Bericht über die Tagung der A.- und Z.-Stelle
und über die Besichtigungen am  21.  und  22. September 1936  in  Frankfurt a. M.
1. Tagesordnung.
Es wurde folgende Tagesordnung bekanntgegeben:
Sonnabend und Sonntag, den 19. und 20. September 1936,
Vorstandssitzung im Hotel Frankfurter Hof, Frankfurt a. Main.
Montag, den 21. September 1936,
im großen Saal des Hotels Frankfurter Hof, Frankfurt am Main,
Bethmannstraße 33.
8.30 Uhr:   Mitgliederversammlung.
(Eintritt nur für Vertreter der der A.- und Z.-Stelle angeschlossenen Mitgliederfirmen)
1. Geschäftsbericht.
2. Entlastung und Neuwahl des Vorstandes.
3. Besprechung wichtiger aktueller Fragen und Verschiedenes.
10.00 Uhr:   Öffentliche Sitzung der  A.- und Z.-Stelle. (Hierzu haben Zutritt: Die eingeladenen Vertreter der Behörden, Körperschaften und nicht angeschlossener Firmen.) I. Eröffnung der Sitzung.   Der Vorsitzende: Dr. N e r g e r, Berlin.

2. Über  die  Tätigkeit  der  A.-  und  Z.-Stelle  im  letzten  Geschäftsjahr. Der Geschäftsführer:  Lücke, Berlin.
 

3. Kurze    Vorträge    bzw.    Referate,    teilweise    mit    Lichtbildern,    über folgende Themen:
 

1. Kurzer Ueberblick über die Feuerschutzeinrichtungen in Frankfurt
am  Main,  über  Altstadtsanierung  und  über  den  Feuerschutz  auf dem Gelände des Weltflughafens. Branddirektor Dr. L a n g b e c k , Leiter der Feuerlöschpolizei, Frankfurt a. Main.
2. Ueber Entzündungsursachen brennbarer Gase, Dämpfe und Staube.
Dr.  Ing.  Freytag, Techn.  Beirat  der  Berufsgenossenschaft der chemischen  Industrie,  Berlin.
3. Die Frage der Schutzraumbauten und Luftschutztürme für die Betriebe.   Ergänzung zu den Ausführungen  auf der letzten Tagung in Braunschweig. Dipl.-Bergingenieur   Ruhe,   Gelsenkirchener   Bergwerks-AG., Hamborn.
4. Praktische Erfahrungen bei dem Aufenthalt in Schutzräumen. Professor Dr.-Ing.  Quasebart, Degea Aktiengesellschaft (Auergesellschaft), Berlin.
5. Beeinflussung  des   Gerätewesens  im   Luftschutz   durch  Zulassung
und Normung. Oberregierungsrat   Dr.-Ing.   Kalaß,   Reichsluftfahrtministerium, Berlin.
6. Praktische  Erfahrungen,  die  bei  Verdunkelungsübungen   in  industriellen   Betrieben  gemacht  wurden. Major a. D. Stein, Leiter des Sicherheitsdienstes der Gutehoffnungshütte, Oberhausen.
7. Anwendungsbereich  von  Kampfstoff-Filtern  und  Industrie-Filtern. Dr. Stampe, Chefchemiker, Drägerwerk Lübeck.
8. Nachweis von chemischen Kampfstoffen im Gelände. Dr. Smolczik,  Degea Aktiengesellschaft  (Auergesellschaft), Berlin.
9. Kurze Uebersicht über den augenblicklichen Stand der Frage der Entgiftung, der  Schutzanzüge usw. Regierungsrat  Dr.   Mielenz,   Reichsluftfahrtministerium, Berlin.
10. Der Werkschutz nach neuzeitlichen Gesichtspunkten. Klose, Leiter des Sicherheitsdienstes der Deutschen Industriewerke, Spandau.
11. Ergebnisse von  Brandversuchen  mit  Feuerschutztüren. Professor Schulze,  Staatl. Materialprüfungsamt,  Berlin-Dahlem.
12. Verwendung  von   Leuchtfarben. Dr. Wagner, I. G. Farbenindustrie AG., Werk Höchst.
13. Eine neue tragbare Kraftzentrale für  Feuerwehren. Oberingenieur Voigt, Siemens & Halske AG., Berlin.
14. Neuerungen   auf   den   Gebieten   der   Feuerbekämpfung   und   des Entflammungsschutzes. Dr. Riedeisberger, IG. Farbenindustrie AG., Werk Höchst.
15. Bericht über die Ergebnisse von Löschversuchen an größeren Oelbrandobjekten.
Dr.-Ing. Zaps,  Leiter der  Feuerlöschpolizei  Hamburg.
16. Brandursache   unbekannt!    Interessante   Feststellungen   über   Ursachen, die zu Bränden in  Industriebetrieben führten. Oberingenieur  Lücke,   Branddirektor  des   Siemenskonzerns, Berlin-Siemensstadt.
 

4. Verschiedenes.
Kurze Ausführungen und Aussprache über wichtige Fragen und über Anfragen, die von Mitgliederfirmen an die A.- und Z.-Stelle gerichtet wurden und die aus der Versammlung gestellt werden z.B.:
a) Kurze Ausführungen über den Stand der Frage der Anerkennung der  Werksfeuerwehren  in  Verbindung  mit  den  bisher  erlassenen Verordnungen und dem kommenden Reichsfeuerlöschgesetz.
b) Diskussion über Organisation- und aktuelle  Fragen des industriellen  Feuerschutz- und Sicherheitsdienstes.
c) Bericht über den Internationalen Kongreß des CTJF. in Wien.
 

20.30 Uhr :. Zusammenkunft der Teilnehmer im großen Saal des Palmengartens und Begrüßung durch Herrn Oberbürgermeister Staatsrat Dr. Krebs. (Gem. besonderer Einladung.)
Dienstag, den 22. September 1936.
8.30 Uhr: Abfahrt mit Autobussen vom Hotel Frankfurter Hof verbunden mit kurzer Stadtrundfahrt unter Berücksichtigung der Hauptsehenswürdigkeiten, Mainfront, Dom, Goethehaus, Besichtigung des Römers (Kaisersaal, Bürgersaal, Römerhalle), Universität, Taunusanlagen:
a) Vorführung von Neuerungen auf dem Gebiete des Feuerschutzes auf dem Hof der Feuerwache I.
b) Besichtigung  der  Einrichtungen  des  Verwaltungsgebäudes der IG Farbenindustrie Aktiengesellschaft, Frankfurt am Main.
 

10.30 Uhr: Besichtigung des Weltflughafens Frankfurt am Main (Flug - und Luftschiffhafen Rhein - Main) und des Luftschiffes „Graf Zeppelin" in der neuen Halle.
12.00 Uhr: Mittagessen in der Opel-Kantine, danach Besichtigung von Feuerlösch- und Luftschutzeinrichtungen sowie besonders interessanter Werkstätten des Rüsselsheimer Werkes der Adam Opel-AG.

14.00 Uhr:    Abfahrt über Flörsheim und Hattersheim nach Höchst.
Besuch des Werkes Höchst der L G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft.
Vorführung von Neuerungen auf dem Gebiete der Leuchtfarben.
15.30 Uhr:   Fahrt über Oberursel nach Bad Homburg v. d. Höhe. (Kaffeepause auf der Terrasse des Kurhauses.)
Danach Fahrt zur Saalburg. Besichtigung der Ausgrabungen und Nachbildungen der Saalburg und der römischen Siedlung. Beendigung der Tagung und Rückfahrt.
19.00 Uhr:   Ankunft in Frankfurt am Main.
2. Vorstandssitzung und Begrüßungsabend.
Am Sonnabend  und Sonntag,  dem  19.  und 20. September 1936,
fand eine Vorstandssitzung in Frankfurt a. Main statt, bei der die für den Geschäftsgang wichtigen und schwebenden Fragen besprochen wurden, und an der alle Vorstandsmitglieder teilnahmen.
Die Tagesordnung  enthielt u. a. folgende  Punkte:
a)Der  Geschäftsbericht   1935/1936  und  Voranschlag  für  den  Etat
1936/1937.
b)Neuaufnahmen von Mitgliedern.
c)Werkluftschutz,  Werkluftschutzübungen.
d)Arbeiten  im   Normenausschuß  und   in   verschiedenen   anderen
Arbeitsausschüssen.
e)Technischer Ausschuß  des  Feuerwehrbeirates.
f)Die   Auswirkungen   des   Feuerlöschgesetzes   auf   die   Werksfeuerwehren; das kommende Reichsfeuerlöschgesetz.
g) Der Internationale  Kongreß in  Wien, h) Auflösung des Deutschen Feuerwehrverbandes, i) Arbeits- und  Interessengemeinschaft  Deutscher  Feuerwehrorgane, k) Berufung  der  A.- und  Z.-Stelle   (korporativ)   in  den  Deutschen
Feuerwehrbeirat.
1) Fragen der Organisation des  Werkschutzes.   Rundschreiben Nr. 136. m) Neuwahl des Vorstandes, n) Ort und Zeit der nächsten Tagung und Vorstandssitzung.
o) Verlauf  der   Tagung  und   der   Besichtigungen  in   Frankfurt  a.  M., Rüsselsheim und Höchst.
Am Sonntag, dem 20. September 1936, abends, versammelten sich die bereits eingetroffenen Tagungsteilnehmer im Hotel Frankfurter Hof zu einem Begrüßungsabend, an dem sich bereits etwa 180 Personen zusammenfanden.


Bericht über die Mitglieder Versammlung.
Am Montag, dem 21. September 1936,
fand der Hauptverhandlungstag und die Sitzung der Mitglieder der A.- und Z.-Stelle
im großen Saal des Hotels  Frankfurter Hof in Frankfurt am Main statt.
Dem Beschlüsse der letzten Versammlung entsprechend fanden um 8,30 Uhr vormittags erst eine nichtöffentliche Mitgliederversammlung für die Vertreter der Mitgliederfirmen, in der einige interne Angelegenheiten besprochen wurden, und um 10 Uhr vormittags die öffentliche Sitzung statt, zu der auch die Vertreter der Behörden, Körperschaften, einschlägiger Verbände und der der A.- und Z.-Stelle nicht angeschlossenen Firmen Zutritt hatten.
 

Herr Dr. N e r g e r eröffnete 8.30 Uhr die nichtöffentliche Sitzung mit etwa folgenden Worten:
Meine Herren! Wiederum ist seit der letzten Zusammenkunft in Braunschweig ein Jahr vergangen. Dem dort gefaßten Beschluß gemäß haben wir uns in diesem Jahr im schönen Frankfurt am Main versammelt. Das Arrangement hier in diesem Saal ist etwas abweichend von den früheren Gewohnheiten, weil wir mit einer so großen Zahl von Teilnehmern an dieser Tagung nicht gerechnet hatten. Infolgedessen finden Sie nur einige Tische in der Mitte des Saales und sonst nur Stühle vor, denn die Zahl der Anmeldungen ist um über 100 großer, als wir im äußersten Fall noch vor acht Tagen erwarten konnten.
Ich heiße Sie in diesem Saal und in Frankfurt am Main willkommen und hoffe> daß Sie alle gut untergekommen sind. Besonders willkommen heiße ich diejenigen Mitglieder unter uns, die zum ersten Mal bei uns erschienen und im vergangenen Jahr erst unserer Vereinigung beigetreten sind. Lassen Sie es jetzt bei der kurzen Begrüßung bewenden und lassen Sie uns gleich an die Arbeit gehen.
Ich  erteile  daher unserem  Geschäftsführer  das  Wort.
Herr Branddirektor Lücke gibt zunächst einige geschäftliche, die Abwicklung der Tagung und Änderung des Programms betreffende Mitteilungen bekannt.
Er weist u. a. darauf hin, daß außerhalb der aufgestellten Tagesordnung hinter dem Referat des Herrn Dr. Riedelsberger der I. G. Farbenindustrie AG. über „Neuerungen auf den Gebieten der Feuerbekämpfung" noch ein Vortrag von Herrn Dr.-Ing. Zaps, dem Leiter der Feuerlöschpolizei Hamburg, gehalten werden wird über das Thema: „Ergebnisse von Löschversuchen an Groß-Ölbrandobjekten", die erst vor wenigen Tagen in Hamburg stattfanden und die Teilnehmer daher besonders interessieren werden. Bei dem Vortrag werden auch Lichtbilder und ein kurzer Film gezeigt. Ferner war darauf hinzuweisen, daß das Programm in einem Punkt noch eine weitere Änderung erfahren muß, daß nämlich leider die Besichtigung des Zeppelins in der Halle auf dem Flughafen nicht stattfinden kann, da das Luftschiff heute morgen die Mitteilung gab, daß es wegen der Wetterlage in Friedrichshafen landen wird und nicht, wie nach dem Fahrplan vorgesehen, in Frankfurt am Main. Wir bedauern dieses sehr und können nun nur zu unserem Trost sagen, daß wir dadurch vielleicht einen besseren Überblick über die Halle erhalten.
Der Geschäftsführer weist außerdem auf folgendes hin:
Der Vorstand hatte am 6. Juni 1935 in fast gleicher Zusammensetzung 10 Jahre die A.- und Z.-Stelle vertreten und ihre Geschäfte geführt. Er hielt es daher für seine Pflicht, bei der Tagung in Braunschweig im vorigen Jahr in einigen Ausführungen und Zusammenstellungen in einer Sonderdruckschrift einen kurzen Überblick über die Geschäftsführung in den letzten 10 Jahren, über einige interessante Daten und über die wichtigsten in dieser Zeit behandelten Fragen zu geben.
In dieser Druckschrift war auch ein Verzeichnis der bei den .Tagungen der A.- und Z.-Stelle in den letzten 10 Jahren gehaltenen wichtigsten Vorträge und Referate und der erfolgten Besichtigungen und Vorführungen enthalten. Da diese Maßnahme bei den Teilnehmern großen Anklang gefunden hat, wurden auch in diesem Jahr dem gedruckten Tätigkeitsbericht, der den Teilnehmern wieder ausgehändigt worden ist, im Anhang eine Zusammenstellung über die Entwicklung der A.- und Z.-Stelle in Tabellenform und ein Verzeichnis der auf den Tagungen der A.- und Z.-Stelle in den letzten 10 Jahren gehaltenen wichtigsten Vortrage und Referate und der erfolgten Besichtigungen und Vorführungen gebracht.
In dem Bericht über die Tagung werden wir den Rückblick auf die Arbeit der A.- und Z.-Stelle und das Verzeichnis der Vorträge wieder aufnehmen. Da die Berichte der letzten Jahre, die von vielen Seiten in Berichten und Kritiken schon oft als eine Fundgrube wertvollen fachtechnischen Wissens bezeichnet worden sind, bis auf ein bzw. zwei Aktenexemplare vergriffen sind, ist es leider nicht mehr möglich, wie wir bereits auf verschiedene Anfragen antworten mußten, den in letzter Zeit beigetretenen Mitgliederfirmen noch nachträglich diese Berichte zur Verfügung zu stellen. Wir möchten aber hiermit nochmals anregen, daß Firmen, die in dem Verzeichnis den einen oder anderen Vortrag finden, der sie besonders interessiert, einen Bericht zur Einsicht anfordern, der dann nach Kenntnisnahme des Vertrages zurückgesandt werden muß, damit er auch für andere Firmen wieder zur Verfügung steht.
Darauf gibt Herr Branddirektor Lücke noch einige Hinweise auf die wichtigsten Punkte des gedruckt vorliegenden Geschäftsberichtes und erstattet den Kassenbericht.
Wir drucken nun nachstehend den Rückblick, den Tätigkeitsbericht über das letzte Geschäftsjahr und den Kassenbericht ab. Im Anhang den Tagungen der A.- und Z.-Stelle in den letzten 10 Jahren gehaltenen dieses Berichtes auf Seite 325 — 335 haben wir das „Verzeichnis der auf wichtigsten Vorträge und Referate und der erfolgten Besichtigungen und Vorführungen" aufgenommen.

Punkt 1: Tätigkeitsbericht über das Geschäftsjahr 1935/1936.
Am Ende des Geschäftsjahres 1934/35, am 22. und 23. September 1935, fanden die Mitgliederversammlung der A.- und Z.-Stelle sowie Besichtigungen und Vorführungen in Braunschweig und Wolfenbüttel statt.
An dieser Tagung nahmen 387 Herren teil, die den verschiedensten Behörden, Konzernen und Werken aus allen Gegenden des Reiches angehörten, um wieder ihre Erfahrungen auf den Gebieten des industriellen Feuerschutzes, Sicherheitsdienstes und Werkluftschutzes auszutauschen.
Die  unter  dem  starken  Strich angegebenen  Daten fallen in die  Geschäftstätigkeit des jetzigen Vorstandes.
Die lehrreichen Vortrage über die einschlägigem Gebiete, anregende Aussprachen, die Zusammenkunft auf Einladung des Herrn Oberbürgermeister Dr. Hesse zum Braunschweiger Wurstessen, die interessanten Besichtigungen in verschiedenen industriellen Betrieben und im Schlachthof Braunschweig und die Vorführungen auf dem Schloßhof in Wolfenbüttel usw. boten den Teilnehmern eine große Fülle von Anregungen und haben wieder zur wertvollen Ergänzung der Kenntnisse und Erfahrungen der Teilnehmer beigetragen, so daß wir auch eine größere Zahl von Nachbestellungen auf den Bericht über die Tagung erhielten.
Der Verlauf der Tagung in Braunschweig ist allseitig als wohl gelungen bezeichnet worden. Wir haben daher das Bedürfnis, allen Stellen, die uns unterstützten und uns eine liebenswürdige Aufnahme gewährten, insbesondere aber der Regierung und der Stadtverwaltung Braunschweig, Herrn Ministerpräsidenten Klagges und Herrn Oberbürgermeister Dr. Hesse, für ihr Erscheinen und für ihre Unterstützung Herrn Branddirektor Lehmann und der Feuerwehr, der Industrie- und Handelskammer, der Landesbrandversicherung für die tatkräftige Hilfe und den leitenden Herren der Betriebe, die wir besichtigen durften, für die erteilte Erlaubnis an dieser Stelle nochmals unseren besten Dank auszusprechen.
Am 22. September 1935 wurde in Braunschweig nach der Entlastung
der Vorstand einstimmig wiedergewählt.
Dem Vorstände gehören an die Herren:
1. Dr.   K. A. Nerger,   Leiter   der  Abteilung  für   Werksicherheitsdienst der Siemens & Halske AG. und der Siemens-Schuckertwerke AG.,  Berlin, Vorsitzender der  A. - und Z. - Stelle.
2. Hillmer,   Vorstandsmitglied   der  Christian   Dierig  AG.,   Langenbielau.
3. Korsch,   Branddirektor   der   Gelsenkirchener   Bergwerks-AG., Gelsenkirchen.
4. Roesler,  Oberbrandinspektor,  Leiter  des   Sicherheitsdienstes  der Leunawerke,   Ammoniakwerk   Merseburg   d.   I. G. Farbenindustrie Akt.-Ges., Leuna, ;
5. Liicke,   Branddirektor   des   Siemenskonzerns,   Berlin-Siemensstadt,
Geschäftsführer der A.-  und  Z.-Stelle.
 

Es kann erfreulicherweise festgestellt werden, daß die A.- und Z.-Stelle auch im letzten Geschäftsjahre, dem siebenzehnten seit der Gründung, sich weiterhin günstig entwickelt hat, daß eine Anzahl von Neueintritten von Mitglieder firmen und eine weiterhin sehr rege Inanspruchnahme der A.» und Z.-Stelle für Auskünfte aller Art, Gutachten usw. zu verzeichnen waren.
Im letzten Geschäftsjahr sind der A.- und Z.-Stelle als Mitglieder beigetreten :
1. Versuchsstrecke Reiche Zeche, Braunkohlenforschungsinstitut an der Bergakademie   Freiberg i. Sa.
2.„ Miag" Mühlenbau und Industrie AG., Braunschweig
3. Dampfkessel- und Gasometerfabrik   vorm.   A.  Wilke  &  Co., Braunschweig
5.Braunschweigischer Landesfeuerwehrverband, Braunschweig
6.Saargruben-Verwaltung, Saarbrücken
7.Bergisches  Kraftfutter werk G. m. b. H., Düsseldorf-Hafen
8.Henschel & Sohn AG., Lokomotivfabrik, Kassel
9.Dürener Metallwerke Akt.-Ges., Düren (Rhld.)
10.Städtische Betriebswerke Rheine i. W.
11.Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt,  Frankfurt a. M.
12.Adler werke  vorm. Heinrich Kleyer AG., Frankfurt a. M.
13.MAN Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG., Nürnberg
14.Adam Opel AG., Werk Brandenburg a. H.
15.Fried, Krupp AG., Friedrich-Alfred-Hütte, Rheinhausen
16.Eisenhüttenwerk Thale AG., Thale a. Harz
17.Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken Akt.-Ges., Berlin-Charlottenburg
18.Magdeburger Werkzeugmaschinenfabirik G. m. b. H., Magdeburg
19.Mitteldeutsche Motorenwerke G. m. b. H., Zwickau i. Sa.
20.Wolff & Co., Kommanditges. a. A., Walsrode
21.C. Loren,z AG., Berlin-Tempelhof
22.Traugott Golde AG., Gera
23.Knoll AG., Chemische Fabriken, Ludwigshafen a. Rh.
24.Vomag-Betriebs-AG., Flauen i. V.
25.Ernst Heinkel Flugzeugwerke G. m. b. H., Rostock i. M.
26.Chem. Fabrik von Heyden AG., Weißig Fabrik, Amtsh, Großenhain
27.Dornier-Werke Wismar G. m. b. H., Wismar L Meckl.
28.Leichtk Obstruktionen Lübeck G. m. b. H., Lübeck
29.Leichtkonstruktionen   München  G. m. b. H., Neuaubmg b. Pasing
30.Bergwerksgesellschaft Hibernia AG., Herne
31.Zschimmer  &  Schwarz,  Chem. Fabrik   Dölau,  Greiz-Dölau   (Thür.)
32.Hydrierwerk Scholven  Akt.-Ges., Gelsenkirchen-Buer
33.Braunkohle-Benzin AG., Werk Magdeburg, Magdeburg-Rothensee
34.Sächsische Gußstahlwerke Dohlen AG., Freital i. Sa.
35.Rheinischer Provinzial-Feuerwehr-Verband,  Düsseldorf.
36.Heinkel Werke Bärenklau G. m. b. H., Oranienburg
37.Brandenburgische Motorenwerke G. m. b. H., Berlin-Spandau


Die A.- und Z.-Stelle kann somit am Ende dieses Geschäftsjahres mit dem 15. September 1936 einen Bestand vom 260 Mitgliedern ausweisen.
Einnahmen und Ausgaben bilanzierten im Etat. Mit einem Kassenbestand vom RM. 11418,29 treten wir in das neue Geschäftsjahr ein.
Im Geschäftsjahr 1935/1936 fanden drei Vorstandssitzungen (je eine Sitzung in Berlin, Dortmund und Frankfurt a. M.) statt.
Der Vorstand hatte sich im letzten Geschäftsjahr mit den laufenden, einschlägigen Angelegenheiten und mit folgenden Fragen zu beschäftigen:
Industriebrände und Explosionen, Feuerschutz, Feuerlöschgerät, Werkluftschutz, Gasschutz, Rettungswesen, Unfallschutz, Eigentumsschutz, Unterschlagungsdelikte, Wirtschaftsspionage, Sicherung der Betriebe, Angelegenheiten nahestehender Verbände usw.


Insbesondere mußte die A.» und Z.-Stelle an einer größeren Anzahl von Orten sich wieder für die Interessen der Werksfeuerwehren einsetzen, da infolge von Mißverständnissen und falscher Auslegung der gesetzlichen Bestimmungen einer Anzahl von Firmen und ihren Wehren Nachteile drohten.
Es ergab sich daraus wieder eine recht umfangreiche Korrespondenz und es wurden außerdem eine Anzahl von persönlichen Rücksprachen an Ort und Stelle notwendig.
Als wichtigste Ergebnisse einer Reihe von Besprechungen sind hierbei zu buchen:
1. Daß eine größere Anzahl von Werksfeuerwehren bereits ihre Anerkennung durch den Herrn Regierungspräsidenten als selbständige Feuerwehren  neben  den  Ortsfeuerwehren   erhalten  haben,  daß  an vielen Orten auf dieser Basis die beste harmonische Zusammenarbeit mit den Nachbarwehren wiederhergestellt wurde, und daß sich an vielen   Stellen   bereits   die   Erkenntnis   durchgesetzt   hat,   daß   die Eingliederung  der  Werksfeuerwehren  als   Löschzüge  in  die  Ortsfeuerwehren  eine unzweckmäßige Lösung  bedeutet,
2. daß   die   A.-  und   Z.-Stelle   durch   den   Herrn   Reichsminister   des Innern  zur Vertretung der  Interessen  der Werksfeuerwehren  korporativ als Mitglied des Feuerwehrbeirates berufen worden ist, und
3. daß die Reichsgruppe Industrie  den  Behörden ihre  Stellungnahme
bezüglich    der    Eingliederung    der   Werksfeuerwehren,    übereinstimmend mit der der A.- und Z.-Stelle, mitgeteilt hat.
Durch die Mitgliedschaft der A.- und Z.-Stelle im Feuerwehrbeirat besteht jetzt mehr als zuvor die Gewähr, daß vor Erlaß des in Aussicht stehenden Reichsfeuerlöschgesetzes die Anträge der A.- und Z.-Stelle bezüglich Einordnung der Werksfeuerwehren, wie sie für die industriellen Betriebe tragbar und für das gesamte Feuerlöschwesen von Nutzen ist, beraten werden. Insbesondere wird auch nun mit größerer Aussicht auf Erfolg wegen der Wiederherstellung der Stellung und der Rechte der seit Jahrzehnten behördlich, meistens durch das Ministerium des Innern anerkannten industriellen Berufsfeuerwehren verhandelt werden können.
Ebenso wie in früheren Jahren wurden auch jetzt wieder in allen einschlägigen Fragen die Interessen der Mitglieder firmen und der Industrie besonders auch in geldlicher Beziehung wahrgenommen und die Mitgliederfirmen durch Hinweise vor Schäden und Verlusten geschützt.
Mit der Reichsgruppe Industrie, dem Feuerwehrbeirat und dem Technischen Ausschuß, dem Reichsverein Deutscher Feuerwehringenieure und seinen Arbeitsausschüssen, den Feuerwehrverbänden, Versicherungsgesellschaften, industriellen Verbänden, verschiedenen Körperschaften und zuständigen Behörden, hat der Vorstand im Interesse der Mitgliederfirmen und der industriellen Feuerwehren auch in diesem Geschäftsjahre enge Fühlung durch den Gesamtvorstand, durch einzelne Vorstandsmitglieder oder durch den Geschäftsführer gehalten.
Mit dem Fachverband österreichischer Werksfeuerwehren standen wir weiterhin im Gedankenaustausch.
Seit der Gründung der Arbeits- und Interessengemeinschaft Deutscher Feuerwehrorgane (November 1928) hat die A.- und Z.-Stelle als Mitglied in dieser neben dem DFV, RDF, FBP usw. mitgearbeitet.

Herren des Vorstandes der A.- und Z.-Stelle sowie einige engere Mitarbeiter der der A.- und Z.-Stelle angehörenden industriellen Betriebe
infolgedessen in Verbänden, Fachausschüssen usw. an der Mitarbeit in Interesse der Industrie beteiligt:
Im Feuerwehrbeirat des Reichsministeriums des Innern.
a)A.- und Z.-Stelle als Mitglied korporativ, ferner Einzelmitgliedschaft,
b)Technischer Ausschuß,
c)Prüfungsausschuß für Handfeuerlöscher,
d)Prüfungsausschuß für Kübel- und Einstellspritzen.

2. Im Preußischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit.
Ausschuß  für die  Aufstellung  von  Richtlinien  über die  Errichtung
und den Betrieb von Gasbehältern.
3. In der Feuerwehrtechnischen Normenstelle.
4. Im Normenausschuß für die Normung der Atemschutzgeräte.
5. In der Reichsgruppe Industrie.

a)Fachausschuß für Wirtschaftsspionage,
b)Hauptausschuß   für   den   Werkluftschutz    und    in    Sonderausschüssen derselben.
6.In  der Arbeits-  und  Interessengemeinschaft  Deutscher Feuerwehrorgane.
a)Ausschuß für Feuerschutzfragen im Luftschutz,
b)Ausschuß für die Bildung von Prüfzeichen für Feuerwehrgeräte.
7. Im Reichsverein Deutscher Feuerwehringenieure.
a)Im Führerbeirat,
b)Ausschuß für Geräte zur Bekämpfung von Bränden feuergefährlicher Flüssigkeiten,
c)Ausschuß  für Lagerung feuergefährlicher  Flüssigkeiten,,  Brennstoffe, Gase,
d)Ausschuß für Gasschutz und Wiederbelebung,
e)Ausschuß für Luftschutzfragen.
8. Im CTIF (Comite fechnique International de la PreventSon et de
Textinction du Feu).
Von den drei ständigen Delegierten Deutschlands für das inter¬nationale technische Komitee ist der Geschäftsführer der A.- und Z.-Stelle als Delegierter der Industrie- und Werksfeuerwehren bestimmt.
Über die Tätigkeit der Geschäftsführung ist zu berichten, daß im Geschäftsjahre 1935/1936
1726 Briefeingänge und 1707 Briefausgänge,
also insgesamt 3433 Ein- und Ausgänge zu bearbeiten waren.   Hierin ist Versand  der Rundschreiben  usw. nicht enthalten,,  dagegen  eine  Anzahl von  Berichten, Gutachten,  Ausarbeitungen usw.
5 Rundschreiben wurden herausgegeben, darunter befindet sich als Rundschreiben Nr. 134 der 247 Druckseiten starke Bericht über die letzte Tagung in Braunschweig mit den dort gehaltenen Vorträgen. Auch dieser Bericht wurde wieder mit einem Anhang versehen, in dem über die wichtigsten, die A,- und Z.-Stelle interessierenden Punkte und Vorträge von den Sitzungen des Reichsvereins Deutscher Feuerwehringenieure, des Feuerwehrbeirates sowie über Gasschutzlehrgänge und Luftschutz-Übungen berichtet wurde.
Auch in diesem Geschäftsjahr trat auf allen Gebieten der Industrie ein weiterer erheblicher Aufstieg ein. Eine weitere große Zahl erwerbsloser Volksgenossen konnte wieder in den Produktionsgang der Werke eingereiht werden; es gelangten dadurch in den Betrieben wieder viele Personen zur Einstellung, die nicht mehr die Fertigkeit und Umsicht sowie die Zuverlässigkeit altgedienter Werksangehöriger aufwiesen, so daß die Zahlen der Unfälle, der verschiedensten Delikte, der Brände in den Betrieben usw. damit weiter anstiegen.
Da auch die Behörden mit Recht eine erhöhte Sicherung der Betriebe und somit unseres Volksvermögens fordern und den Arbeitszweigen der A.- und Z,-Stelle, z. B. Feuerschutz, Gasschutz und Luftschutz, Kampf gegen Sabotage, kommunistische Wühlarbeit, Eigentumsdelikte wie Untreue, Unterschlagung und Diebstahl, Kampf gegen Hehlertum und Werksspionage usw. größtes Verständnis und Interesse sowie, weitgehende Unterstützung entgegenbringen, so haben der Werkschutz und die Werksfeuerwehren überall eine erhöhte Tätigkeit auf zuweisen gehabt.
In einer Anzahl von Betrieben wurde der Werkschutz neu eingerichtet und aufgezogen, wobei die A.- und Z.-Stelle in erhöhtem Maße Rat¬schläge über die günstigsten Organisationsformen, Ausbildungsfragen usw. gab; außerdem wurde im Rundschreiben Nr. 136 ausführlich zu den Fragen der Organisation des Sicherheitsdienstes Stellung genommen,
Der Vorstand wird sich nach wie vor bemühen, alle Sonderfragen auf den einschlägigen Gebieten im besten Sinne im Interesse aller zuständigen und in Frage kommenden Stellen' und Betriebe zu bearbeiten und auf klärend tätig zu sein, um auch damit weiterhin am Aufbau der deutschen Wirtschaft mitzuwirken.

Punkt 4: Bericht über den Stand des Themas „Reichsfeuerlöschgesetz und die Werksfeuerwehren."
Auszug aus den Ausführungen des Herrn Lücke zu  dieser Angelegenheit.
Er weist darauf hin, daß sich in der Angelegenheit seit den Ausführungen auf der Tagung im letzten Jahr nicht viel geändert habe, da das Reichsfeuerlöschgesetz immer noch nicht erschienen sei und auch wohl noch nicht sehr bald erscheinen werde, wie ihm kürzlich bei einer Besprechung Herr Ministerialrat Dr. Kerstiens mitgeteilt habe. Der Vorstand der A.- und Z.-Stelle hat sich aber während des abgelaufenen Jahres an vielen Orten immer wieder für die Interessen der Werksfeuerwehren in der Frage der Anerkennung eingesetzt und die Erfolge erzielt, die bereits im Geschäftsbericht angedeutet sind. Insbesondere hält er es für wichtig, daß nun die A.- und Z.-Stelle korporativ als Mitglied des Feuerwehrbeirates durch den Herrn Reichsminister des Innern berufen sei. Nach weiteren kurzen Ausführungen, wobei er darauf hinweist, daß über die Frage noch ausführlich in der öffentlichen Sitzung unter Punkt 4a der Tagesordnung berichtet werden wird, gibt er der Mitgliederversammlung noch die Ansicht des Vorstandes zu einer Korrespondenz in dieser Angelegenheit bekannt, die von der Mitgliederversammlung gebilligt wird.
Herr D r. -1 n g. R ü h l, Direktor der Dornier-Metallbauten G. m. b. H., Friedrichshafen, stellt die Frage, wie die Werksfeuerwehr im Falle eines Großfeuers auf dem Werksgelände mit der zuständigen Ortsteuerwehr zusammenzuarbeiten habe.
Herr Lücke erwidert darauf, daß die Befehlsgewalt auf dem Werksgelände unbedingt in den Händen des Führers der Werksfeuerwehr liegen müsse. In verschiedenen Rundschreiben der A.- und Z.-Stelle sei dieser Standpunkt zum Ausdruck gebracht worden, der auch der der Reichsgruppe Industrie sei. Außerdem habe es sich bei verschiedenen Luftschutzübungen bereits auch praktisch gezeigt, daß es falsch sei, wenn der Führer der hinzugezogenen Ortsfeuerwehr die Befehlsgewalt übernimmt. Man habe sogar bei der Kritik seitens der Behörden den Standpunkt vertreten, daß sich an der Brandstelle auch höhere Chargen der hinzugezogenen Ortsfeuerwehr oder werksfremder Feuerwehrkräfte unter Umständen den Werksfeuerwehrleuten zu unterstellen hätten, ohne Rücksicht auf den Dienstrang. Die Werksfeuerwehr müsse natürlich anerkannt sein, und außerdem dürften nicht etwa durch fehlerhaften Einsatz der Löschkräfte Gebiete außerhalb des Werksgeländes gefährdet werden.
Hiermit wird der Punkt abgeschlossen. Weitere ausführliche Ausführungen über das Thema „Reichsfeuerlöschgesetz und Werksfeuerwehren" sind in der öffentlichen Sitzung gemacht worden.




II. Bericht über die öffentliche Sitzung
.
Der Vorsitzende, Herr Dr. N e r g e r, eröffnet 10.15 Uhr die öffentliche Sitzung mit folgenden Worten:
Meine Herren!
Unser Kind, welches sich Ihnen heute hier vorstellen will, ist gezeugt und geboren in einer Zeit der Stürme, die den Strom umbrausten, in dessen Nähe wir uns heute befinden, und das ganze deutsche Vaterland erschüttern ließen. Besorgt um die Erhaltung der Stätten der Arbeit, umstand die Wiege des Kindleins nur eine kleine Schar von Leuten, die auf ihrem Arbeitsgebiet selbst sich nicht mehr sicher fühlten und sich gegenseitig stützen wollten, um alle Neuerscheinungen zu erfahren und zu verwerten. Einige von ihnen sind noch unter uns, einige sind bereits zur großen Armee abgerufen worden. Diese kleine Schar gab dem Kindlein einen Namen, den auszusprechen und zu schreiben Mühe macht, „Auskunft- und Zentralstelle der Leiter und Dezernenten des Feuerschutz - und Sicherheitsdienstes industrieller Unternehmungen". Man erfand daher wie so oft bei Kindern einen Rufnamen, der sich leichter dem Munde entringt und leichter zu erfassen ist: „A..- und Z.-Stelle". Und diese Abkürzung ist nicht schlecht, denn diese Vereinigung in der deutschen Industrie will wirklich von A bis Z alle die Fragen, die den Schutz der Werke betreffen, verfolgen und die Erfahrungen auf diesem Gebiete austauschen.
Klein und bescheiden, oft behindert in der Entwicklung, verbrachte dieses Kindlein die ersten Jahre in der Nähe des deutschen Rheinstromes, dessen Anwohner so oft in den vergangenen Jahrhunderten unter den
Drangsalen des westlichen Nachbarn standen, so daß auch der Verkehr mit den Mitgliedern der großen Familie, die über das Reich verstreut waren, oft darunter litt. Aber dennoch gelang es den Paten, das Knäblein aufwachsen zu lassen zu einem ansehnlichen Jüngling. Wir sind nun hierher gekommen, um in der großen Familie wiederum einen Familientag zu verleben, am Ende des 17. Jahres seines Lebens und Werdens, um uns davon zu überzeugen, was inzwischen aus ihm geworden ist Wir, die wir im engeren Kreise des Vorstandes für seine Leistungen verantwortlich sind, hegen die Hoffnung, daß Sie mit seinen Fortschritten und Leistungen zufrieden sein werden.
Alljährlich haben wir diesen Tag in eine andere Stadt verlegt und sind umhergezogen von West nach Ost, von Nord nach Süd und sind heute wieder zurückgekehrt in die Nähe der Geburtsstätte, in die altehrwürdige Stadt Frankfurt am Main, an jenen deutschen Strom, der oft zum Schaden der Gesamtheit des deutschen Volkes dieses schied in Nord und Süd. Aber wir hegen die Hoffnung, daß diese Scheidungslinie nunmehr endgültig aus der Geschichte des deutschen Volkes verschwunden ist, nachdem unser Führer, Adolf Hitler, sein großes Werk der Zusammenschweißung aller Stämme des deutschen Volkes zu einer Einheit und Volksgemeinschaft begonnen hat. Frankfurt, die Stadt unseres großen Dichters Johann Wolfgang von Goethe und unseres großen Philosophen Arthur Schopenhauer, hat einen internationalen Ruf. Sie ist ein Knotenpunkt des Verkehrs in den ältesten Zeiten gewesen und hat in den Wandlungen der Geschichte unter den Wandlungen der Verkehrsmittel auch diese Bedeutung beibehalten; gelegen an einer Furt, die schon mehr als 2000 Jahre den Verkehr diesseits und jenseits des Rhein und dies- und jenseits des Main vermittelte. Aber diese Stadt hat auch von jeher eine große Bedeutung unter den germanischen Stämmen und im Deutschen Reich gehabt. Sie sah den Wahlakt deutscher Könige aus der alten Glanzzeit des Reiches schon vor fast 1000 Jahren; sie war die Krönungsstadt der deutschen Könige und Kaiser seit über 500 Jahren; sie war dank ihrer Lage und des Fleißes ihrer Bewohner seit vielen Jahrhunderten eine der ersten Städte des Handels, des Bankwesens und der Messen. Sie hat die Durchzüge feindlicher Heere in allen Jahrhunderten gesehen, aber glücklicherweise darunter nicht in dem Maße zu leiden gehabt wie so manche Stadt im Einfallgebiet des mittleren Rhein. Der Frankfurter Friede von 1871 hat ihr in der neueren Geschichte einen besonderen Platz gegeben. Sie hat ihren Charakter bewahrt und ist auch heute noch im Handel und Bankverkehr einer der ersten Plätze. Sie ist im Reich Adolf Hitlers die Stadt des deutschen Handwerks geworden, des Handwerks, welches in früheren Jahrhunderten in dieser Stadt mit ihren Zünften schon eine große Rolle gespielt hat.
Wir freuen uns, daß wir unsere diesjährige Tagung in dieser schönen Stadt, in der neben der Arbeit frohes Leben brandet, verbringen dürfen und danken dem Haupt dieser Stadt, dem Herrn Oberbürgermeister Staatsrat Dr. Krebs, für seine freundliche Einladung, hierherzukommen. Wir danken ihm und seinen Mitarbeitern, daß sie uns bei den Vorbereitungen der Tagung die Wege geebnet haben, wir danken vor allem auch dem Herrn Branddirektor Dr. Langbeck, daß er uns in so reichem Maße unterstützt hat.
Als wir im vergangenen Jahr den Entschluß faßten, hier in diese Gegend zu gehen, handelte es sich darum, zu entscheiden, ob wir Mannheim oder Frankfurt wählen sollten. Es war uns schmerzlich, einer der beiden Städte, die uns beide aufgefordert hatten, eine Absage erteilen zu müssen. Aber wir wollen uns vornehmen, wenn wir wieder einmal in diese Gegend kommen, Mannheim aufzusuchen. Es zog uns dieses Mal nach Frankfurt, da wir uns schon in den ersten Jahren des Bestehens der A.- und Z.-Stelle und auf einer Tagung des Reichsvereins Deutscher Feuerwehr-Ingenieure in Mannheim bzw. Ludwigshafen der dortigen Industrie nahe befunden hatten. In diesem Jahr wollten wir daher einmal den in Frankfurt befindlichen und Frankfurt umlagernden Werken näherkommen. In dieser Beziehung hat Frankfurt für uns noch die besondere Bedeutung durch den in ihr befindlichen zentralen Sitz eines, wenn nicht des größten Industrieunternehmens Deutschlands, der I. G. Farben- Industrie AG., von der wir dank der Freundlichkeit der Leitung morgen die Freude haben werden, das imposante Verwaltungsgebäude und eines der bedeutendsten Werke, das Werk Höchst, anzusehen. Wir freuen uns aber auch, daß eines der größten deutschen Automobilwerke uns für morgen die Tore geöffnet hat, um uns auch auf diesem Gebiet zu belehren, und daß wir Gelegenheit haben, das neue Verkehrszentrum des Weltluftverkehrs, den neuen Weltflughafen, zu sehen.
Meine Herren, es ist uns eine besondere Freude, heute feststellen zu können, daß unsere Erwartungen, die wir an die Frankfurter Tagung knüpften, durch die Teilnehmerzahl, gemessen an früheren Tagungen, selbst Hamburg, übertroffen worden sind. Wir möchten Sie bitten, zu entschuldigen, daß wir nicht eingebildet genug waren, eine so große Zahl zu erwarten und daß Sie daher in diesem Saal ein wenig zusammengedrängt sitzen. Wir hoffen aber, daß wir Ihnen so viel Interessantes bieten können, daß Sie über diese Unannehmlichkeiten leicht hinwegkommen.
Es ist uns eine besondere Ehre, daß die unserer A.- und Z.-Stelle angeschlossenen Firmen zu unserer Tagung nicht nur die Leiter und Dezernenten des Feuerschutzes und Sicherheitsdienstes entsandt haben, sondern daß auch eine große Zahl von Betriebsführern und leitenden Herren, kleinerer und auch der größten Werke, hier erschienen ist. Darüber hinaus aber empfinden wir es als eine besondere Anerkennung unserer Arbeit,, daß auch hohe und höchste Staatsstellen ihre Vertreter zu uns gesandt haben. Ich darf Ihnen allen unseren Willkommensgruß bieten und besonders unseren Dank aussprechen für das Erscheinen den Herren Vertretern
der Reichs- und Länderregierungen,
der verschiedenen Ministerien und
der verschiedenen Organisationen der Partei,
der Geheimen Staatspolizei, Schutz-, Landes- und Baupolizei.
Insbesondere begrüße ich den stellvertretenden Gauleiter, Herrn Stadtrat Gauamtsleiter Boehm,
die Herren
Gauwirtschaftsberater Eckardt,
Treuhänder der Arbeit Schwarz,
Präsidenten des Landesarbeitsamtes Kretschmann.
Ich begrüße  die Herren Vertreter
des Heeres,
der Kriegsmarine und
der Luftwaffe, insbesondere Herrn Oberst Henke vom Reichskriegsministerium,
Herrn Ministerialrat Dr. Zahn vom Heereswaffenamt
und die Herren der  Wehrkreiskommandos,
Herrn Ministerialrat Ullfers vom Oberkommando der Marine,
die Herren von der Marinewerft Wilhelmshaven und
vom  Marinearsenal  Kiel. Ich begrüße
Herrn Ministerialrat Lindner und
die Herren Sachbearbeiter vom Reichsluftfahrtministerium.
sowie den Flughafenkommandanten vom Weltflughafen Rhein-Main, Herrn Major Freiherr von  Buttlar,
das  Oberhaupt  der  Stadt  Frankfurt  am  Main,  Herrn  Oberbürgermeister Staatsrat Dr. Krebs, Herrn Branddirektor Dr. Langbeck,
den Vertreter des Herrn Polizeipräsidenten von Frankfurt und knüpfe  hieran nochmals unseren  aufrichtigsten  Dank für die große Unterstützung  und   für  die   liebeswürdige   und   gastliche   Aufnahme,   die uns in dem schönen Frankfurt für unsere Tagung zuteil wurde. Wir danken für Ihr Erscheinen und grüßen ferner: die Feuerwehren Deutschlands,
Herrn  Oberbranddirektor   Wagner  für   den   Feuerwehrbeirat, eine   Anzahl   von   Führern   der   Landesfeuerwehr-Verbände, Feuerlöschdirektoren,  Wehrführer  und  Branddirektoren   einer größeren Anzahl deutscher Städte, den Reichsverein Deutscher Feuerwehringenieure, sowie die zahlreich vertretenen Körperschaften und Verbände, Herren der Universität, der Technischen Hochschule, der Reichsbahn und der Reichspost, der Gewerbeaufsichtsämter,
der   Berufsgenossenschaften,   der   chemischen,   physikalischen, bergbaulichen und luftfahrttechnischen Prüf- u. Reichsanstalten, Reichsgruppe Industrie sowie der Industrie- und Handelskammern, der Technischen Nothilfe, des Reichsluftschutzbundes und der Werkluftschutzorganisation,
der öffentlichen und privaten Versicherungsgesellschaften und ihrer Verbände,
die Herren Vertreter verschiedener anderer Verbände, technischen Vereine, industrieller Großbetriebe, der Mitgliederfirmen und insbesondere auch der Presse.

Ich bitte, mir zu vergeben, daß ich wegen Mangels an Zeit nicht alle Namen der hier als Vertreter der verschiedensten Diensstellen und Verbände erschienenen Herren aufführen konnte und wenn ich eine der vielen hier vertretenen Behörden oder Dienststellen, die Sie aus dem Ihnen überreichten Teilnehmerverzeichnis ersehen mögen, aufzuführen vergessen haben sollte.
Seien Sie uns nochmals alle recht herzlich willkommen!
Meine Herren, das vergangene Jahr hat dem deutschen Volk weiteren Aufstieg gebracht. Schon als wir im vergangenen September in Braunschweig zusammen waren, konnten wir feststellen, daß die Zahl der Arbeitslosen weiter und weiter abgenommen hatte, und heute sind wir glücklich, daß die Entwicklung weiter angehalten hat und daß wir statt sechs Millionen nur noch eine Million Arbeitslose haben. Meine Herren, aber noch andere freudige Ereignisse haben sich inzwischen zugetragen und das auszusprechen, ist an diesem Platz vielleicht von besonderer Bedeutung, an diesem Platz, an dem wir einst nach einem siegreichen Krieg den Frieden geschlossen haben, an diesem Platz, welcher nach dem Verlust des letzten Krieges die drückende und entehrende Fremdherrschaft gesehen hat. Wir haben aber jetzt wieder eine achtunggebietende Wehrmacht auf allgemeiner Dienstpflicht aufgebaut und haben damit die uneingeschränkte Souveränität über die Lande zu beiden Seiten des Rhein zurückerlangt; auch diese Fesseln des Versailler Vertrages sind gesprengt. Wir, die wir uns alle eins fühlen mit dem, der diese großen, gewagten Schritte in seinem großen Idealismus, in seiner großen Energie mutig getan hat, wir alle fühlen wohl die dringende Verpflichtung in uns, jeder an seiner Stelle mitzuarbeiten an seinem großen Werk. Wir fühlen nicht nur die Verpflichtung, sondern den dringenden Wunsch in uns, ihm auch an dieser Stelle unseren Dank abzustatten.
Meine Herren, stimmen Sie daher mit mir ein in den Ruf: Unser  Führer  und  Kanzler, Adolf Hitler, Sieg Heil!
Es  erhält nun das  Wort
Herr  Oberbürgermeister   Staatsrat  Dr.   Krebs und führt aus:
Meine sehr  geehrten  Herren!
Die A,- und Z.-Stelle hält ihre diesjährige Tagung in den Mauern unserer Stadt ab. Mit besonderer Freude und Dankbarkeit habe ich diesen Entschluß begrüßt und so sage ich Ihnen, Herr Dr. Nerger, meinen herzlichen Dank hierfür. Ihre Tagung ist ja, wie ich gesehen habe, außerordentlich stark besucht und bietet sehr viel Interessantes und eine Fülle von Arbeit. Eine Reihe von Vorträgen befaßt sich mit wichtigsten und brennenden Fragen der Gegenwart. Ich möchte es deshalb vermeiden, Ihnen selbst hierzu noch einen längeren Vortrag zu halten und mich auf den Willkommensgruß beschränken. Dieser war zwar gedacht im Rahmen
der Veranstaltung im Palmengarten heute abend und es hätte mich sehr gefreut, wenn es mir möglich gewesen wäre, in Ihrem Kreise bei einem Glase Wein einige angenehme Stunden verleben zu können, um so mehr, als ich gehört habe, daß Sie nicht nur Sachverständige sind auf dem Gebiete des Feuerlöschwesens. Ihr Geschäftsführer, Herr Branddirektor Lücke, hat mich daher gebeten, heute morgen diesen Willkommensgruß auszusprechen, da ich heute abend bei einer anderen Tagung zugegen sein muß und daher keine Gelegenheit habe, mit Ihnen einen Schoppen unseres Hochheimer Weins zu trinken.
Meine sehr geehrten Herren! Sie haben im Verlauf dieser Tagung neben den Vorträgen auch Gelegenheit, eine Reihe von Sicherheitseinrichtungen in den Großbetrieben und bei den Rundfahrten auch einige Teile unserer Stadt kennen zu lernen. Ich bin gewiß, daß Sie bei diesen Besichtigungen und Rundfahrten wichtige Erfahrungen incl. Eindrücke sammeln werden, die Sie für Ihren Beruf auswerten können. Darüber hinaus hoffe ich, daß Sie noch angenehme und schöne Erinnerungen, insbesondere von der Altstadt zurückbehalten. Ich bin fest überzeugt, daß der Besuch des Römerbergs den Wunsch in Ihnen rege machen wird, als A.- und Z.-Stelle auch diesen Stadtteil von A bis Z kennen zu lernen. Herr Dr. Langbeck wird bei seinem Vortrag auch die Altstadtsanierung erwähnen. Als Sachverständige werden Sie beim Rundgang durch die Altstadt erkennen, daß auch vom Standpunkt der Sicherheit und Volksgesundheit eine Ausräumung unbedingt erforderlich ist.
Auf Ihrem Tagungsprogramm steht außerdem noch eine Reihe anderer wichtiger Fragen über Gas- und Luftschutz, Fragen, die in unserer Gegenwart von brennendem Interesse sind. Im Angesicht der fortgesetzten Drohungen außerhalb unserer Grenzen ist es unbedingt nötig, daß die ganze deutsche Bevölkerung weiß, daß sich eine Reihe von Herren die Frage der verantwortlichen Sicherheit zur besonderen Aufgabe gemacht haben.
Ihre Arbeit ist eine nationalsozialistische Arbeit, sie steht unter dem großen und edlen Gedanken des Dienstes an der Volksgemeinschaft und des Dienstes an der wissenschaftlichen deutschen Forschungsarbeit. Deshalb, meine sehr verehrten Herren, beglückwünsche ich Sie zu dieser Aufgabe und wünsche der Tagung noch einen schönen und vollen Erfolg. Mit diesem Wunsche heiße ich Sie nochmals herzlich in Frankfurt am Main willkommen!
 

Es ergreift nun das Wort Herr Oberst Henke vom Reichskriegsministerium:
Meine Herren!
Ich möchte im Namen aller Behörden, Organe und Verbände und aller sonstigen hier anwesenden Gäste der A.- und Z.-Stelle herzlichst danken für die Einladung und für die freundlichen Begrüßungsworte. Ich glaube auch im Namen aller Anwesenden sagen zu dürfen: Wir freuen uns alle, an den interessanten Vorträgen und Vorführungen dieser Tagung wieder teilnehmen zu können, dieser Tagung, die heute als ein Familienfest bezeichnet worden ist. Wir stellen fest, daß der Jüngling jetzt in das Alter des Arbeitsdienstmannes gekommen ist, wo er die Arbeit für die Gemeinschaft fortsetzt und für die Wehrmacht, und somit für den Dienst für das ganze deutsche Volk arbeiten wird. In diesem Sinne wünsche ich der Tagung einen vollen Erfolg.
Herr Dr. N e r g e r :
Ich danke Herrn Oberbürgermeister Staatsrat Dr. Krebs für die Anerkennung und für den Willkommensgruß, den er uns als Oberhaupt dieser schönen Stadt ausgesprochen hat und Herrn Oberst Henke für seine freundlichen und anerkennenden Worte, die er im Namen aller hier vertretenen Ministerien, Behörden, Verbände und Gäste zu uns sprach. Wir werden bestrebt sein, unsere Arbeit so gut zu leisten, daß wir uns weiterhin die Achtung aller Behörden und hier anwesenden Vertreter erhalten.
Nach den Dankesworten des Herrn Dr. Nerger erhält der Geschäftsführer, Branddirektor Lücke, das Wort zum,
Bericht über die Tätigkeit der A.- und Z.-Stelle im Geschäftsjahr 1935/1936.
Da der Bericht gedruckt und jedem Teilnehmer ausgehändigt worden ist, wird von der Verlesung Abstand genommen und nur kurz auf die Punkte hingewiesen, die die Teilnehmer an der öffentlichen Sitzung interessieren. Außerdem wurden anschließend noch einige Mitteilungen über die Abwicklung der Tagung und über einige Änderungen der Tagesordnung gemacht und die Wünsche des Fachverbandes der österreichischen Werksfeuerwehren für das gute Gelingen und den Verlauf der Tagung übermittelt.
(Der Tätigkeitsbericht ist ausführlich unter der nichtöffentlichen Sitzung auf Seite 11—18 dieses Berichtes zum Abdruck gebracht.)
Es  erhielt  nun  das  Wort
Herr Branddirektor Dr. Langbeck, Leiter der Feuerlöschpolizei Frankfurt am   Main,
zum  ersten   Vortrag  der  Tagung,   der  durch  Lichtbilder  erläutert  wird, über das Thema
Kurzer Überblick über die Feuerschutzeinrichtungen in Frankfurt a. M. und über den Feuerschutz auf dem Gelände des Weltflughafens»
Meine Herren!
Die Stadt Frankfurt am Main hat heute eine Bevölkerung von 555 000 Personen auf einer Fläche von 19463 ha. Der Main durchfließt das Stadtgebiet von Osten nach Westen auf einer Länge von 27 km und trennt den südlichen Stadtteil Sachsenhausen nebst drei anderen Vororten mit zusammen 84000 Einwohnern vom Kern der Stadt ab.

Besondere Feuergefahren bestehen in der Altstadt und in der Großindustrie.
1. Altstadt.
Die Altstadt stammt mit wesentlichen Teilen noch aus dem Mittelalter. Die Straßen sind eng und die Häuserblocks mit Ausnahme weniger Lichthöfe vollkommen bebaut. Die Unterteilung ist sehr mangelhaft. Im ihre 1719 brannte daher auch ein Block von 40000 qm mit 425 Gebäuden fast vollständig ab, wobei 14 Menschen ihr Leben einbüßten.
Trotz der sehr verbesserten Feuerlöscheinrichtungen ist mit den gleichen Gefahren bei Luftangriffen zu rechnen. Vom Standpunkt des Feuerschutzes ist es daher sehr zu begrüßen, daß vor einiger Zeit mit einer umfassenden Sanierung der Altstadt begonnen wurde. Die Hintergebäude in einer Anzahl von Blocks sollen dabei entfernt werden, während die Gebäude an den Straßen erhalten bleiben. Die Feuerwehr erhält dadurch die Möglichkeit, auch von den Hoffronten aus Löschangriffe vortragen zu können. Straßendurchbrüche sollen weiter die Verkehrsmöglichkeiten verbessern und tragen gleichzeitig zur Verbesserung der Unterteilung bei.
2. Industrie.
Die Industrieanlagen ziehen sich im wesentlichen längs des Maines hin. Zu erwähnen sind die großen Werke der I. G. Farbenindustrie in Höchst, Griesheim und Fechenheim und ein viertes Werk in Offenbach, die Anlagen des West-, Ost- und Petroleumhafens, des städtischen Kraftwerks und der Schlachthof. Das Gelände um den Hauptpersonen- und Güterbahnhof herum ist ebenfalls stark mit gewerblichen Anlagen belegt. Die Adler-Werke sind hier der wichtigste Betrieb. Die chemische Industrie insbesondere erfordert, wie die Großbrände in den letzten Jahren zeigten, häufig den vollen Einsatz der Feuerlöschpolizei.
Die  Deckung  des  Stadtgebietes   gegen   Feuer  obliegt
1. der Feuerlöschpolizei,
2. den Werksfeuerwehren der LG. Farbenindustrie von Höchst, Griesheim und Fechenheim.
Feuerlöschpolizei.
Die Feuerlöschpolizei besteht in Frankfurt am Main aus
a)der Berufsfeuerwehr,
b)der freiwilligen Feuerwehr,
die beide der Leitung des Branddirektors unterstehen.
3. Berufsfeuerwehr.
Die Berufsfeuerwehr zählt einschließlich Telegraphenabteilung und Verwaltung 280 Köpfe und ist auf sechs Feuerwachen untergebracht, von denen die Wachen 1—5 mit je einem Löschzug, die Wache 6 mit einem Halbzug besetzt sind. Die Feuerwache l deckt die Altstadt, 5 Sachsenhausen südlich des Maines, 6 Höchst. Die Wachen 2—4 decken die der Altstadt vorgelagerten Stadtgebiete.
Ständige Wachen befinden sich außerdem im Opern- und Schauspielhaus und im Turm des Domes. Dieser Domtürmer erhält fernmündlich von der Hauptwache die einlaufenden Feuermeldungen und hat die Aufgabe, sofort zurückzumelden, ob Rauch oder Feuerschein an der Brandstelle zu sehen ist. Nach der Größe der von ihm erkundeten Gefahr werden sofort die weiteren Löschzüge in Marsch gesetzt. Diese hohe Beobachtungsstelle hat sich gut bewährt und neuerdings im Luftschutz eine besondere Bedeutung bekommen.
4. Freiwillige Feuerwehr.
Die freiwillige Feuerwehr besteht aus 1150 aktiven Mitgliedern, die in 9 Normalzüge und 28 Halbzüge eingeteilt sind und in erster Linie die Deckung der 24 Vororte zu übernehmen haben. Den Zügen stehen 26 Gerätehäuser und 10 Steigertürme zur Verfügung. Zu der freiwilligen Feuerwehr gehören auch die Werksfeuerwehren des Kupferwerks Heddernheim, der Breuerwerke und der Firma Tewes. Die Alarmierung der Züge geschieht durch Sirenen, Wecker und Läutewerke, die von den nächsten Feuerwachen über die Feuermeldeleitungen durch hochfrequente Ströme oder von den Gerätehäusern betätigt werden können.
5. Geräte.
Der Feuerlöschpolizei stehen insgesamt 48 Kraftfahrzeuge, darunter 13 Kraftfahrspritzen und 10 Drehleitern, zur Verfügung. Dazu kommen 16 Anhängefahrzeuge und 23 Handdruckspritzen in den Vororten. Es sind 35 Kilometer Druckschlauch im Betrieb.
Die Ausrüstung im Gasschutz besteht aus 42 Kreislaufgeräten, 24 Frischluftgeräten, 400 Filtergeräten. 308 öffentliche und 441 private, zusammen 749 Hauptfeuermelder mit 3824 Neben-, Wärmemeldern und Sprinkleranlagen sind in 17 Schleifen geschaltet. Das gesamte Leitungsnetz umfaßt 170 Kilometer Kabel und 150 Kilometer Freileitungen.
6. Wasserversorgung.
Für die Löschwasserversorgung stehen außer dem Main und der Nidda und den 522 erfaßten Behelfswasserstellen ein Trinkwasser- und ein Flußwassernetz zur Verfügung.
Das Trinkwassernetz mit 840 Kilometer Rohrleitungen bis 1000 mm Durchmesser erhält sein Wasser von 13 Brunnenanlagen, von denen drei südlich des Maines liegen. Das Netz ist mit 5000 Hydranten, von denen 1000 Überflurhydranten sind, ausgerüstet.
Das   Flußwassernetz   mit   195   Kilometer   Rohrleitungen   bis  400  mm
Durchmesser hat ein am Main gelegenes Pumpwerk, kann aber über seine beiden Hochbehälter vom Trinkwassernetz aus mit Wasser versorgt werden. Aus 80 Hydranten und 200 Füllständern kann Flußwasser für die Zwecke der Feuerwehr entnommen werden.

7. Weltflughafen.
Eine besondere Bedeutung für die Stadt Frankfurt hat der seit dem Jahre 1934 neuangelegte Flughafen Rhein-Main, der als Start- und Landeplatz für die Überseefahrten der Luftschiffe bestimmt ist. Er liegt in 15 Kilometer Entfernung vom Mittelpunkt der Stadt an der Autobahn Frankfurt - Darmstadt und ist 10 Kilometer von der nächsten Feuerwache Sachsenhausen entfernt. Seine Größe beträgt 123,3 Hektar. Der nördliche Teil ist den Flugzeugen, der südliche mit einer Halle von 275 Meter Länge 50 Meter Breite und Höhe den Luftschiffen vorbehalten.
per Hafen hat eine eigene Wasserversorgung aus Brunnen mit elektrisch angetriebenen Pumpen. An dem ausgedehnten Wasserrohrnetz sind 16 Hydranten angeschlossen. Die Ausrüstung mit den erforderlichen Löschgeräten, Alarm- und Feuermeldeeinrichtungen ist in die Wege geleitet.
Die kurzen Ausführungen über den Feuerschutz der Stadt Frankfurt am Main haben den Zweck, den Teilnehmern an der Tagung der A.-und Z.-Stelle als Vorbereitung zu dienen für die Autobusfahrt, die einen Einblick in die Verhältnisse der Stadt, ihrer näheren Umgebung und in mehrere wichtige Industrieanlagen geben soll. Ich hoffe, daß der Bericht den Teilnehmern daher von Wert sein wird.
Aus früher gemachten Ausführungen des Herrn Branddirektor Dr. Langbeck fügen wir nachfolgend noch einen kurzen interessanten Überblick über die historische Entwicklung des Feuerlöschwesens in Frankfurt am Main an:
Die Notwendigkeit, Einrichtungen zur Bekämpfung von Schadenfeuern zu schaffen, zeigte sich in Frankfurt am Main wie im übrigen Deutschland erst zu einer Zeit, als die befestigten Siedlungen an Bevölkerung zunahmen, der Raum innerhalb der Stadtumwallung enger wurde und die Häuser dicht aneinanderrückten. Wegen der mangelhaften Unterteilung und der unzureichenden Löscheinrichtungen wurde jedes Feuer zu einer großen Gefahr für die ganze Stadt, und es lag nahe, bei solchen Bränden alle diensttauglichen Bürger zu Löscharbeiten heranzuziehen. Die ersten Feuerwehren in den deutschen Städten waren also Pflichtfeuerwehren.
Alle Maßnahmen zur Verhütung und Bekämpfung von Bränden wurden in Feuerordnungen zusammengefaßt. Die erste überlieferte Feuerordnung von Frankfurt am Main stammt aus dem Jahre 1439, dem gleichen Jahre, in dem schon 11 Handspritzen für den Feuerschutz der Stadt aus Nürnberg bezogen wurden. Alte Aufzeichnungen berichten dann über eine Reihe von größeren Bränden, die sehr häufig zu Verlusten an Menschenleben führten -- von 1240 bis 1719 sind es 90 Brände —, bis im Jahre 1719 die Vernichtung von 425 Gebäuden in der Altstadt Frankfurts den Anstoß gab, alle früheren Maßnahmen gegen Schadenfeuer gründlich zu überprüfen und zu einer neuen Feuerordnung zusammenzufassen.
Diese Feuerordnung wurde im Jahre 1728 erlassen und regelte in 82 Paragraphen den vorbeugenden Feuerschutz und die Maßnahmen während und nach einem Feuer. Die Bürger der in 14 Quartiere eingeteilten Stadt hatten sich auf dem Alarmplatz ihres Quartiers zu versammeln. Jedes Quartier war mit einer Schlangenfeuerspritze ausgerüstet. Für die drei zuerst auf der Brandstelle eintreffenden Spritzen waren Prämien ausgesetzt. Auch für die Versorgung von verunglückten Pflichtfeuerwehrmännern und ihrer Hinterbliebenen war gesorgt.
Im Jahre 1812 wurde dann ein Löschbataillon von 700 Mann errichtet, dem Mitte des 19. Jahrhunderts eine Freiwillige Feuerwehr von 3000 Mann zur Seite trat. Im Jahre 1874 löste die Berufsfeuerwehr das Löschbataillon ab, während die Freiwillige Feuerwehr seit dieser Zeit wohl an Zahl zurückging, an Ausrüstung und Ausbildung aber immer weiter verbessert wurde.
Der Feuerschutz der Stadt ist heute, den Grundsätzen des Feuerlöschgesetzes vom 15. Dezember 1933 entsprechend, der Feuerlöschpolizei anvertraut, die aus einer Berufsfeuerwehr und einer einen Kreisfeuerwehrverband bildenden Freiwilligen Feuerwehr besteht. Beide Feuerwehren bilden eine taktische Einheit unter der Leitung des Branddirektors. Pflichtfeuerwehren sind in Frankfurt nicht mehr vorhanden.
Herr Dr. Nerger dankt nach dem Vortrag Herrn Dr. Langbeck für seine Ausführungen, die den Teilnehmern gleichzeitig einen interessanten Überblick über das, was sie am nächsten Tage in Frankfurt sehen werden









 

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