Der Luftschutzbunker Bahnhofstraße in Bochum - Wattenscheid ist ein Hochbunker der I. Welle und sollte in der überarbeiteten Planung (Erweiterung zum II. Welle Bau) rund 870 Personen aufnehmen. Hierzu stellte der Technische Oberinspektor Dreibholz 1943 fest, daß während der Fliegerangriffe eine sechsfache Überbelegung registriert wurde. Mit einer Gesamtanschlußleistung von lediglich 25,5 KW lag dieser Hochbunker weit hinter den anderen zurück. Zwar waren 185 Lampen mit 40 Watt vorhanden, um ausreichende Beleuchtung zu gewährleisten, und selbst die Lüftungsanlage mit einem 4 KW-Hauptlüfter  hinkte belüftungstechnisch dem tatsächlichen Bedarf hinterher. Auch die Abluftanlage mit einem Anschlußwert von 1,1 KW war nicht in der Lage, bei dieser totalen Überbelegung für ausreichenden Durchzug zu sorgen. Die 2,2 KW-Schutzluftanlage dürfte hier ebenso stark unterdimensioniert gewesen sein. Bei der Belüftung handelt es sich um eine reine Zentralanlage.

Die erste Sichtung brachte uns dann wieder einmal zum staunen. Die drei oberen Etagen sind nur durch ein einzige Treppenhaus erreichbar. Weitere Zugänge geschweige denn einen zusätzlichen Notausgang gibt es nicht. Die Zentrallüftung wurde lokalisiert. Der Ofen der Zentralheizung (Buderus) steht noch an Ort und Stelle.  Die einzelnen Räume sind , wie nicht anders zu erwarten so weit leer - bis auf einen - in diesem lagen die Reste einer Holzbank - vom Holzwurm so weit durchlöchert, daß eine kleine Berührung reicht...  Die Leuchtanstriche sind ebenfalls noch vorhanden. Durch Hinweispfeile war es auch nicht schwer, den ehemaligen Erste Hilfe - Raum zu orten.  Eine Klasse für sich sind in diesem Bunker die vorhandenen Raumnummern. Für die einzelnen Räume waren keine Türen vorgesehen. Die umlaufende Borde durch die Raumdurchlässe beweist das. In vielen  Räumen sind innen neben den Durchlässen Nägel eingehauen und Sackstoffe in Türgröße liegen haufenweise herum, so daß wir davon ausgehen können, daß diese als Türvorhänge dienten. Ein zusätzlicher Ablüfter, der nur für den Abzug der Toilettenräume eingesetzt wurde, befand sich im 3. OG, wurde aber entfernt. Nur der Maschinensockel zeugt noch von dieser Technik. Durch verschiedene Risse in der bombensicheren Decke und den Wänden steht fest, daß dieser Bunker mehrere Volltreffer erhalten hat. Die Decke hat sich teilweise von den Wänden gelöst. Im obersten OG ist auch ein kleiner Stalaktit vorhanden

Baubeschreibung:

Bautechnisch gesehen wurde dieser Bunker praktisch wie ein normales, fensterloses Wohnhaus konstruiert, welches im EG Bereich mit Schleusen abgeschottet wurde und nur den zusätzlichen Unterschied aufweist, daß die Außenschale aus 2 m Beton besteht. Auch dieser Bunker ist rein luftschutz- bautechnisch gesehen eine komplette Fehlkonstruktion. Die statischen Elemente wurden ungünstig angeordnet und sind unterdimensioniert bzw. nicht für Luftschutzzwecke der II. Welle ausreichend. Die Grundkonstruktion basiert auf einem umlaufenden "Mitten-Flur" mit links und rechts abgehenden Räumen. Die an der Außenwand liegenden Räume wurden alle mit einer normalen, verschließbaren Abluftklappe ausgestattet. Zusätzlich zu den Außenwandungen wurden für die innere Versteifung 2 unterbrochene statischen Wände (Scheiben) in Längsrichtung, mit der Stärke von 42 cm Stahlbetonausführung eingesetzt. In Querrichtung dienen für die Aussteifung aus Beton lediglich die mittig angelegten Treppenhauswände.  Daraus resultierend entstand die durch Bombentreffer hervorgerufene Rißstruktur in den Außenwänden, mit fast regelmäßigen Abständen. Dies ist die zwangsläufige Auswirkung, weil hier quasi ein größerer "Resonanzkörper" mit unzureichenden Absteifungen geschaffen wurde. Die Kräfte der von Bomben erzeugten Schwingungen wurde in die Wände abgeleitet. Die Abstände der Deckenschwingungen lagen bei ca. 7 m Wellenabstand.Dadurch, daß in dieser Anlage nur ein Treppenhaus vorhanden ist, wurde aus Luftschutztechnischer Sicht betrachtet eine gravierende Fehlkonstruktion in die Praxis umgesetzt. Im Falle es zu einem Brand im EG kommen würde, wären die darüber liegenden Etagen eine einzige tödliche Falle gewesen (Rauchgase), zumal keinerlei trennenden Maßnahmen getroffen wurden. Das Treppenhaus und die Etagenflure sind frei zugänglich. Gasdichte Zwischentüren oder Systemtrennung ist nicht vorhanden. Ebensowenig wurde ein Notausgang geschaffen. Die einzelnen Obergeschosse im Aufbau bzw. der Raumaufteilung sind nahezu identisch. Die bauliche Abweichung  des Erdgeschosses ist Hauptsächlich an Unterzügen und Stützpfeilern zu erkennen, wie auch bei den Schleusenbereichen und der Raumabweichungen in den Bereichen des Heizungs - und des Lüfterraums.Die Bauausführung im Innenbaus zeigt, daß hier relativ wenig Wert auf ordentliche Zwischenwände gelegt wurde. Die Ausmessung ergab, daß bis zu 10 cm Abweichungen in den Raumbreiten vorliegen. Die Maßabweichungen der Flurbreiten liegen zwischen 1,17 cm und 1,20 cm. Bei angenommener Sollbreite von 1,20 m liegen diese Abweichung aber noch im Rahmen. Die Zwischendecken entsprechen der damaligen Norm und sind mit 500 kg/m² belastbar. Die inneren Betonwände liegen mit 42 cm im üblichen Rahmen. Die Zwischenabmauerungen sind fast durchweg ½ Stein stark. Die Stützen im  Erdgeschoß wurden mit 50 cm Kantenlänge ausreichend dimensioniert. Über den Unterzügen und den Stützen wurden die statischen Wände aufgesetzt.

 

 

 HB Bahnhofstraße EG

 

HB Bahnhofstraße 1.OG

 

 

 

HB-Bhfstr

Bild:  Aufnahme ca. 1990

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Bahnhofstr

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