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Eine der einschneidensten Maßnahmen der Neuzeit war der  zweite Vierjahresplan mit Auswirkungen, die letztendlich  in allen Bereichen des Lebens spürbar wurden. Der erste Vierjahresplan Hauptsächlich zur Beseitigung des Lebensmittelproblems und der Beseitigung der hohen Arbeitslosigkeit hatte im Volk seine ersten Früchte getragen, so daß  nur geringfügige Widerstände mit dem zweiten Vierjahresplanes von 1936 zu erwarten waren. 

Der Vierjahresplan von 1936 diente ausschließlich der Gleichschaltung der Wirtschaft zum Zwecke der Aufrüstung und der Vorbereitung auf den 2. Weltkrieg. Ab diesem Zeitpunkt wurde fast die gesamte Wirtschaft mit  Kontingenten gesteuert bzw. gelenkt. Letztendlich schlug die Kontingentierung bis in den Privatbereich durch. Die Vorbereitungen hierfür liefen bereits 1934 auf Hochtouren.

Besonders für Metallwaren benötigte man genehmigungsbedürftige Bezugsscheine. Ab 1942 entstand wegen der vorrangigen Kriegsproduktion eine regelrechte Mangelverwaltung die verwaltungstechnisch  diverse Blüten hervorbrachte. Ein einfacher Eisenbezugsschein tat es nicht mehr. Um diesen zu erlangen benötigte man vorher einen Vormerkschein und eine Bezugsberechtigung. Letztere mußte gegen Ende des Krieges sogar gesondert nachgewiesen werden.

Der Vierjahresplan mußte mit Kriegsbeginn ständig nachgebessert oder verfeinert  werden, weil zwischenzeitlich die alliierten Angriffe effektiver wurden und erste Auswirkungen zeigten. Netzausfälle aufgrund bombardierter E-Werke und Strom - Verteilerstationen brachten zunächst Erfolge, die allerdings bereits ab Ende 1942 zusammen mit den ersten Verlagerungsbefehlen wieder kompensiert wurden. Ab 1943 verliefen schon viele der wichtigen  Stromleitungen im Untergrund. Gerade im Ruhrgebiet, bzw. im Bereich des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk war das unterirdische Verbundnetz Mitte 1943 bombensicher in den Bergwerken und Stollen untergebracht. Die einzigen Schwachpunkte waren nur noch die Verteilerstationen und Umspannwerke, die zunächst weiterhin erfolgreich bekämpft wurden. Aber auch diese wurden, je nach Wichtigkeit, in den Untergrund verlagert. Eine dieser unterirdischen Verteilerstationen konnte vom SBB bereits im Untergrund des Bochumer Vereins dokumentiert werden. Vier weitere sind derzeit noch nicht lokalisiert.

Nachfolgend Text der Anordnung zur Kompensierung und Überbrückung von Energielücken

“ Der zielbewußte Einsatz von Kohle, Strom und Gas in jedem Rüstungsbetrieb ist ein verpflichtender Anteil der Betriebsführer an der Lösung der gesamten Rüstungsaufgabe.
Mit meiner Anordnung vom 30. Juli 1942 (veröffentlicht im Nachrichtenblatt Nr. 7) über die Bestellung von Energie- Ingenieuren habe ich bereits auf die Notwendigkeit einer sparsamen Energiewirtschaft jedes Betriebes hingewiesen.
Ich erwarte von jedem Betriebsführer, daß er im engsten Zusammenwirken mit seinem Energie- Ingenieur selbstverantwortlich Maßnahmen trifft, die eine wenigstens 20%ige Senkung der täglichen Leistungsaufnahme in den Spitzen — durch Verlagerung auf andere Tageszeiten und auf die Nachtzeit — sicherstellt. Der Produktionsablauf darf dadurch unter keinen Umständen gestört oder gehemmt werden.
Um dem Betriebsführer und Energie- Ingenieur ihre Arbeiten zu erleichtern, habe ich in meinem Ministerium bei dem Chef des Rüstungslieferungsamtes eine
„ENERGIESTELLE"
eingerichtet, die in persönlicher Fühlungnahme den Betrieben beratend und helfend zur Seite steht. Diese Energiestelle wird gleichzeitig die Aufgabe haben, die Arbeit der Energie- Ingenieure laufend auszurichten und den gegenseitigen Erfahrungsaustausch sicherzustellen.
Die Energiestelle gibt in den anschließenden Erläuterungen erste Vorschläge und wird in der Folge allgemein nutzbare Ratschläge im Nachrichtenblatt veröffentlichen. Sie hat mich über das Ergebnis ihrer Arbeiten und über die Erfolge der Betriebsführer laufend zu unterrichten.
Erweisen sich die getroffenen innerbetrieblichen Maßnahmen als unzureichend, dann werde ich gezwungen sein, zur Aufrechterhaltung der kriegswichtigen Energieversorgung in den Wintermonaten Sparanordnungen zu treffen, die mir nicht mehr erlauben, auf die innerbetrieblichen Belange einzelner Betriebe besondere Rücksichten zu nehmen.
Ich setze jedoch zunächst voraus, daß die Tatkraft der einzelnen Betriebsführer den Erfolg für die gesamte Rüstung gewährleisten wird und hoffe dadurch, derartige zentrale Eingriffe mit ihren immer unerfreulichen Auswirkungen nicht notwendig werden zu lassen.
Ich erwarte dabei, daß in gründlicher und gewissenhafter Befolgung der Forderungen und Vorschläge der Energiestelle alle notwendigen innerbetrieblichen Maßnahmen und Vorkehrungen getroffen werden.
Die vorbereitenden Ermittlungen haben ergeben, daß es durchaus möglich sein muß, durch eine entsprechende Herabsenkung der Spitzenbelastung auch für die Wintermonate ohne weitgehende Energieabschaltungen auszukommen.
Mit den Arbeiten in den Betrieben ist sofort zu beginnen und das Ziel bis zum 15. September d. J. sicherzustellen.
Heil Hitler!
gez. S p e e r”
 

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Der Vierjahresplan

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