt worden. Es wurden bisher rund 230 000 cbm Trümmermassen bewältigt. Aus den Schuttmassen wurden zur Wiederverwendung bisher gewonnen:
Packlage 4 007 cbm
Sand 4 060 ,,
Split t12 394 „
Schotter 2 053
Schrott 954 t
Nutzeisen 309 t
Zur Sicherung des Verkehrs und zur Beseitigung von Einsturzgefahren mußten 895 Gebäude vollständig niedergerissen bzw. gesprengt sowie 199 Teilbauten niedergelegt werden.
In erster Linie wurden die Hauptverkehrsstraßen von Trümmerschutt gesäubert, und zwar insgesamt 437 158 gm. Außerdem wurden zur Verbreiterung von Verkehrsstraßen und Bürgersteigen an Grundstücksflächen 3115 Fm von Schuttmassen befreit.
VII .BAULENKUNGSAMT
Die Einrichtung eines Baulenkungsamtes wurde durch Erlaß des Herrn Oberpräsidenten der Nord-Rheinprovinz vom 29. März 1946, mit Wirkung vom 1. April 1946 ab, angeordnet. Aufgabe dieses Amtes ist es, bei der Prüfung der Baugesuche in bauwirtschaftlicher Hinsicht mitzuwirken und insbesondere die Frage zu entscheiden, ob für jeden Einzelfall eines Bauvorhabens die notwendigen Baustoffe und Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Zu diesem Zwecke arbeitete das Baulenkungsamt in enger Verbindung mit dem Bauaufsichtsamt, das jedoch nach wie vor für die Erteilung der baupolizeilichen Genehmigung zuständig blieb. Allgemein muß gesagt werden, daß die Baulenkungsvorschriften bisher nicht den Erfolg brachten, wie es anfänglich angenommen wurde. Die Baustoffbeschaffung, die kontingentmäßig vom Wiederaufbauministerium gelenkt wird, stieß auch in den letzten Monaten des Kalenderjahres 1946 auf größte Schwierigkeiten, so daß das Baulenkungsamt gezwungen war, außer den zugeteilten Kontingenten, sich um die Beschaffung von Baustoffen anderweitig zu bemühen.
VIII .INSTALLATIONSAMT
Auf dem Gebiete der Heizungstechnik wurden in den Jahren 1938-1946 mancherlei Arbeiten ausgeführt. Zunächst ist die Modernisierung der Heizungs- und Lüftungsanlagen des Barmer Stadttheaters in den Jahren 1938-1939 besonders erwähnenswert. Bei Ausbruch des Krieges galt es, die Einrichtung der Wirtschaftsämter, Bezirksstellen, Getreidespeicher und Kartoffelbunker durchzuführen, denen in den ersten Kriegsjahren umfangreiche Neuanlagen, so im Elberfelder Rathaus und in einer Reihe von Schulen, folgten. Das Verwaltungsgebäude Kleine Klotzbahn und das Elberfelder Rathaus wurden ferner an das Fernheiznetz angeschlossen. In den Jahren 1941-1944 standen die mit den Bunkerbauten zusammenhängenden Arbeiten im Vordergrund.
Nach den Großangriffen auf Wuppertal im Sommer 1943 mußten größere Instandsetzungs- und Wiederaufbauarbeiten in den wichtigsten städtischen Gebäuden und Anstalten sofort in Angriff genommen werden. Es wurden größere Instandsetzungen und Erweiterungen einiger Heizungsanlagen in Schulen, in der Stadtgärtnerei, im Zoo und im Verwaltungshaus vorgenommen, ferner auch das Projekt zur Versorgung des neuen Rathauses mit Fernheizdampf in Angriff genommen. Auch bei der Errichtung von .Alterspflegeheimen, bei der Instandsetzung der Anlagen in Wagenhallen der Wuppertaler Bahnen AG. sowie an den Heizanlagen im städtischen Fuhrpark waren umfangreiche Arbeiten zu leisten.
In den Jahren 1938-1944 hatte das damalige Heizungsamt neben den laufenden Unterhaltungsarbeiten an Heizungs-, Lüftungs- und Warmwasserbereitungsanlagen sowie an Kochküchen- und Wäschereieinrichtungen auch für die Beschaffung und Verteilung der Brennstoffe für sämtliche städtischen Anstalten und Heime zu sorgen. Die Beschaffung dieser Brennstoffe geschah durch direkte Vergebung der Aufträge an den örtlichen Kohlenhandel. In den Jahren 1945-1946 übernahm das Wirtschaftsamt die Zuteilung der Brennstoffe.
Die maschinen- und elektrotechnischen Unterhaltungs- und Uberwachungsarbeiten in städtischen Betrieben und Anstalten wurden in den ersten Berichtsjahren von dem damaligen Maschinenbauamt durchgeführt, das später in das Installationsamt eingebaut wurde. An größeren Arbeiten sind zu erwähnen die Erneuerung und Vergrößerung der Lebensmittelkühlanlage in der Hauptküche der Barmer Städt. Krankenanstalten, die fm Jahre 1938 vorgenommen wurden, ferner in der Kanalbauabteilung Elberfelder Straße die Errichtung einer Ladestation für Akku-Fahrzeuge, die den Einbau eines 30-kVA-Trafos Bund von sieben Trockengleichrichtern erforderte. lm Zuge der Luftschutzmaßnahmen in Schulen und sonstigen Anstalten wurden im Jahre 1939 elektrische Anlagen zur Durchführung der Beleuchtungen in diesen Einrichtungen erforderlich. Im gleichen Jahre wurde mit den Arbeiten für die Errichtung eines neuen Gefrierhauses im Schlacht- und Viehhof Wuppertal - Elberfeld begonnen. Später mu߬ten die elektrischen Anlagen der Luftschutzräume weiter ausgebaut werden. In den Luftschutzrettungsstellen der Städtischen Krankenanstalten sowie im Elberfelder und Barmer Rathaus wurden z. T. vollautomatische Dieselnotstromanlagen eingebaut. In den Jahren 1941 und 1943 wurden weiterhin vier neue Krankenaufzüge in den Barmer Städtischen Krankenanstalten angelegt.
Noch vor dem Großangriff auf Wuppertal im Jahre 1943 mußten die elektrotechnischen Einrichtungen in Bunkeranlagen für Belüftungs-, Koch- und Rundfunkübertragungszwecke weiter vervollständigt werden.
IX. STADTREINIGUNGSAMT UND FUHRPARK
Ende 1938 erstreckte sich die zu reinigende Straßen - und Bürgersteigoberfläche auf 3 638 400 qm. Diese Zahl erhöhte sich im Jahre 1939 durch Aufnahme weiterer 20 Straßen in den Straßenbereinigungsplan auf 3 759 400 qm. Infolge der Luftangriffe im Jahre 1943 verringerte sich diese Zahl auf rund 3 383 400 qm. Etwa 376 000 qm der zuletzt genannten Fläche sind augenblicklich noch mit Trümmern bedeckt. Zur Durchführung der Reinigungsarbeiten waren 1938 insgesamt 27 Fahrzeuge, und zwar Elektro-Lastkraftwagen, Kehrmaschinen, Autosprengwagen, Elektrokarren und Sprengwagen- für Pferdezug eingesetzt. Die Autosprengwagen wurden im Verlaufe des Krieges für Baumaßnahmen der Wehrmacht abgestellt und kamen nicht mehr zum Stadtreinigungsamt zurück. Von den übrigen Fahrzeugen ging ein großer Teil bei dem Luftangriff im Mai 1943 verloren, so daß heute für das ganze Stadtgebiet zur Abfuhr der anfallenden Kehrichtmenge nur noch acht Elektro-LKW. zur Verfügung stehen, wovon jedoch nur fünf einsatzfähig sind. Während im Laufe des Krieges die zum Militär eingezogenen Arbeitskräfte jeweils durch Fremdarbeiter ersetzt wurden, diese aber 1945 sämtlich ausfielen, bestand am Ende der Berichtszeit ein erheblicher Mangel an Arbeitskräften, der bisher vom Arbeitsamt noch nicht ausgeglichen werden konnte. Die Folge davon ist, daß die Durchführung der Reinigungsarbeiten stark behindert ist.
Für die Müllabfuhr, die in Wuppertal nach dem Eimer-Umleersystem durchgeführt wird, :standen 1938 18 Groß- und zwei Mittelraum-Müllwagen sowie fünf zweispannige Pferdefahrzeuge und ein Elektroschleppzug zur Verfügung. Dieser Wagenpark verringerte sich durch Kriegseinwirkung und Verschrottung der überalterten, nicht mehr reparaturfähigen Fahrzeuge auf den Stand von zehn Groß- und Mittelraum-Müllwagen, von denen Infolge Reifenmangels und erschwerter Ersatzteilbeschaffung nur acht ständig einsatzbereit sind.
Die Leistungen der Abfuhr umfaßten während der Berichtszeit folgende Müllmengen:
1938 55 000 t
1939 63 600 t
1940 66 200 t
1941 61 400 t
1942 66 600 t
1943 35 200 t
1944 25 400 t
1945 18 600 t
1946 32 200 t
Die Betriebsanlagen der Müllverbrennung, die durch die Luftangriffe auf Wuppertal beschädigt wurden, konnten infolge Materialmangels bis heute noch nicht vollständig hergerichtet werden.
Im Hinblick auf den "außerordentlichen Mangel an Brennstoffen für Holzgeneratorfahrzeuge wurden 1944 bei der Müllverbrennung Ost sowie beim Städt. Bauhof West je eine Tankholzaufbereitungsanlage eingerichtet. Das anfallende Tankholz wurde zunächst zur Deckung des Eigenbedarfs der Stadt verwandt, daneben aber auch, im Einvernehmen mit dem Straßenverkehrsamt, denjenigen Holzgeneratorfahrzeugen der freien Wirtschaft zur Verfügung gestellt, deren Einsatz im Interesse öffentlicher Belange, beispielsweise zur Sicherstellung der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung sowie der Kohlenversorgung, unbedingt notwendig war.
Die rückgängige Bewegung in der Tankholz- und Holzkohlenerzeugung ist auf den immer größer werdenden Holzmangel zurückzuführen. Seit April 1946 sind die Eingänge an Holz zur Verarbeitung so gering, daß die anfallenden Tankholz- und Holzkohlenmengen selbst zur Deckung des Eigenbedarfs der Stadt nicht mehr ausreichen.
Der Fuhrpark wurde seit April 1945 von 10 PKW und 23 LKW einschließlich Müllwagen auf 32 Personen-Kraftwagen und 51 Lastkraftwagen einschließlich aller Sonderfahrzeuge vergrößert. Die notwendigen Fahrzeugreparaturen, die sich infolge fehlender Ersatzteile außerordentlich schwierig und langfristig gestalteten, werden in den vorhandenen Werkstätten der Stadt unter der Leitung von zwei Werkmeistern durchgeführt. Die Vergrößerung des Wagenparks hatte sich im Interesse der Beschaffung von Baustoffen und deren Beförderung zu den Bedarfsstellen als unumgänglich notwendig erwiesen
X. FEUERWEHR
Allgemeines
Die Berufsfeuerwehr der Stadt Wuppertal hat in der Berichtszeit vom 1. Januar 1938 bis zum 31. Dezember 1946 mehrere grundlegende Organisationsänderungen erfahren. Die erste Namensänderung von Berufsfeuerwehr in Feuerlöschpolizei war schon vorher erfolgt, ohne daß hierdurch erhebliche Änderungen in den Aufgaben oder Unterstellungsverhältnissen eintraten. Bei Kriegsbeginn wurde zur Vorbereitung auf die zu erwartenden Luftangriffe und die dadurch entstehenden Schäden der Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD.) einberufen. Der SHD. wurde von der Schutzpolizei im Auftrage der Luftwaffe ausgerüstet, eingekleidet und besoldet. Der Feuerlöschdienst, die größte Sparte des SHD., wurde mit der Feuerlöschpolizei verschmolzen, wobei zahlreiche neue kombinierte Feuerwehreinheiten aufgestellt wurden, bei denen die Schlüsselfunktionen von erfahrenen Berufsfeuerwehrmännern ausgefüllt wurden. Im Laufe des Krieges ging der gesamte zivile Luftschutz von der Luftwaffe auf die Ordnungspolizei über. Der SHD. erhielt den Namen Luftschutzpolizei (LSPol.). Gleichzeitig wurde auch die frühere Berufsfeuerwehr zu einer technischen Polizeitruppe umgestellt und erhielt am 1. April 1941 den Namen Feuerschutzpolizei (FSchP.). Die FSchP. war seitdem nur noch dem Namen nach eine gemeindliche Einrichtung. Die Gemeinde hatte die Kosten für das Personal, die Löschgeräte und alle sonstigen Einrichtungen zu tragen. Die Dienstaufsicht hatten zentrale Reichsstellen. Bei den Befehlshabern der Ordnungspolizei (für Wuppertal in Münster) waren zu diesem Zweck Stabsoffiziere der FSchP. eingesetzt worden Die FSchP. war eine selbständige Sparte der Ordnungspolizei, die gleichberechtigt neben der Schutzpolizei stand. Doch unterstanden die Hilfskräfte der LSPol. der Schutzpolizei. Die Einsätze nach Luftangriffen wurden von der Polizei befohlen, wobei dieser die Gesamtleitung zukam. Hierdurch verstärkte sich der Einfluß der Polizei zum Nachteil des Feuerlöschwesens immer mehr. Auch das äußere Bild der FSchP. war das einer neuen Polizeitruppe. Der Leiter hieß Kommandeur der FSchP. Die Offiziere hatten die Dienstgrade Oberstleutnant bis Leutnant der FSchP. Es gab wie bei der Schutzpolizei Bezirks- Offiziere, Meister und Wachtmeister. Die Uniform war grün.
Nach der. Besetzung Wuppertals am 16. April 1945 wurde die FSchP. zur Berufsfeuerwehr umorganisiert und ihres polizeilichen Charakters entkleidet. Die Ergänzungskräfte der LSPol. wurden zum größten Teil entlassen und nur soviel, Männer übernommen, wie zur Aufrechterhaltung eines friedensmäßigen Feuerschutzes benötigt wurden. Die alten blauen Uniformen wurden wieder eingeführt und die vor 1933 üblichen Dienstgradbezeichnungen gewählt.
Seitdem hat die Militärregierung stärksten Einfluß auf die Organisation der Berufsfeuerwehr genommen. Durch einen in Solingen stationierten englischen Feuerwehr-Offizier wird die Einsatzbereitschaft und Ausrüstung laufend überwacht. Die Militärregierung entscheidet in allen Fragen der Entnazifizierung und Entmilitarisierung. Auf ihre Anweisung wurden die Uniformierung und die Dienstgradbezeichnungen wiederum geändert.
Die Entwicklung des Personalbestandes in der Berichtszeit zeigt die folgende Zusammenstellung:
Stand: 1. Januar 1938
Branddirektor 1
Oberbaurat 1
Baurat 1
Brandoberingenieur 1
Oberbrandmeister 4
Maschinenmeister 1
Telegrafenmeister
Brandmeister 28
Oberfeuerwehrmänner 32
Feuerwehrmänner 101
Techniker 1
Stadtsekretäre 2
weiblicheBürokräfte 1
Telegrafenarbeiter 10,
Werkstattarbeiter 4
Laufjunge 1
190
Stand: 31. Dezember 1943. (während des Krieges)
Oberstleutnant d. FSchP. 1
Majore 112
Hauptleute 3
Oberleutnant 1
Bez.-Offiziere 9
Meister 55
Hauptwachtm.,, „61
Bez.-Oberwachtmeister 41
Stadtobersekretär 1
Tarifangestellter 1
weibliche Bürokräfte 3
Arbeiter 4
182
Stand: 31. Dezember 1946
Oberbrandrat 1
Brandrat
Oberbrandmeister 4
Unterbrandmeister 34
Oberfeuerwehrmänner 15
Feuerwehrmänner 79
Stadtinspektor 1
weibliche Bürokräfte 3
Arbeiter 4
142
Der Unterschied zwischen den vor und während des Krieges gültigen Zahlen ist auf Einberufungen zur Wehrmacht und Einstellungen von Reservisten zurückzuführen.
Nach der Beendigung der Kampfhandlungen sind 22 Angehörige der Berufsfeuerwehr auf Anordnung der
Mil.-Reg. sofort,
19 d. Denazifizierung,
2d. Entmilitarisierung,
35 durch freiw. Austritt,
20 durch Pensionierung,
6 durch Versetzung zu anderen Dienststellen,
1 Angehöriger „durch Tod,
1 wegen Untauglichkeit ausgeschieden.
106
Zur Sicherung der Einsatzbereitschaft der Berufsfeuerwehr wurden gleich nach dem 16. April 1945 38 meist ältere Angehörige der früheren LSPol., die bereits Erfahrungen im Feuerlöschwesen besaßen, übernommen. Von diesen waren am 31. Dez. 1946 noch 29 im Dienst. Zum Ausgleich der oben genannten Abgänge und zur Verjüngung der Feuerwehr wurden insgesamt 26 Anwärter, durchweg Handwerker, neu eingestellt und ausgebildet. Die Ausbildung erfolgte in besonderen Lehrgängen von sechs Wochen Dauer auf der Hauptfeuerwache. Die Anwärter erhielten durch bewährte Fachkräfte eine eingehende Ausbildung an sämtlichen Lösch- und Rettungsgeräten und Unterricht über die theoretische Grundlage der Feuerbekämpfung, der Feuerverhütung und über Erste Hilfe.
Zu Lehrgängen an der Landesfeuerwehrschule für Brandmeister und Ausbilder, Feuerwehrmänner und Kraftfahrer wurden zehn Angehörige der Berufsfeuerwehr abgeordnet. Die von den Lehrgangsteilnehmern mitgebrachten guten Zeugnisse beweisen, daß die in Wuppertal erhaltene Grundausbildung gut war.
Die Berufsfeuerwehr ist jetzt wieder auf den gleichen vier Feuerwachen untergebracht, wie vor dem Kriege. Sämtliche während des Krieges aus Luftschutzgründen eingerichteten Behelfsunterkünfte sind wieder aufgegeben worden.
Diese Beamten sind in zwei Wachabteilungen eingeteilt und versehen wie vor dem Kriege im Wechsel 24stündigen Dienst. Während des Krieges war wegen der ständigen Luftangriffe ein Dauerdienst mit ganz geringer Freizeitgewährung eingerichtet worden.
Zu den zum regelmäßigen Wachdienst eingeteilten Beamten kommen neben dem Leiter der Feuerwehr neun Beamte im Tagesdienst. Diese versehen den Dienst in den Büros und Werkstätten und bei der Instandhaltung der Feuermeldeeinrichtungen. Sie sind zum Teil für den Ausrückedienst nicht mehr geeignet.
Die Beamten der Feuerwehr sind geschlossen gewerkschaftlich organisiert. Ein Angehöriger der Feuerwehr ist Mitglied des bei der Stadtverwaltung gewählten Betriebsrates.
Freiwillige Feuerwehr
Ähnliche organisatorische Änderungen wie die Berufsfeuerwehr hat auch die Freiwillige Feuerwehr Wuppertal erfahren. Ursprünglich auf vereinsmäßiger Basis auf-gebaut, wurde sie auf Grund der 3. Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 23. November 1938 in eine technische Hilfspolizeitruppe umgestaltet. Hiermit waren zweimalige Änderungen der Dienstgradbezeichnungen und Rangabzeichen verbunden. Die Sollstärke wurde von der Regierung in Düsseldorf auf insgesamt 675 Mann festgesetzt. Während des Krieges hörte die Freiwillige Feuerwehr praktisch zu bestehen auf. Die jüngeren Mitglieder wurden zur Wehrmacht eingezogen und die älteren, mit Ausnahme der beruflich Unabkömmlichen, zum SHD. bzw. zur LSPol. einberufen. Gerätehäuser, Fahrzeuge und Ausrüstung wurden im Rahmen des Luftschutzes gebraucht. Nach Beendigung der Feindseligkeiten konnte die Freiwillige Feuerwehr, unter tatkräftiger Mithilfe der alten, seit Jahrzehnten bewährten Führer, ziemlich schnell wieder aufgestellt werden und die beachtliche Stärke von 440 Mann erreichen. Auf Befehl der Militärregierung mußte die Zahl der Freiwilligen Feuerwehr bis auf eine zugestandene Höchstziffer von 304 Köpfen vermindert werden. Die Freiwillige Feuerwehr steht nach wie vor unter der Führung des Leiters der Berufsfeuerwehr und bildet mit dieser eine Einheit. Die Kosten werden von der Gemeinde getragen. Die Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr sind: Einsatz bei Feuern in den Randbezirken der Stadt, die weit von den Stützpunkten der Berufsfeuerwehr abgelegen sind, und Unterstützung der Berufsfeuerwehr bei besonderen Notständen wie Großfeuer, Waldbränden und Hochwasser.
Wachgebäude
Während des Krieges wurde auf .dem Gelände der Hauptfeuerwache ein Erweiterungsbau errichtet. Der Neubau enthält im Erdgeschoß sieben Fahrzeugstände, im ersten Obergeschoß einen großen Tagesraum für die Wachbesatzung, einen Unterrichtsraum, Gasschutzwerkstatt mit allen modernen Einrichtungen, die zur Pflege der Gasschutzgeräte erforderlich sind, und verschiedene Nebenräume. Im Dachgeschoß befinden sich Räume für die Bekleidungskammer und verschiedene Diensträume, im Keller Lagerräume und eine Badeeinrichtung. Durch einen Minentreffer in der Neuen Friedrichstraße, hinter dem Wachgrundstück, wurden an dem Wachgebäude größere Schäden verursacht. Der größte Teil der Fenster und Türen und ein Teil der Einrichtung mußten instandgesetzt bzw. erneuert werden. Zum Schutze, insbesondere der Fahrzeuge und der Telegrafenzentrale, wurden Splitterschutzmauern errichtet. Die Mauern stehen zum größten Teil auch heute noch.
Die Feuerwache Steinbeck wurde bei dem Elberfelder Angriff am 25. Juni 1943 von zahlreichen Brandbomben getroffen, nachdem der Löschzug bereits ausgerückt und anderweitig eingesetzt war. Das Dachgeschoß brannte völlig, die Obergeschosse zum Teil aus. Ein von Feuerwehrmännern und ihren Familien bewohntes Hinterhaus brannte bis auf die Grundmauer nieder. Das Wachgebäude wurde während des Krieges wieder instandgesetzt und über dem dritten Obergeschoß ein Notdach errichtet. Im Herbst 1946 wurden beide Giebelwände des seit dem Angriff freistehenden Gebäudes verputzt, um es gegen Witterungseinflüsse zu sichern.
Auch die Feuerwache Oberbarmen hat bei dem ersten Angriff auf Barmen am 30. Mai 1943 schwere Beschädigungen davongetragen. Als der Löschzug auf anderen Brandstellen eingesetzt war, griff das Feuer in der benachbarten Fabrik auf das Grundstück über. Verbrannt sind ein Teil der Dachkonstruktion und einige Räume im Hauptgebäude, der hölzerne Steigerturm und die angrenzende Montagehalle sowie ein kleiner Teil der Dachkonstruktion des Vordergebäudes.
Bei dem Luftangriff am 13. März 1945 auf Bannen wurde die Wache von einer großen Zahl Brandbomben getroffen, die aber nur geringen Schaden anrichteten, da die Wachbesatzung anwesend war und alle Brandnester sofort ablöschen konnte.
Bis auf den Steigerturm konnte die Wache in der Zwischenzeit behelfsmäßig wieder hergestellt werden. Zur endgültigen Sicherung des Gebäudes sind aber noch verschiedene Arbeiten, besonders an den Dächern, durchzuführen
Ebenfalls am 30. Mai 1943 wurde auch die Feuerwache Unterbarmen, Am Brögel, getroffen. Hier verbrannten das oberste Geschoß im Hauptgebäude und ein Holzschuppen auf dem Hofe. Ein Notdach wurde über dem stehengebliebenen Gebäude errichtet, das nunmehr ein Geschoß niedriger ist.
Die Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr erlitten durch Kriegseinwirkungen nur geringe Beschädigungen, z. B. erhielt die Feuerwache Hahnerberg am letzten Tage noch einen Artillerietreffer ins Dachgeschoß.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß sich sämtliche Gebäude der Feuerwehr in gut brauchbarem Zustande befinden, aber noch eine große Zahl kleinerer Schäden behoben werden muß.
Fahrzeuge und Ausrüstung
Der Fahrzeugbestand der Wuppertaler Feuerwehr zu Beginn und Ende der Berichtszeit ist aus der nachstehenden Aufstellung zu entnehmen. Der Bestand ist während des Krieges nahezu der gleiche geblieben. Eine moderne Kraftfahrdrehleiter ist bei dem Luftangriff in Solingen am 5. November 1944 vollkommen zerstört worden. Eine andere ältere Leiter war während des Krieges nach Bielefeld abgegeben worden. Sie ist kürzlich in beschädigtem Zustande in Hildesheim aufgefunden worden. Es soll versucht werden, diese Leiter wieder herzurichten.
Im Kriege waren die zusätzlichen Löschkräfte vom Reich mit Fahrzeugen ausgerüstet worden. Diese Fahrzeuge sind nach der Besetzung in das Eigentum der Stadt übergegangen und stellen eine wertvolle Bereicherung des Bestandes dar.
Der alte Barmer Rüstkraftwagen mußte im Jahre 1946 außer Dienst gestellt werden, da eine Reparatur sich nicht mehr lohnt. Dafür soll ein ehemals reichseigener Schlauchwagen in einen Rüstwagen umgebaut werden.
Die Ausrüstung der Feuerwehr mit Schläuchen und sonstigen Lösch- und Rettungsgeräten ist während der gesamten Berichtszeit ausreichend gewesen. Unbrauchbar gewordene und durch Kriegseinwirkungen verlorengegangene Geräte konnten aus Beständen des Reiches wieder ersetzt werden.
Feuermeldewesen
Aus Anlaß der großen Schnee- und Sturmkatastrophe im April 1936 war beschlossen worden, die wichtigsten Freileitungen des Feuermeldenetzes zu verkabeln und dadurch vor Zerstörungen durch Naturgewalten zu sichern. Die in den Vorjahren begonnenen Arbeiten wurden in der Berichtszeit fortgesetzt. In den Jahren 1938 bis 1946 sind folgende Kabelstrecken verlegt worden:
Friedrich-Ebert-Str. von oberhalb Tannenbergstr. in Richtung Vohwinkel bis Schwebebahnhaltestelle Westende (1130 m Erdkabel).
Auf der Schwebebahnkonstruktion ein spezialkombiniertes Kabel, und zwar von der Haltestelle Westende bis Haltestelle Hammerstein (3005 m Kabel). In der Nevigeser Str. von Katernberger Schulweg bis zum Westfalenweg 1300 m Erdkabel.
Von der Hauptfeuerwache in Richtung Uellendahl bis zur Uellendahler Str. 316 1900 m Erdkabel.
Von der Feuerwache Heidter Berg durch die Reichs¬straße und Brändströmstr. bis zum Wupperfelder Markt 950 m Erdkabel.
Von Heidter Berg, Kreuzung Reichsstr., über die Werther Brücke durch die Bachstr. bis zum Mühlenweg 460 m Erdkabel.
Von der Kraftwerkstation Obere Lichtenplatzer Str. durch die Oberbergische Str. in Richtung Ronsdorf 600 m Erdkabel.
Weitere geplante Verlegungen konnten wegen der kriegsbedingten Materialschwierigkeiten nicht mehr durchgeführt werden.
Bis gegen Ende des Krieges waren drei Feuermeldeanlagen mit rund 300 öffentlichen und 50 privaten Feuermeldern in Kaufhäusern, Fabriken usw. mit rund 300 Nebenmeldern überwacht. Zwei Fernsprechvermittlungen mit rund 70 Fernsprechanschlüssen waren in Betrieb. Die öffentlichen Luftschutzsirenen, rund 120 Stück im ganzen Stadtbezirk Wuppertal einschließlich der Randgebiete, wurden zu Beginn des Krieges in das öffentliche Feuermeldenetz eingeschlossen.
Durch die Einwirkungen des Krieges, besonders in den letzten Monaten, wurden die Anlagen derart beschädigt, daß selbst bei erhöhtem Einsatz von Arbeitskräften die Zerstörungen nicht mehr behoben werden konnten. Nach Beendigung der Feindseligkeiten wurde sofort mit dem Aufbau und der Instandsetzung begonnen. Die Fernsprechvermittlungen in Elberfeld und Barmen wurden als erste wieder hergestellt und anschließend wurden die Feuermeldezentralen mit den dazugehörigen Leitungsnetzen, soweit letztere überhaupt noch vorhanden waren, in Betrieb genommen. Seit Ende 1945 sind rund 60 Ob früher 250 km betragenden Leitungsnetzes mit 150
öffentlichen Feuermeldern in den weniger zerstörten Stadtgebieten wieder in Betrieb. Auf Veranlassung der Militärregierung mußten die öffentlichen Alarmsirenen, soweit diese noch bestanden (rund 90 Stück), von der Feuerwehr betriebsbereit gemacht und überwacht werden. Da die Erfassung der einzelnen Sirenen über das zerstörte Feuermeldenetz nicht mehr möglich war, wurden die Sirenen über Postleitungen geschaltet.
Um auch den Feuerschutz in den Randgebieten der Stadt wieder sicherzustellen, wurden bei den Freiwilligen Feuerwehren die Feueralarmsirenen wieder in Betrieb genommen und einzelne Anlagen neu beschafft, so daß heute alle Löscheinheiten mit Feueralarmsirenen versehen sind (10 Anlagen).
Löschwasserversorgung
Im Stadtgebiet Wuppertal waren am. Ende des Jahres 1938 5145 öffentliche und 471 private Hydranten an das städtische Rohrnetz angeschlossen, deren Zahl bis Ende des Jahres 1946 auf 5263 öffentliche und 490 private Hydranten anstieg. Durch Kriegseinwirkung fiel ein Teil dieser Hydranten infolge Beschädigung oder Verschüt-
tung aus.-
Bei der Herbst-Hydrantenprüfung 1946 wurden noch 102 Hydranten als „verschüttet" festgestellt.
Die Löschwasserentnahme erfolgte bis zu Beginn des Krieges in der Hauptsache aus dem städtischen Rohrnetz. Als unabhängige Entnahmestellen kamen nur Flüsse, Bäche und Naturteiche in Frage. Während des Krieges wurden 38 betonierte Löschteiche aus Reichsmitteln hergestellt. 36 Saugstellen in der Wupper, im Mühlengraben und im Mirker Bach wurden eingerichtet und weitere Entnahmemöglichkeiten an Naturteichen, Brunnen, Zisternen, Erdbehältern und Wassertürmen der Stadt und der Reichsbahn geschaffen.
Trotz dieser umfangreichen und kostspieligen Arbeiten wurde aber keine entscheidende Verbesserung der Löschwasserverhältnisse erreicht. Zum Teil konnten die Entnahmestellen wegen Straßenverschüttungen von den Löschfahrzeugen nicht erreicht werden.
Im Jahre 1946 ist ein Teil der betonierten Teiche wieder beseitigt worden, da sie hinderlich sind und ihre laufende Instandhaltung viel Arbeit verursacht.
Einsätze
Während des Krieges wurde die Feuerwehr fast nach jedem Luftangriff, der einer Stadt des rheinisch-west-fälischen Industriegebietes gegolten hatte, eingesetzt. Genaue Unterlagen über diese Einsätze sind leider nicht mehr vorhanden und auch nicht mehr zu beschaffen.
Bei dem ersten Luftangriff auf Wuppertal-Barmen in der Nacht vom 29. zum 30. Mai 1943 wurden außer der Feuerwehr Wuppertal mit ihren Hilfskräften noch Berufs- und Freiwillige Feuerwehren sowie Abteilungen von FSchP.-Regimentern und motorisierten Abteilungen der Luftwaffe mit rund 3000 Mann aus dem gesamten Industriegebiet eingesetzt.
Die Bekämpfung der riesigen Feuersbrunst erforderte tagelange, angestrengte Arbeit aller eingesetzten Feuerlöschkräfte, Der größte Teil der Stadtteile Ronsdorf und Barmen wurde trotzdem zerstört.
Der in der Nacht vom 25. zum 26. Juni 1943 erfolgte Luftangriff auf die Stadtteile Elberfeld und Cronenberg verlangte wieder den Einsatz aller Wuppertaler Löschkräfte sowie das Heranholen auswärtiger, sehr stärker Löschkräfte. Nach dem Angriff auf Elberfeld waren rund 4500 Mann eingesetzt. Bei den Löscharbeiten in Elberfeld wurde ein der Wuppertaler Feuerwehr zugeteilter Angehöriger der LSPol. durch einstürzendes
Mauerwerk verschüttet und konnte nur schwer verletzt geborgen werden. Er verstarb nach kurzer Zeit. Schwere und leichte Verletzungen erlitten eine größere Anzahl der eingesetzten Löschmannschaften.
Ein Angriff am 1. Januar 1945 auf den Stadtteil Vohwinkel führte zum Einsatz der gesamten Wuppertaler Löschkräfte. Von auswärts angeforderte Verstärkungen konnten aber bald die Heimfahrt wieder antreten.
Einen weiteren größeren Einsatz erforderte ein Angriff auf Oberbarmen am 13. März 1945, der beträchtlichen Schaden anrichtete und die gesamten Wuppertaler Löschkräfte mit solchen von Remscheid und Solingen mehrere Tage mit Löscharbeiten und Menschenbergung in Anspruch nahm.
Während der gesamten Kriegsdauer und besonders am Schluß erfolgten viele kleinere Luftangriffe, bei denen der Feuerlöschdienst wertvolle Arbeit leisten konnte. Auch während des Artilleriebeschusses in den letzten Tagen vor der Besetzung waren alle Einheiten im Einsatz und haben unter Lebensgefahr ihre Pflicht getan.
Zu auswärtigen Einsätzen wurden die Wuppertaler Feuerlöschkräfte sehr oft herangezogen. Diese Einsätze dauerten meist 24 Stunden, zum. Teil bis zu 72 Stunden. Einsatzorte waren u. a.: Aachen, Duisburg, Oberhausen, Mülheim (Ruhr), Dortmund, Düsseldorf, Köln, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Schwelm, Bonn, Münster, Krefeld, Solingen, Remscheid. Bei diesen Einsätzen waren leider auch Todesopfer zu beklagen.
Zur Bekämpfung der riesigen Feuersbrunst nach den großen Luftangriffen im Jahre 1943 war die Feuerwehr trotz ihrer Verstärkung viel zu schwach. Die zahlreichen
Einzelbrandstätten hatten sich zu großen Flächenbränden zusammengeschlossen, ehe Hilfskräfte von außerhalb eintreffen und wirksam werden konnten. Es kann aber doch festgestellt werden, daß der gesamte Feuerlöschdienst und besonders sein Kern, die Berufsfeuerwehr, sich ohne Rücksicht auf persönliche Gefahr voll eingesetzt hat und viele Gebäude und wertvolle Bestände durch seine Arbeit erhalten wurden.
Aus der Nachkriegszeit ist ein Feuer am 12. Dez. 1946 in der Völklinger Str. 5 erwähnenswert. Bei Ankunft der Feuerwehr auf der Brandstelle brannten das Treppenhaus vom Keller bis zum Dach in voller Ausdehnung und der größte Teil der angrenzenden Räume. Vielen Hausbewohnern war dadurch der einzige Ausgang versperrt. Sie standen und hingen hilferufend an und in den Fenstern. Es gelang, 20 Menschen über Leitern unverletzt, aber zum Teil bewußtlos, zu retten. Zwei Frauen, die sich nicht mehr hatten bemerkbar machen können, wurden beim Durchsuchen des Gebäudes erstickt aufgefunden. Ein Mann war bereits in seiner Dachkammer im Schlafe erstickt und verbrannt, ehe die Feuerwehr Hilfe bringen konnte. Das Gebäude konnte unter Einsatz von 15 Strahlrohren zum größten Teil erhalten werden. Bei der Brandbekämpfung war die gesamte Berufsfeuerwehr eingesetzt.
Krankentransportwesen
Die Krankenbeförderung wurde vor dem Kriege von der Berufsfeuerwehr durchgeführt. Da nach Kriegsbeginn alle Feuerwehrmänner für den Feuerlöschdienst benötigt wurden, wurden damals als Fahrzeugbesatzungen Zivilisten im Arbeiterlohnverhältnis eingestellt. Am 1. Oktober 1944 wurde der Krankentransport auf Anordnung dem Deutschen Roten Kreuz übergeben, welches auch das Personal übernahm. Am 1. August 1945 erfolgte die Rückübertragung auf die Berufsfeuerwehr, wobei auch die Fahrer und Begleiter wieder übernommen wurden. Die Fahrzeuge sind, wie zu Beginn der Berichtszeit, auf der Hauptfeuerwache und der Feuerwache Oberbarmen untergebracht, auf denen auch die Transportaufträge angenommen werden.
Anzahl der ausgeführten Krankentransporte:
1938 12304 Transporte
1939 13162
1940 12465
1941 13531
1942 15018
1943 14471
1944 7957(bis 30. Sept.)
1945 6295(ab 1. Aug.)
1946 15962
Die Krankenwagen wurden vom Roten Kreuz in sehr schlechter Verfassung zurückgegeben. Sie sind fast ausnahmslos überaltert und müßten durch neue ersetzt werden. Der seit langem bestellte Ersatz ist aber immer noch nicht geliefert worden. So war es nötig, die alten Fahrzeuge immer wieder instandzusetzen, was die Reparaturwerkstätten über Gebühr belastet und auch hohe Kosten verursacht hat. Zeitweilig mußte im vergangenen Jahr wegen des Mangels an Ersatzteilen, Reifen und Treibstoff die Krankenbeförderung eingeschränkt werden. Transporte nach außerhalb können nicht mehr übernommen werden.
Quelle: Verwaltungsbericht der Stadt Wuppertal für die Jahre 1938 bis 1946.
Im Auftrag des Oberstadtdirektors , 1947