Quelle zu dem nachfolgenden Aufsatz: Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure, Bd. 72, Nr. 49, vom 8. Dez. 1928, Seite 1799-1807

Die Lochkartenmaschinen
Von Dr.- Ing. Richard B e r g e r , Berlin
 

Die   Geschichte,  Arbeitsweise   und  Anwendung - der  Lochkartenmaschinen,   ihre   Kopplung mit  ändern  Bureaumaschinen   wird  beschrieben und die Lochkartei mit der Handkartei verglichen.

Eine große Anzahl behördlicher,  kaufmännischer,   Betriebs- und mancher wissenschaftlicher Verrechnungen beruht auf der Anwendung statistischer Verfahren.   Buchungen, Abrechnungen, Übertragungen,   Preisbestimmungen, Lohnberechnungen, Bestandsaufnahmen, Rechnungsauszüge, Anteilabrechnungen, Lager- und Fabrikübersichten usw. können bei Großunternehmungen einen solchen  umfang annehmen,  daß sie mit menschlichen Arbeitskräften nur sehr langsam und unwirtschaftlich erledigt werden können.    Die  Verwaltung  hat  manchmal   eine  gründliche Überwachung noch nötiger als der Betrieb.   Hier greifen  Bureaumaschinen helfend ein,  deren Leistungen den Fernerstehenden überraschen.
 

Einführung
 

Zweck der Lochkartenmaschinen

Die Lochkartenmaschinen haben den Zweck, unter Verwendung der in Karteien niedergelegten statistischen Angaben, alle möglichen statistischen Arbeiten selbsttätig auszuführen. Dazu gehören z. B. listenförmige Aufzeichnungen und Zahlungen, die diese Maschinen den Karten entnehmen, verrechnen und in Zahlentafeln eintragen. Die einst bei Großunternehmungen in Jahresberichten zusammengestellten statistischen Angaben genügen heute nicht mehr. Sie kommen für den rechtzeitigen Eingriff zu spät. Die Lochkartenmaschinen aber ermöglichen es den Leitern von Großunternehmungen, über alle statistisch erfaßbaren Vorgänge dauernd auf dem Laufenden zu sein und sich sofort über die Wirkungen von Maßnahmen zu unterrichten.
Damit die Maschinen die ihnen gestellten Aufgaben erfüllen  können,   müssen   natürlich   die   Aufzeichnungen    in den Karten in eine für die maschinelle Auswertung besonders geeignete Form gebracht werden.

Zur Geschichte der Handkartei
Die erste statistische Arbeit ist das Aufschreiben der Unterlagen. Wir müssen sie in einer für den Gebrauch möglichst bequemen und übersichtlichen Form vornehmen, die Veränderungen und Neueintragungen ermöglicht, ohne die Übersichtlichkeit zu stören. Diese Aufgabe wurde zuerst von Johann Jakob Moser (1701 bis 1787) gelöst. Er war Völkerrechtslehrer, wurde in Stuttgart geboren und hat dort 1885 ein Denkmal erhalten. Wie er angibt, brachte er seine Aufzeichnungen auf Kartenblätter; Leitkarten erleichterten ihr Wiederfinden und Karteikästchen dienten als Sammelbehälter.

Das   Anlegen  einer   Handkartei
Beim Anlegen der   üblichen   Handkarteien haben wir drei Entscheidungen zu treffen.    Wir müssen zunächst den  für die Statistik günstigsten Kartengegenstand auswählen,   dann   innerhalb   der   Karte  uns    für    die   zweckmäßigste Gruppeneinteilung der Angaben entscheiden und schließlich die Karten in einer Reihenfolge aufstapeln,  die ein  rasches Auffinden  der  Karten ermöglicht.    Legen wir z. B. eine Büchereikartei an, so werden wir als Kartengegenstand am besten die Angaben über ein einzelnes Buch wählen.    Wird für jedes Buch eine besondere Karte angelegt, dann haben wir  den Begriff „Buch" als Kartengegenstand  und  Karteneinheit genommen.    Als Gruppeneinheiten  innerhalb  jeder  Karte  werden wir  nun wählen:  Fachgebiet, Buchüberschrift, Verfasser, Verleger, Ort und Jahreszahl des Erscheinens usw.    Die Wahl des Kartengegenstandes und der Gruppeneinheiten macht selten Schwierigkeiten,    die   Entscheidung   darüber,    in   welcher Reihenfolge die Karten aufzubewahren sind, ist aber häufig nicht leicht.
In der mechanischen Statistik nennt man diese Aufgabe das Sortieren der Karten.   Bei einer Bücherkartei kann man z. B. die Karten nach Fachgebieten oder nach Verfassern ordnen.    Vielfach werden  daher zwei   Karteien   angelegt. Aber dann müssen alle Eintragungen doppelt gemacht werden und die Möglichkeit besteht, daß die Eintragungen in einer Kartei vergessen werden. Um das Anlegen mehrerer Handkarteien zu vermeiden und wichtige Untergruppen äußerlich sichtbar zu machen, werden oft Karten von verschiedener Farbe gebraucht, oder an den Karten äußere Kennzeichen, z. B. Einschnitte oder verschiedenfarbige Kartenreiter angebracht. Bei einer Maschinenkartei bestehen, wie wir später sehen werden, diese Schwierigkeiten der Handkartei nicht. Bei der Maschinenstatistik braucht man nur eine Kartei anzulegen, die von den Sortiermaschinen rasch in jeder gewünschten Kartenfolge geordnet wird.

Der Gebrauch der Handkartei
Wir kommen nun zum Ausführen statistischer Arbeiten unter Anwendung der Angaben einer Handkartei. Die übliche statistische Arbeit gliedert sich meist in drei verschiedene Tätigkeiten, Ordnen der Karten in einer bestimmten Reihenfolge (Sortieren), Zusammenzählen der eingetragenen Zahlenangaben (Addieren), Eintragen der statistischen Ergebnisse in Listen (Tabellieren). Ist die statistische Arbeit ausgeführt, so müssen die Karten einer Handkartei wieder in alter Ordnung aufgestapelt werden. Die Lochkartenmaschinen haben diese Arbeiten selbsttätig auszuführen.

Zur Geschichte der Lochkartenmaschinen
Der Erfinder der ersten Lochkartenmaschinen ist der nach den Vereinigten Staaten ausgewanderte Pfälzer Hermann Hollerith. Er wurde Beamter im Statistischen Amt der Vereinigten Staaten und hatte hier Gelegenheit, die Nachteile der Aufstellung von Statistiken aus Handkarteien kennenzulernen. Damit die Getriebe, die die statistischen Arbeiten auszuführen hatten, möglichst einfach wurden und sicher arbeiteten, entschied sich Hollerith für die Aufzeichnung der statistischen Angaben in sogenannter Lochschrift. Das bisher mit den menschlichen Augen vorgenommene Ablesen der Karten ersetzte er durch das Abtasten mit Bürsten oder Lochfühlern. Von ihm stammt das mechanische und elektrische Abfühlen der Lochkarten. Die Entscheidung Holleriths für die Lochkartei war naheliegend. Die Lochsteuerungen gehören zu den bekanntesten und ältesten für ähnliche Aufgaben. Es sei hier nur an die mit Lochkartengliedern oder -bändern gesteuerten Musikautomaten, Webstühle oder an die heutigen Schnelltelegraphen erinnert.
Der mit Hollerith am gleichen statistischen Amt in Washington angestellte Ingenieur Powers hat später gleichfalls unter Anlehnung an die Hollerithschen technischen Lösungen auf diesem Gebiete gearbeitet und weitere Neuerungen gebracht. Aber auch er behielt die Hollerithsche Lochschrift und Lochkarteneinteilung bei. Die von beiden Erfindern entworfenen und von anderen weiter entwickelten Maschinen werden in Deutschland von den deutschen Zweigfabriken zweier amerikanischer Gesellschaften vertrieben, von der Deutschen Hollerith - Maschinen- Gesellschaft, Berlin, die ihre Maschinen nur vermietet (Vertrag nur vom Mieter kündbar), und von der Deutschen Remington - Powers - Lochkartenmaschinen G. m. b. H., die ihre Maschinen vermietet oder verkauft. Es sind wohl einfache Lochkartensortierer auch von europäischen Firmen auf den Markt gebracht worden. Eine ernste Konkurrenz ist aber den Amerikanern auf diesem Gebiete noch nicht erwachsen.

Die  Lochkarte
Sie ist etwa 0,17 mm dick, hat die Größe 18,7 X 8,5 cm und enthält 45 Lotreihen, deren jede für die Aufnahme der Ziffern 0 bis 9 vorgesehen ist. Die einzelnen Lotreihen wollen wir künftig Spalten nennen. Eine Zeile der Karte enthält die gleichen Ziffern. Die Lochkarte wird noch in ein oder mehrspaltige Einteilungsgruppen oder Felder unterteilt. In einer dreispaltigen Gruppe können wir 999 Zahlen bzw. Möglichkeiten aufzeichnen. Die Karten werden unterschieden in Einheitskarten (Normalkarten), Vordruckkarten und Urschriftkarten …
…Es können auch mit Hand- oder Maschinenschrift in eine Karte die urschriftlichen Belege eingetragen und nachträglich diese Aufzeichnungen in Lochschrift hin eingestanzt werden. Eine solche Karte wird Urschriftkarte genannt. Neben der Zehnerteilung sind auch noch Zwölferteilungen gebräuchlich (Jahr = 12 Monate, l Gros = 12 Dutzend, l Dutzend = 12 Stück usw.). Um bei solchen Zwölferteilungen mit einer Spalte auszukommen, wird die sogenannte  Überlochung angewendet. Über der Ziffer 0 können noch zwei Lochungen vorgenommen werden, welche für die Ziffern 11 und 12 bestimmt sind. Die Überlochungen können auch noch anderen Zwecken dienen.

Die Eintragung in Lochkarten
Die   erste   maschinenstatistische Arbeit, das Aufzeichnen der statistischen   Angaben,   möge   an   einigen Beispielen  gezeigt werden. Sollen z. B. an Stelle einer Handkartei Lochkarten für eine Wetterwarte angelegt werden, so sind die Angaben der Handkarteikarte nach dem nachstehenden Schlüssel in die Lochkarte einzutragen. Wir bringen hier ein von Professor Pollak der Deutschen Universität Prag angegebenes Beispiel.
Die Spalte 45 ist übrig geblieben und steht zu weiterer Verwendung frei. Wollen wir noch andere Angaben, wie die Windrichtung, aufzeichnen, so müssen wir hierfür eine neue Karte an¬legen und für die verschiedenen Windrichtungen usw. entsprechende Ziffern festlegen oder, wie der Fachausdruck lautet, „schlüsseln".
Den umgekehrten Vorgang stellt der Fall dar, aus einer Vordruckkarte die Angaben abzulesen.

Der Schlüssel hierzu ergibt folgendes:
Am 25. April erfolgte ein Versand unter der Rechnungsnummer 933 einer Menge von 50 000 Karten an den Kunden Nr. 388 unter Verwendung des Galvanos 17 der Kartenart l im Kartenbetrag von 315,50 RM mit einem Aufschlag von 10,50 % im Fakturenbetrag von 326 M, unter Versandart 9 nach dem Land Ungarn (25) über Vertreter 12. Die Karte wurde von der Locherin 4 gelocht.


Die Kartenlocher
Die Locher werden als Handlocher, als Elektromagnetlocher und Locher mit elektromotorischem Antrieb ausgeführt. Man kann auch mit billigen Mitteln diese Karten lochen.

Der Hollerith - Handlocher
Die zu lochende Karte wird auf den Schlitten gelegt und nach rechts bis zum Anschlag geschoben. Dann liegt die erste Spalte unter den zwölf hier nicht sichtbaren Lochstempeln, die mittels Federn hochgehalten werden. Durch den Druck der Hand auf eine der Lochtasten, die zum bequemeren Gebrauch nicht alle untereinander, sondern in drei Reihen nebeneinander liegen, wird die zugehörige Ziffer in der mittels des Spaltenanzeigers  eingestellten Spalte der Karte gelocht. Nach dem Hochgehen der Taste springt der Schlitten selbsttätig um eine Spalte nach links weiter. In den Lochtastenreihen sind außer den Ziffern 0 bis 9 noch die Ziffern 11 und 12 für die bereits erwähnte Überlochung vorgesehen. Will man Spalten nicht lochen, sondern überspringen, so drückt man eine der Tasten des Tabulators, deren Bezifferung die Anzahl der Spalten angibt, die übersprungen werden sollen. Die Leertaste  (L) bei den Lochtasten hat den gleichen Zweck wie die Tabulatortaste. Bei ihrem Druck springt der Schlitten um eine Spalte weiter. Die Auslöschtaste  hat die Aufgabe, den Schlitten mit der Karte beim Tastendruck wieder nach links in die Kartenablegestelle zu fördern. Von geübten Bedienern werden bis 400 Karten in l h gelocht. Es kommen aber auch Höchstleistungen bis zu 500 Karten vor.

Der  Powers - Handlocher arbeitet ähnlich wie der Hollerith - Handlocher und ist wie manche Schreibmaschine mit Dezimaltabellen ausgerüstet. Will man einer größeren Anzahl von Karten mittels eines einfachen Lochers die gleiche Lochung geben, so kann man den
Hollerith - Schnellstanzer anwenden. Mittels der Hebel  lassen sich die Locherstifte von neun aufeinanderfolgenden Spalten einstellen und beim Niederdrücken des Handhebels ein Fünftel der 45 Spalten lochen. Der Kartenstoß wird auf den Auflegetisch  gelegt und unter die Lochstanzen geschoben.

Beim Elektromagnetlocher wird nicht die Muskelenergie der Hand, sondern die elektrische Energie verwendet. Durch den Fingerdruck wird vorübergehend ein Strom geschlossen und ein im Stromkreis befindlicher Elektromagnet wirkt über ein Getriebe hinweg auf den Lochstempel, der dann locht. Selbstverständlich wird nicht für jeden Lochstempel ein besonderer Elektromagnet vorgesehen, sondern für alle Stempel nur ein Elektromagnet, eine Kontaktstelle und ein Anker. Beim Niederdrücken irgendeiner Taste wird jedesmal beim Stromschluß der Elektromagnet erregt und es werden nur die Getriebeteile der gedrückten Taste und des zugehörigen Lochstempels in den Wirkungsbereich des Magnetankers gebracht, so daß nur der zugehörige Lochstempel lochen kann. Für den Tabulator kann an der Stelle eine Sprungschiene als Hubbegrenzung für den Schlitten eingesetzt werden. Im übrigen stimmt der Locher in der äußeren Anordnung im wesentlichen mit dem Handlocher überein.

Der Hollerithlocher mit Vor - und Nachstapel und Lochwiederholung
Um das zeitraubende Einlegen und Herausnehmen der einzelnen Karten zu ersparen, hat man Kartenlocher mit Vorstapelung der ungelochten Karten und Nachstapelung der gelochten Karten eingerichtet. Dieser Locher arbeitet selbsttätig. Die ungelochten Karten werden in den Vorstapel eingelegt und aus ihm beim Tastendruck durch den Messergreifer der die Hinterkante der untersten Karte erfaßt, beim Verschieben des Griffes von Hand unter die Lochstempel geschoben. Ein Druck auf die Lochtaste locht die Karte in der bereits erklärten Weise. Sobald das letzte Loch der letzten Spalte gelocht ist, wird die fertig gelochte Karte selbsttätig auf den Nachstapel gelegt. Da häufig eine sehr große Anzahl von Karten in vielen Spalten gleichbleibende Lochungen erhalten, hat man auch die die einzelnen Karten ergreifenden Locher für Lochwiederholungen eingerichtet. Um sich hier den Tastendruck zu ersparen, legt man eine Karte, mit der gleichbleibenden Lochung als Schablone ein und die Maschine locht dann selbsttätig und schablonengetreu Karten in beliebiger Zahl, indem Fühlbürsten die Schablonenkarte elektrisch abtasten. Der Bediener der Maschine hat nur, nach dem Ablegen der fertig gelochten Karte auf den Nachstapel eine neue Karte aus dem Vorstapel unter die Lochstempel zu schieben.

Der Powers - Locher mit Vor - und    Nachstapel    und    Lochwiederholung,   Dieser Locher hat keinen elektromagnetischen,    sondern elektromotorischen     Antrieb     und     gleichfalls Lochwiederholung. Bei Bedienung der Lochtasten wird nicht, wie bei Hollerith, die zugehörige Ziffer sofort gelocht, sondern nur eingestellt. Infolgedessen ist es möglich, vor dem Lochen der Karte falsche Einstellungen noch zu ändern, ferner solche Zahlen, die in mehrere Karten hintereinander gestanzt werden sollen, in der Maschine eingestellt zu lassen. Sie werden dann selbsttätig in den folgenden Karten mitgelocht. Sobald die Vorbereitung zur Lochung der 45 Kartenspalten beendet ist, wird durch Niederdrücken der die Lochung ausführenden Taste die ganze Karte auf einmal gelocht. Wie beim Hollerith - Locher sind Tabulatoreinstellungen vorgesehen, die das Überspringen von nicht zu lochenden Kartenspalten ermöglichen.

Der Powers - Schieberlocher 
An   Stelle   der   Einstelltasten können  auch Schieber benutzt   werden.     Die   Schieber   sind    farbig    und    auswechselbar, so daß bestimmte Gruppen   durch   die   Farben besonders         hervorgehoben werden können.   Auch dieser  Locher   hat   Vor -  und   Nach - Stapel,  selbsttätige  Lochung  und Lochwiederholungen bei festgestellten Schiebern.   Vor dem Lochen der Karte kann die richtige   Einstellung   der  Schieber    geprüft     und    gegebenenfalls   berichtigt   werden.  Für Urschriftkarten hat Powers       besondere      Sichtlocher   gebaut.

Powers - Alphabetlocher Buchstaben,   die von  dem   Powers - Tabellendrucker niedergeschrieben    werden     können,     werden  nach   einem   für   das   Alphabet festgelegten Zahlenschlüssel gelocht.      Zum     Übersetzen     der  Buchstaben  in   die  betreffenden Zahlen dient der Powers -  Alphabetlocher,   der  mit   dem Tastenfeld einer Schreibmaschine  ausgerüstet   ist.  Durch Anschlag der    Buchstabentasten   werden selbsttätig die entsprechenden Zahlen    in    der    Lochmaschine eingestellt.

Koppelung von Kartenlochern mit Bureaumaschinen
Um Zeit zu sparen und zwischen den mit Bureaumaschinen, z. B. Schreib-, rechnenden Schreib-  und    Rechenmaschinen hergestellten Schriftstücken und den Lochkarten, die  in einer Reihe von Spalten  die   gleichen Aufzeichnungen erhalten sollen wie die Schriftstücke, völlige Übereinstimmung zu erzielen, werden diese Bureaumaschinen mit Kartenlochern gekoppelt. Werden z. B. Rechnungen geschrieben, Zahlenreihen addiert und dergl., so wird bei diesen verbundenen Maschinen gleichzeitig mit dem Schriftstück, das die Bureaumaschine ausfüllt,, eine Lochkarte durch den Kartenlocher in Lochschrift selbsttätig angefertigt, wodurch der Geschäftsvorgang gleichzeitig in den Lochkarten festgelegt wird.


Der Schreiblocher
Der Schreiblocher ist eine Verbindung zwischen einer der gebräuchlichen Schreibmaschinen und einem elektrisch angeschlossenen Kartenlocher. (Stoewer - Schreibmaschine mit einem Hollerith- Locher verbunden) Auch Powers - Locher werden mit Schreibmaschinen gekoppelt. Die von der Schreibmaschine geschriebenen Zahlenreihen, für deren Aufnahme der Kartenlocher eingestellt ist, werden beim Hollerith - Locher sofort Ziffer für Ziffer in die Lochkarte eingeschrieben, beim Powers - Schreiblocher zum Lochen vorbereitet und nach Fertigstellung der einer Lochkarte entsprechenden Niederschrift beim Tastendruck der Lochungskarte auf einmal gelocht. In dem anzufertigenden Schreiben vorkommende, für die Lochkarte nicht bestimmte Zahlen werden mit vom Locher getrennten Tasten geschrieben.
 

Der rechnende Schreiblocher zeigt den Anschluß eines Powers Kartenlochers an eine rechnende Schreibmaschine. Auch Hollerith führt "Kopplungen von Kartenlochern mit rechnenden Schreibmaschinen als rechnende Schreiblocher aus.
Alle mit der rechnenden Schreibmaschine für die Lochung eingestellten Zahlenreihen werden in die Lochkarten eingetragen. Nur das untere Tastenfeld der Schreibmaschine ist angeschlossen, das obere nicht. Daher werden nur die im unteren Tastenfeld getippten Zahlen auf die Locher übertragen. Die beim Niederschreiben der Zahlen dieses Feldes zeilenweise oder untereinander in den Zählwerken der Schreibmaschine ausgeführten Additionen und Subtraktionen werden ebenfalls in
die Lochkarten in Lochschrift übertragen. Je nach der Art der Einstellung können Eintragungen wieder nur in einer von beiden Maschinen und bestimmte Zahlengruppen wechselseitig in der einen oder anderen Maschine oder gleichzeitig in beiden eingetragen werden.

Bei der Kopplung der Kemington - Maschine mit dem Powers - Alphabetlocher wird auch der Buchstabentext, der auf der rechnenden Schreibmaschine geschrieben wird, in die Lochmaschine in entsprechender Lochschrift eingestellt. Die Powers - Lochmaschine ist auch mit Rücktaste und selbsttätigem Wagenrücklauf ausgestattet.

Der Addierlocher
Eine Kopplung zwischen einer Addiermaschine und einem Kartenlocher nennt man Addierlocher. Es sind auch hier wahlweise verschiedene Kopplungsarten zwischen beiden Maschinen möglich, wobei wieder je nach Wunsch eine oder beide Maschinen Eintragungen ausführen. Bei den vollkommenen Ausführungen des Additionslochers kann wahlweise jede der beiden Maschinen für sich allein bedient werden, wobei die andere mitarbeitet. Es kann also ebenso vom Locher die Addier¬maschine wie von der Addiermaschine der Locher angetrieben werden (Kopplung zwischen einer Vierarten- Rechenmaschine addierend, subtrahierend, multiplizierend, dividierend) z.B. Rheinmetall-Eichenauer- Maschine mit einem Hollerith - Kartenlocher.

Die Maschinenstatistik
Für die Auswertung der Lochkarten zur Anfertigung statistischer Auszüge und Buchungen bedienen sich die Hollerith - Statistikmaschinen des elektrischen, die Powersmaschinen des mechanischen Abtastens der Karten. Voraussetzung für das einwandfreie Arbeiten der Statistikmaschinen ist der tadellose Zustand der Karten. Die statistische Arbeit zerfällt wie bei der Handkartei in drei verschiedene Tätigkeiten: das Sortieren, Addieren und das Tabellieren.
Die erste Tätigkeit erledigen die Sortiermaschinen, die dritte die Tabelliermaschinen. In die zweite Tätigkeit teilen sich die Sortier- und Tabelliermaschinen.
Die Lochkarten - Sortiermaschine Mit diesen Maschinen können die Lochkarten in jeder beliebigen Gruppenanordnung in der richtigen Zahlenfolge sortiert werden, je nachdem aus statistischen Gründen die eine oder die andere Gruppe bevorzugt werden muß. Es soll z. B. die Zahl der Ledigen, Verheirateten usw. einer Personenkartei festgestellt werden. Liegen die Karten z. B. nach Staatsangehörigkeiten oder nach Berufen geordnet, so sind sie zunächst umzusortieren. Es sei in der Lochkarte eine Spalte für den Familienstand vorgesehen, und zwar Ziffer l für Ledige, Ziffer 2 für Verheiratete, Ziffer 3 für Geschiedene, Ziffer 4 für Verwitwete. Wir stellen dann in der Sortiermaschine bei Hollerith eine elektrische, bei Powers eine mechanische Kartenabtastvorrichtung auf die Spalte für den Familienstand ein. Die gesamten Karten legen wir nun nacheinander in Lagen von etwa 500 Karten auf den Vorstapel der Sortiermaschine. Ihr Greifer entnimmt darauf eine Karte nach der ändern. Die Lochkarten wandern mit der breiten Oberkante voran und werden in die ihren Lochungen entsprechenden Sortierfächer geführt. An Zählwerken der einzelnen Fächer läßt sich bei einem einmaligen Durchgang aller Lochkarten die Zahl der Ledigen usw. ablesen. Ein weiteres Zählwerk gibt die Gesamtzahl der Karten an. Für verwickeltere Fälle des Sortierens, um z. B. die Zahl gleicher Berufe aus der in die Hunderte gehenden Zahl der Berufe einer Kartei zu ermitteln, bedarf es nur einer mehrmaligen Wiederholung nach bestimmten Gesichtspunkten.
So erfordert eine dreispaltige Gruppe dreimaligen und allgemein eine n-malige Gruppe einen n-maligen Durchgang.
Die Sortiermaschinen haben elektromotorischen Antrieb. Ihre Lochfühler wirken mit den Kartenführungen zu den einzelnen Kartenfächern folgendermaßen zusammen. Je nachdem der Lochfühler früher oder später in das Kartenloch einfällt, leiten die mit ihm mechanisch oder elektrisch verbundenen Getriebeteile die abgetastete Karte in eine der aneinanderliegenden Kartenführungen. Förderbänder bringen die Karte in ihr entsprechendes Fach. Wie bereits erwähnt wurde, können die Kartenlöcher auch Buchstaben bedeuten. Schaltet man dann an den Lochtasten ein Buchstabenwerk an, das z. B. 10- oder 20-stellig sein kann (Raum von zwei Addierwerken), so legt die Sortiermaschine die Karten in ABC-Ordnung selbsttätig aufeinander. Durch die Sortiermaschine können stündlich 18000 bis 24000 Karten geleitet werden. Dabei werden 18 000 bis 24 000 Karten in bis zu 10 Gruppen und 9000 bis 12000 Karten in bis zu 100 Gruppen usw. geordnet. Die einzelnen Fächer können etwa 800 Karten aufnehmen.

Die Hollerith-Sortiermaschine
Die zu sortierenden Karten werden auf den Vorstapel  gelegt, aus ihm mit einem schwingenden Greifermesser nacheinander entnommen, an einer Abfühlbürste vorbeigeführt und in die den elektrisch abgefühlten Lochungen entsprechenden Fächer abgelegt. Die Anzahl der in jedes Fach eingelegten Karten und die Gesamtsumme der durchgegangenen Karten kann an Zählwerken c abgelesen werden.

Die Powers-Sortiermaschine
Die Powers-Sortiermaschine ist ähnlich eingerichtet wie die Hollerith-Sortiermaschine. Die Karten werden nicht mit Förderbändern, sondern mit Förderrollen weitergeleitet. Ferner werden die Karten im Gegensatz zur elektrisch wirkenden Hollerith bei Powers mechanisch abgetastet. Eine solche mechanische Abtastvorrichtung wird weiter unten eingehend beschrieben.

Die Tabelliermaschinen
Die von den Sortiermaschinen geordneten Karten werden von der Tabelliermaschine noch viel weitergehend innerhalb der einzelnen Gruppen nach ihrem Betrag und Mengenwert von den Tastern abgefühlt, diese Zahlenwerte werden addiert und in Tabellen abgedruckt. Je nach der statistischen Aufgabe können die Tabelliermaschinen die verschiedensten Arbeiten ausführen. Sie können den Inhalt jeder einzelnen Karte in Zahlen ganz oder teilweise in eine Zeile einer Tabelle und die aufeinanderfolgenden Lochkarten zeilenweise nacheinander in der durch die Sortiermaschine erhaltenen Ordnung in die Tabelle eintragen und die Gruppenzahlen zusammenzählen. Die Tabelliermaschine druckt dann die Gruppensummen je nach Wunsch neben oder unter die zugehörige Gruppe. Die Tabelliermaschine läßt sich ferner so einstellen, daß nur die Gruppensummen in die Tabellen eingedruckt werden, z. B. die Beschäftigungsgruppe l mit der Personenzahl 315, Beschäftigungsgruppe 2 mit Personenzahl 102 usw. Ebenso können die Gesamtsummen eingetragen werden. Die Maschinen verfügen über selbständige Gruppentrennvorrichtungen, so daß beim Übergang von einer Nummer zur ändern, z. B. beim Wechseln der Kontonummer, die Arbeit unterbrochen, die Summe niedergeschrieben, dann ein Gruppenzwischenraum gebildet und völlig selbsttätig zur nächsten Gruppe übergegangen wird.
Bei den Tabelliermaschinen tasten wieder elektrische (Hollerith) oder mechanische (Powers) Lochfühler die Löcher der aus einem Vorstapel mit Greifern einzeln herausgeholten Karten nacheinander ab. Während aber in der Sortiermaschine nur eine Spalte abgetastet wurde, werden in der Tabelliermaschine alle Spalten, die in die Tabelle einzutragen sind, gleichzeitig abgetastet. Die eine Gruppe abfühlenden Taster sind an Zählwerke angeschlossen. So viele Gruppen also tabelliert werden, so viele Zählwerke müssen angeschlossen sein. Bei jeder Gruppe muß der Taster der Einerspalte mit der Einerzählscheibe, der Taster der Zehnerspalte mit der Zehnerzählscheibe usw. gekoppelt sein, wobei die Zehnerschaltung des Zählwerks so eingerichtet sein muß, daß auch bei gleichzeitigem Kontakt in der Einer - und Zehnerstelle die Summierung richtig erfolgt. Die Addierwerke einer nur rechnenden und nicht schreibenden Tabelliermaschine addieren stündlich 10000 achtstellige Zahlen. Da sich bis fünf Addierwerke anbringen lassen, kann eine Tabelliermaschine 50 000 Zahlen in l h zusammenzählen. Mit Einzelschreibung und Schlußsummenbildung können stündlich 4500 Karten durch die Maschine wandern und, wenn nur Schlußsummen gebildet werden, die doppelte Anzahl von Karten. An Stelle der Papierrollen zur Aufnahme der Tabellen können in den Tabelliermaschinen Wachsschablonen oder Rotaprint - Metallblätter eingespannt werden, mit denen man dann vervielfältigen kann

Die   Hollerith-Tabelliermaschine,
Die Lochkarten werden in den Vorstapel eingelegt, einzeln aus ihm entnommen, elektrisch abgefühlt und in den Nachstapel abgelegt. Die gebildeten Einzel-, Gruppen- und Gesamtsummen können an Zählwerken abgelesen und in die Liste, wie schon erwähnt, in der von der Sortiermaschine eingestellten Kartengruppenfolge eingetragen werden. Die in dem Kasten vorn in der Mitte untergebrachte Schalttafel bietet die mannigfachsten Schaltungsmöglichkeiten.

Powers- Tabellendrucker,
Die zu tabellierenden Karten werden aus dem Vorstapel mit dem Greifer f entnommen und den Förderwalzen zugeführt, die die Karte in die Abtastvorrichtung bis zu einem Anschlag leiten. Hierauf werden die unter der Karte im Rahmen befindlichen Abfühlstifte gegen die Karte gehoben. Wo ein Loch ist, treten die Abfühlstifte durch die Karte hindurch und heben die darüber befindlichen Leitkammerstäbe. Ihren oberen Enden stehen Haltestifte gegenüber. Der durch das Loch der Lochkarte hindurchgehobene Haltestift begrenzt den Anschlag des Segmentes, sobald dieses ausgelöst wird. An diesem Segment befinden sich federnd gelagert den Lochungen entsprechend die Typenstempel, an denen, radial nach innen liegend, sich die Typen befinden. Der von dem Sperrhaken m gehaltene Hammer schlägt beim Ausschwingen des Hakens in der Druckstellung des Segmentes, ähnlich wie bei vielen Rechenmaschinen, auf die dem gehobenen
Haltestift entsprechenden Typenstempel, und die Type druckt   auf   das    Tabellierpapier ab, das über eine auf Achse  gelagerte Walze geführt  ist.

Schlußwort
Wir sehen wieder ein Gebiet menschlicher Tätigkeit von der Maschine erobert und  dem  Menschen  eine   eintönige,   geistlose   Arbeit   abgenommen.    Die   Maschinen ermöglichen   hier,    die   mit   ungeheurem   Menschen-   und Zeitaufwand statistisch erfaßbaren Arbeiten einwandfrei in kürzester Zeit auszuführen.   Sie sind für den Leiter neuzeitlicher   Großunternehmungen   das   einzige   Mittel, derzeit   eine   unparteiische,   einwandfreie   Aufstellung über alle statistisch erfaßbaren Vorgänge seines Unternehmens  zu  erhalten  und  dieses  zu  überblicken.   Aber auch der wissenschaftlichen Forschung erschließen diese Maschinen neue  Möglichkeiten.   So hat  Pollak nach der Besselschen Formel mit seinen Rechentafeln zur harmonischen Analyse,  die mittels  der Lochkartenmaschinen tabellierten Beobachtungsergebnisse noch weiter wissenschaftlich  durchforscht.   Er  hat  in   einer  Stunde  24000 Karten in 10 bis 13 Gruppen und 12 000 Karten in bis zu 100 Gruppen sortieren, zählen und addieren können.   Es war   ihm   möglich,   die   Verteilungstafeln    einer   zehnjährigen Aufnahme aller einzelnen Wetterbeobachtungen mit sämtlichen Mittelwerten und Proben in weniger als zwei Stunden anzufertigen.   Wir wollen mit den Worten Generaldirektors   der   Deutschen   Reichsbahngesellschaft, Dr. Dorpmüller, anläßlich eines Vortrags in der Handelshochschule  zu Berlin schließen:
„Welche außerordentliche Bedeutung gerade diese modernen Maschinen für die Statistik haben, ist daraus ersichtlich, daß eine einzige Hollerith - Tabellenmaschine mit fünf Zählwerken imstande ist, in einer Stunde 50 000 Additionen von achtstelligen Zahlen vorzunehmen. Welch ungeheures Heer von Beamten müßten daran gesetzt werden, wenn man solche Ergebnisse ohne Maschinen pünktlich erhalten wollte! Darüber gingen Monate, vielleicht Jahre hin. Daher können wir diese modernen Erfindungen für die Rationalisierung in der Verwaltung nicht hoch genug anerkennen."[1932]
 

Der Link führt zu “Die Zahlen der Fabrik” von 1941. Der Interessierte Leser kann sich hier einen Überblick über die Einsatzmöglichkeiten von Lochkarten verschaffen. Die dort aufgeführten Beispiele sind auf alle anderen Bereiche übertragbar. Die Organisation Todt nutzte diese Technik u.a. beim Bau des West - und Atlantikwalls, wie auch bei allen anderen Baumaßnahmen und selbst bei der Registrierung und Verwaltung von Zwangsarbeitern oder KZ-Häftlingen wurden Hollerithmaschinen eingesetzt (Hollerith-Bunker in Lagern)

 

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