Der Vierjahresplan der deutschen Rohstoffversorgung
 
Im Mittelpunkt der Eröffnungssitzung des Parteikongresses auf dem Reichsparteitag 1936 stand die große Proklamation des Führers. Sie ließ in einem stolzen Rückblick vor dem geistigen Auge der Zuhörer alles das vorüberziehen, was in noch nicht ganz vierjähriger nationalsozialistischer Regierungsführung in Deutschland erreicht worden ist. Ein Gefühl tiefer Dankbarkeit erfaßte wohl jeden, der Zeuge dieses Rechenschaftsberichtes sein durfte, aber besonders hoch schlug das Herz des Ingenieurs, denn immer wieder waren es technische Aufgaben, die beim Neuaufbau Deutschlands gestellt und erfolgreich gelöst wurden. Ein beispielloser Niedergang der Wirtschaft hatte auch die Ingenieuraufgaben stark zusammenschrumpfen lassen. Die Arbeitslosigkeit machte sich in unserem Beruf schwer fühlbar, und der junge Ingenieurnachwuchs  blickte hoffnungslos in die Zukunft. Das wurde mit einem Schlage anders, als die Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung einsetzten. Von Monat zu Monat wuchsen die Aufgaben, mehr und mehr wurde die Ingenieurarbeit eingesetzt und fand so die schönste Anerkennung ihrer Bedeutung.
Der Führer zählte rückblickend in seiner Proklamation eine Anzahl Aufgaben auf, an denen Ingenieure maßgebend mitwirken:
Im Jahre   1936   sind   auf   deutschen   Werften   über 640000t Schiffe im Bau.
Die deutsche Kraftwagenerzeugung ist von 45 000 im Jahre 1932 auf  1 Million in diesem Jahre gestiegen. Von den geplanten ersten 7000km Reichskraftfahrbahnen sind über 1000 km bereits im Betrieb und über 4000km im Bau.
Die Schaffung der deutschen Wehr hat vielen deutschen Werken große Aufgaben gebracht.
Siedlungen   mit   Hunderttausenden   von   Wohnungen  sind im Entstehen, und in den Städten wachsen große, schöne Bauten empor.
Täler und Flüsse werden von einer großen Zahl neuer kühner Brücken überzogen.
Und was das Erfreulichste ist: 5 Millionen arbeitslose Volksgenossen sind wieder zu Mitarbeitern geworden. Die Proklamation war aber nicht nur eine solche Rückschau und ein Rechenschaftsbericht. Der Führer lenkte den Blick auch in die Zukunft, und was er dafür an Aufgaben stellte, geht den deutschen Ingenieur ganz besonders an. Deutschland ist arm an Lebensraum. Selbst bei größter Anstrengung und geistvollster Ausnutzung vermag der deutsche Raum nach dem heutigen Stande unseres Könnens und Wissens die deutschen Menschen nicht vollkommen zu ernähren. Was fehlt, muß eingeführt, d. h. gegen deutsche Waren eingetauscht werden. Die Schaffung von Ausfuhrgütern aber ist in hohem Maße eine Ingenieuraufgabe. Es gilt den ganzen Einsatz deutschen Forscher- und Erfindergeistes und deutscher Handfertigkeit, um Waren zu schaffen, die selbst dann durch Güte und Preiswürdigkeit ihren Markt finden, wenn die Welt draußen der Notwendigkeit des deutschen Warenaustausches durch Ausfuhr weiter so verständnislos gegenüberstehen sollte wie heute.
Der Sorge um die deutsche Nahrungsversorgung reiht sich die um die Rohstoffbeschaffung an. Auch hier ist Deutschland weniger glücklich dran als die meisten anderen Staaten. Was der deutsche Boden nicht hergibt, muß ebenfalls eingeführt werden. Aber während wir bei der Nahrungsbeschaffung aus heimischen Quellen schon ziemlich an die Grenze des heute Erreichbaren gekommen sind, sind die Möglichkeiten der heimischen Rohstoffversorgung noch nicht voll ausgeschöpft. Wer die Entwicklung der letzten Jahre verfolgt hat, weiß, was unter einer planvollen Leitung schon möglich war und was noch möglich sein wird. Der Führer hat das erkannt. Er stellt dem deutschen Maschinenbau, dem Bergbau und der Chemie die Aufgabe,
in den nächsten vier Jahren Deutschland in allen jenen Stoffen vom Ausland gänzlich unabhängig zu machen, die irgendwie durch deutsche Fähigkeit in Deutschland selbst beschafft werden können. Die dadurch eingesparten Devisen sollen in Zukunft zusätzlich zur Sicherung der Ernährung und zum Ankauf jener Stoffe dienen, die wir vorerst oder überhaupt nicht selbst erzeugen können.
Das ist der neue Vierjahresplan Adolf Hitlers. Die deutsche Technik ist aufgerufen worden. Vorarbeiten und Erfolge liegen schon vor; das ist an dieser Stelle oft zum Ausdruck gekommen. Nun aber gilt es, das Begonnene in ganz großem Maßstabe fortzuführen und auszubauen. Daß in Deutschland den Worten auch Taten folgen, wissen wir; die ersten Anordnungen zur Durchführung dieses Planes sind bereits erlassen. Daß es ein „Unmöglich" nicht gibt, hat uns der Führer gezeigt. Auch die deutschen Ingenieure haben dieses Wort nicht in ihrem Sprachschatz, sobald man ihnen nur die Voraussetzungen gibt zu wirken. Sie haben in den ersten vier Jahren nach der Machtübernahme ihre Einsatzbereitschaft und ihr Können unter Beweis gestellt. Auch beim zweiten Vierjahresplan, der der deutschen Rohstoff-Freiheit dient, werden sie das Vertrauen des Führers nicht enttäuschen.


Quelle: VDI Zeitschrift Bd. 80, Nr. 38, v. 19.9.1936, S. 1149
 

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