Der Reschopbunker, heutzutage parkplatzseitig wegen Efeubewuchs kaum als Luftschutzbunker zu erkennen

Die Konstruktion dieses Luftschutzbunkers (Luftschutzhaus Nr. 19) erfolgte durch den Architekt Georg Knaup Das Bauwerk wurde erstellt von der Firma Werner Baubeginn war der 1.September 1941. Verarbeitet wurden ca. 8700 m³ Eisenbeton und ca. 1250 m³ Stampfbeton. In der Ursprungsplanung waren in diesem Hochbunker 685 Liegeplätze und 261 Sitzplätze vorgesehen. Im Laufe des Krieges bzw. der Baumaßnahme wurde allerdings eine Überbelegung mit eingeplant. Zunächst war die Rede von ca. 2000 Personen, aber letztendlich wurde noch während der Baumaßnahme meist von einer Personenaufnahme von 4000 Personen gesprochen.

Die Nutzung als Schutzbau geschah erst Mitte 1944, da während der Bauphase verschiedene Hindernisse aufgetreten waren

 

Hattingen_ReschopHattingen
Hattingen_ReschopHattingenvorn

Reschopbunker-LüfterAnsichten nach dem Umbau in der Zeit des kalten Krieges

Luftförderer

Reschopbunker-Schleuse Schleuse

Schutzraum

Reschopbunker-Toiletten   Toilettenanlage

Treppenhaus

 

Untersuchung des Luftschutz-Bunkers

„Im Reschop“

Hochbunker August-Bebel-Straße

Vorbemerkung

Im Rahmen der Dokumentation der Hattinger Luftschutzanlagen wurde der Hochbunker August-Bebel-Straße, auch bekannt als Reschop-Bunker (Luftschutz Bunker „Im Reschop“), begangen.

Vorausgegangen waren Aktenstudien, bzw. Archivrecherchen, so dass bereits einige historische Kenntnisse vorlagen.

Da der Bunker praktisch in zwei Epochen als Luftschutzbunker Verwendung fand bzw. im Rahmen des Kalten Krieges neuzeitlicher hergerichtet wurde, kann man mit diesem einmaligen Hattinger Hochbunker verschiedene Zeiten der technischen Entwicklung des Luftschutzbau aufzeigen.

Zudem handelt es sich bei diesem Bauwerk um den einzigen zivilen Luftschutz-Hochbunker, der in Hattingen in der Kriegszeit geplant und auch gebaut wurde. Der Reschop-Bunker war zudem der größte zivile LS-Raum.

Allgemeines

Hattingen war ein Luftschutzabschnitt des Luftschutzortes Bochum. Dementsprechend unterstand der Hattinger Luftschutzabschnittsleiter dem Bochumer Polizeipräsidenten in seiner Eigenschaft als örtlicher Luftschutzleiter. Der Luftschutzort Bochum war im gesamten ein Luftschutzort . Grades. Das bedeutete, dass genehmigte Luftschutzbauten und Einrichtungen vorrangig zu behandeln waren. Im gesamten Luftschutzort Bochum wurden bombensichere Hoch- und Tiefbunker gebaut, die alle architektonisch als Einzelbauwerke konstruiert wurden.

Aus diesem Grunde sind Hochbunker unterschiedlich in den Maßen, im Aufbau, in der Aufteilung und in der Statik, je nach Kenntnisstand des jeweiligen Architekten.

Anhand der Konstruktion der Luftschutzbauten kann man oftmals den Schwerpunkt

des Architekten ersehen. So gibt es Bunker, die ähnlich wie die Häuser in Siedlungsbauten aufgebaut sind, wie auch u.a. Bunker, die in der statischen Konstruktion eher an eine Werkshalle oder an ein mehretagiges Wohngebäude erinnern

Historische Kenntnisse aus der Bauzeit

Konstruiert wurde der Bunker durch den Hattinger Architekten Georg Knaup

Den Auftrag hatte Herr Knaup von dem Hattinger Bürgermeister erhalten, basierend auf dem Führersofortbefehl zum Bau bombensicherer Luftschutzanlagen.

Dieser Luftschutzbunker stand in der Dringlichkeitsstufe somit ganz oben.

Die statischen Berechnungen sowie die Bewehrungspläne erfolgten durch das Büro L.Hedmann, Essen-Steele

Die Bauarbeiten begannen am 1. September 1941.

Als Schutzbauwerk konnte der Bunker Ende 1944 genutzt werden, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellt war, sich sozusagen noch in der Rohbauphase befand.

Ein Entwurf vom 20.September 1941, also nach Baubeginn, beweist, dass im Rahmen der Materialersparnis und aufgrund diverser Anordnungen und Luftschutzbaubefehle in der Zeit des begonnenen Baugrubenaushubes, die Konstruktion beschnitten wurde und somit die Umsetzung des Entwurfes nicht 1:1 erfolgte. Zudem war zwischenzeitlich die dringende Notwendigkeit zur schnellstmöglichen Schaffung von Schutzplätzen eingetreten. Dies wiederum führte zu einer Verkürzung der Bauzeit, indem nach Fertigstellung der Betonwände des 1. Obergeschosses die bombensichere Decke gefertigt wurde. Die geplante 4. Etage (2.OG) entfiel wegen der ständig zunehmenden Angriffe und wegen der absolut dringend notwendigen Lage, schnellstmöglich möglichst viele Schutzplätze zur Verfügung zu stellen.

Der Bunker wurde trotz Wegfall einer Etage bis zum Kriegsende  in den offiziellen Schreiben mit einer weit überzogenen  Kapazität von 5000 Personen ausgewiesen.

Die Innenarbeiten (Feinausbau) im Erdgeschoss wurden vermutlich 1944 eingestellt, kurz nachdem das bombensichere Dach fertiggestellt war.

Als Aufnahmekapazität waren ursprünglich 683 Liegeplätze und 261 Sitzplätze vorgesehen, was allerdings nicht planmäßig umgesetzt werden konnte. Es entfielen die Liegeplätze zugunsten von Bänken. Dadurch wurde die Kapazität bei der vorhandenen Schutzplatzfläche von 920m² auf eine Personenanzahl von 1.840 heraufgesetzt.

Bis zum Ende des Krieges bestand die Einrichtung aus 16 Betten, 165 Bänken mit Rückenlehne, 121 Bänken ohne Lehne, 11 fest installierten Klosettöpfen, 2 Spülsteinen aus Porzellan, 11 Wassertonnen und 2 Lattenrosten.

Dadurch, dass nicht wie vorgesehen 683 Liegeplätze geschaffen wurden, erreichte man, dass nun um 2.000 Personen in diesem Bunker Schutz fanden, wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass auch Personenzahlen von über 4.000 Personen genannt wurden, die den Bunker im Alarmfall aufsuchten.

Der Baustoff-Bedarf lag bei 8.700 m³ Eisenbeton und 1.250 m³ Stampfbeton.

Bewehrung

Fundamentplatte mit  10,12 und 14 mm

Kellergeschossdecke 10 und 14 mm

Erdgeschossdecke 10 und 14 mm

Schutzdecke 14 und 22 mm

Eingebaut bzw. geliefert wurden:

Im Mai 1943 wurde die Kellerdecke eingebaut

Der Reschop-Bunker wurde aufgrund der Führeranordnung v. 16.5.41 nach der notwendigen Abbindezeit und nach dem Ausschalen der bombensicheren Decke gegen Mitte 1944 als Luftschutzanlage genutzt, obwohl er nicht fertiggestellt war.

Eine Bunkerfreigabe ist nicht erfolgt, da dieser Bunker weder eine Endabnahme erfuhr, noch eine Übergabe an den Bunkerwart erfolgte bzw. rein rechtlich betrachtet auch nicht erfolgen konnte.

Mit der Betonfreigabe erfolgten keine weiteren Ausbauten.

Der Feinausbau war im Kellergeschoss vollendet und im Erdgeschoss begonnen.

Die Beleuchtung im Obergeschoss bestand aus der eigentlich als Provisorium gedachten Baustellenbeleuchtung; ebenso waren die Belüftungsleitungen im OG nur behelfsmäßig installiert. Teile der Heizungsanlage waren zwar geliefert, aber nicht eingebaut.

Nur der Maschinenraum und die Versorgung mit Wasser und Strom im Keller waren in der Zeit des Schalungsaufbau der bombensicheren Decke fertiggestellt und betriebsfähig.

Besonders zu erwähnen ist hier auch, dass die gassicheren Türen innerhalb des Bunkers zwar vorgesehen, aber nicht eingebaut worden waren. Deswegen konnte man die einzelnen Etagen zu keinem Zeitpunkt zu den Treppenhäusern hin abschotten. Im Falle eines Brandes (z.B. Kabelbrand im Maschinenraum u. dergl.) wären Rauchgasvergiftungen aller Schutzsuchenden vorprogrammiert gewesen. Diese Situation ist vielerorts feststellbar und zeigt, wie sehr ab Ende 1943 die dringende Notwendigkeit bestand, die Menschen primär vor den Auswirkungen der Spreng- und Splitterbomben zu schützen. Deswegen wurde vorrangig Wert darauf gelegt, schnellstmöglich eine bombensichere Hülle zu schaffen. Die weiteren, vor und zu Beginn des Krieges angedachten baulichen Vorschriften und Anordnungen, wurden weit zurückgestellt bzw. nicht ausgeführt

Aus heutiger Sicht könnte man in Anbetracht der ab Mitte 1944 massiv zunehmenden Alarme und Angriffe zum einen annehmen, dass die Versorgungslage mit den notwendigen Baustoffen und Materialien öfters behindert war, mithin die Fortführung bzw. Beendigung der Arbeiten. Zum anderen besteht die Möglichkeit, dass niemand mehr mit einem Gaskrieg rechnete, und deswegen diesbezügliche bauliche Schutzmaßnahmen nicht weiter ausgeführt wurden.

Historische Kenntnisse aus der Nachkriegszeitt

Nach dem Einmarsch der Amerikaner bzw. Besetzung, versuchten einige Lieferanten und Firmen noch ausstehende Rechnungen bezahlt zu bekommen, was aber wegen der zwischenzeitlich ergangenen Anordnungen der Alliierten bzw. der Militärregierung nicht mehr gestattet war.

Nach dem 2. Weltkrieg brach die Koalition zwischen West und Ost und anlässlich der Berlin-Blockade 1948, des Korea-Krieges 1950, der Kuba-Krise 1962 und des Wettrüstens beider Seiten (Abschreckung) wurden wieder Überlegungen betrieben, Schutzbauten für die Bevölkerung zu schaffen oder zu reaktivieren. Die Bedrohungslage wurde in Deutschland besonders durch die Abriegelung der Sektorengrenze in Berlin sichtbar.

1961 verfügte der Regierungspräsident Arnsberg, dass der Reschop-Bunker in das Vorab-Programm aufgenommen sei

1964 sollte der Bunker instand gesetzt werden. Aus diesem Grund kam es zu einer Besprechung bei der OFD Münster.

1978 war das äußere Erscheinungsbild des Reschop-Bunkers heruntergekommen, so dass manche ihn für einen Schandfleck hielten. Der damalige Stadtdirektor Pohlmann sah sich nicht imstande, rund 100.000 DM für einen Anstrich zu investieren.

1984 regte sich der Widerstand gegen den vorgesehenen Bunkerausbau. Es entstanden Initiativen und Gruppen, die z.T. eigene Ideen einbrachten, wie der Bunker zu nutzen sei, oder einfach gegen die Herrichtung als Luftschutzbau waren. Dementsprechend wurde auch eine „Aktion gegen Bunkerausbau“ im Rahmen der Herbstaktionen der Friedensinitiative Hattingen ins Leben gerufen. Es fanden von dieser Zeit an im gesamten Bundesgebiet z.T. heftige kontrovers geführte Diskussionen statt.

1984 wurde in der Öffentlichkeit bekannt, dass der einzige Hattinger Hoch-Bunker für den V-Fall wiederhergerichtet werden soll. Am 30.Mai 1984 stellte die Stadt einen entsprechenden Nutzbarmachungsantrag.

1986 wurde begonnen, den Reschop-Bunker wieder nutzbar zu machen. In diesem Zuge erfolgte der Ausbau, bzw. die Entfernung der vorhandenen Zellen im Keller. Zudem ließ das Staatliche Hochbauamt Dortmund die Fassade des Reschop-Bunkers herrichten und anstreichen.

Mit der Herrichtung wurde die ursprüngliche Schutzplatzfläche von 920 m² auf 1.223,34 m² erhöht. Mit dem Wegfall von Funktionsräumen und der Beseitigung der Zwischenwände wurde mehr Fläche für Schutzsuchende geschaffen.

Im Zivilschutz wurden folgende Daten ausgewiesen:

Schutzplatzflächen

Kellergeschoss 341,19 m²

Erdgeschoss 413,16 m²

Obergeschoss 468,99 m²

Gesamtschutzplatzfläche: 1.223,34 m²

Schutzplätze gesamt:  1223 Personen

Schutzgrad:  Grundschutz

Sichtung

Durch die neuzeitlichen Umbauten sind auf den ersten Blick nicht alle Spuren aus der Bauzeit zu erkennen. Bei genauerer Betrachtung hingegen findet man relativ einfach bauliche Merkmale aus der Entstehungszeit.

Der ehemalige Weltkriegsbunker aus der II. Welle besitzt eine Wandstärke von 2,15m.

Herausragende auffällige Merkmale sind:

Interessant war die Feststellung, dass keine Aktivkohlenfilter im neuzeitlichen Maschinenraum vorgesehen sind und diesbezüglich auch keine Anschlussmöglichkeiten bestehen.

Zudem sind nicht alle neueren Einbauten Schocksicher angebracht.

Von der ursprünglichen Luftzuführung vom Dachaufbau bis in die im Keller liegenden Maschinenräume konnte bei der ersten Sichtung nichts festgestellt werden.

Nach den Plänen müssten sich die Luftzuführungen innerhalb der Wände und innerhalb des bombensicheren Daches befinden. Eine genauere Untersuchung an den Stellen der vermutlichen Wandauslässe würde hier ggf. die Darstellung und nachträgliche Rekonstruktion wesentlich erleichtern.

Fazit nach der  Sichtung

Es handelt sich bei diesem Bauwerk um einen „Schutzraum mit kleiner Technik“, der für einen befristeten Aufenthalt, bzw. bis zu einer Evakuierung, als solcher vorgesehen ist.

Abgesehen von seit 1991 nicht mehr ausgeführten Wartungsarbeiten erscheint dieser Bunker so weit noch betriebsbereit und könnte bei katastrophalen Naturereignissen kurzfristig noch immer als Schutzraum dienen.

Aus bautechnischer Sicht betrachtet, wurde der Bunker zwar umgestaltet und es wurden sogar Trennwände im Kellerbereich ausgebaut, aber er bietet eine Vielzahl von Zeugnissen aus den Wirren des II. Weltkrieges und gleichzeitig aus der Zeit des sogenannten Kalten Krieges, in dem Ängste geschürt wurden und die Mächte gegenseitig mit ungebremster Aufrüstung wetteiferten

Der einzige zivile Hochbunker Hattingens zeugt darüber hinaus von einer Notwendigkeit, die entstehen kann, wenn sich eine Schreckensherrschaft ungebremst entwickeln und ausufern kann. Er zeigt gleichzeitig, dass die Nazioberen anfangs trotz besseren Wissens, den Menschen zwar Sicherheit vorgaukelten, die Propaganda jedoch in der Praxis als nicht stimmig erkannt wurde. Die Toten der ersten größeren Luftangriffe auf norddeutsche Städte ließen sich nicht mehr vertuschen. Deswegen mussten schnellstmöglich Bunker gebaut werden. Der zunehmende Druck in Form von häufigeren Bombenangriffen auf das Ruhrgebiet, zwang sogar zu einer Baubeschleunigung, die nach derzeitigem Erkenntnisstand in keiner anderen Stadt so deutlich sichtbar ist.

Aus diesen Gründen sollte der Bunker zumindest teilweise erhalten bleiben, um der Nachwelt die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges und die des Kalten Krieges sichtbar und greifbar aufzuzeigen und zu vermitteln.

Wir danken Frau Knaup für ihre Hilfe

2011 - 2012 die BIMA möchte den Bunker verkaufen. Die Nutzung zum Verkauf von  Lebensmittel ist derzeit ausgeschlossen (Flächennutzungsplan). Aber es gibt bereits Konzepte für diesen Bunker. Die Diplomarbeit von Herrn Otto zeigt beispielhaft eine gute Verwendungsmöglichkeit mit Potenzial.

Reschopbunker-Model

 

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