STAHL UND EISEN
ZEITSCHRIFT FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN

   HEFT 28  9. JULI 1942   62. JAHRGANG          Seite 581 - 585
 

Herausgegeben vom Verein Deutscher Eisenhüttenleute iin NS.-Bund Deutscher Technik
Geleitet von Dr.-Ing. Dr. mont. E. h. O. Petersen  unter Mitarbeit von Dr. J. W. Reichert und Dr. W. Steinberg für den wirtschaftlichen Teil

Aus dem Leben des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute im NSBDT.
25 Jahre Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung.


25 Jahre — als Lebensalter eines Menschen kaum beachtet — sind gewiß auch im Leben eines wissenschaftlichen Instituts noch keine lange Zeit und doch in seiner Geschichte ein Abschnitt, der einlädt, in einer Stunde stiller Betrachtung einen Rückblick auf sein Werden und Wirken in dieser Zeit zu werfen. Dies ist um so mehr berechtigt, wenn, wie beim Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf, diese Zeitspanne zugleich ein Stück deutscher Geschichte widerspiegelt, wie sie wechselvoller und schicksalsschwerer unser Volk kaum erlebt hat.
Zu einer solchen Stunde des Verweilens, der Rückschau auf die durchmessenen 25 Jahre hatte sich am 19. Juni 1942 das Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung mit den Mitgliedern seines Kuratoriums, des Vorstandes des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute im NSBDT. und Vertretern der örtlichen Dienststellen von Partei, Wehrmacht, Reichs- und Kommunalbehörden sowie mit Freunden aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammengefunden. Mit einem Betriebsappell in dem würdigen Vortragssaal des Institutes, dem Fahnen und Blumen ein festliches Gepräge gaben, wurde die Gedenkstunde durch den Betriebsobmann eröffnet, der, als Ausdruck innerer Verpflichtung, zugleich in ehrenden Worten der Toten gedachte.
Der Leiter des  Institutes, Professor Dr. F. Körber, hieß   anschließend   die   Teilnehmer,   auch    im   Namen des Vorsitzenden des Kuratoriums, Dr. A. Vögler, Dortmund, herzlich willkommen.   In   großen Zügen   gab  er einen Rückblick auf die noch junge Geschichte des Instituts, von dem man sagen könne, daß es keine leichte Kindheit gehabt habe, sei es doch im dritten Jahre des großen Weltkrieges gegründet worden in Voraussicht der großen und schweren Aufgaben, die der deutschen Eisenindustrie nach Abschluß des Völkerringens wie es auch immer ausgehen würde  damals harrten. Er erinnerte sodann an die großen Verdienste, die sich Fritz Wüst als Organisator und erster Direktor des Institutes in jenen schweren Zeiten erworben hat, und ließ weiter den nächsten Abschnitt in der Geschichte des Institutes vorübergleiten, der durch den Neubau des Institutes gegeben ist und der. nachdem man sich schon länger zuvor mit Plänen dazu beschäftigt hatte, nach der Machtübernahme durch den Führer endgültig beschlossen wurde und dann sehr schnell seine Verwirklichung fand. Seit dieser Zeit - das ist also jetzt seit sieben Jahren - habe das Institut seine würdige Heimstätte, die mit als Voraussetzung angesprochen werden könne für die ebenso umfangreichen wie wertvollen Beiträge und Erkenntnisse, die inzwischen auf dem Wege der Forschung über das Gebiet des Eisens und Stahles gewonnen worden seien.
Zu den erzielten Arbeitserfolgen selbst konnte Professor Körber auf seinen Vortrag bei der am folgenden Tage stattfindenden Arbeitstagung des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute im NSBDT. hinweisen, dann aber auch auf den 25. Band der „Mitteilungen aus dem Institut", der u. a. einen umfassenden Rückblick auf das bisher Geleistete gibt und in seinem letzten Teil ein Verzeichnis der wissenschaftlichen Veröffentlichungen sowie ein Gesamt-Inhaltsverzeichnis aller bisher erschienenen Bände enthält.
Den so in ganz großen Zügen gegebenen Rückblick schloß der Leiter des Institutes mit Worten aufrichtigen Dankes an alle die, die durch Schaffung und großzügige Förderung des Institutes die Voraussetzungen zu seinem Wirken gegeben haben. Ganz besonders herzlichen Dank sagte er in diesem Sinne dem ehemaligen Vorsitzenden des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute und jetzigen Leiter des Kuratoriums, Dr. Albert Vogler, Dortmund, sowie dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied des Vereins Dr. Otto Petersen, Düsseldorf. Weiter galt sein Dank dem Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und deren geschäftsführendem Vorstand Dr. Telschow. Ebenso herzlichen Dank sagte er Herrn Dr. Krupp von Bohlen und Halbach, der schon seit der Gründung dem Kuratorium angehört, sodann Herrn Staatsminister Dr. Schmidt-Ott, der als Vertreter des Preußischen Kultusministeriums entscheidend bei der Gründung des Institutes mitgewirkt hat und auch späterhin im Kuratorium und als Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft dem Institut besonders in schweren Krisenzeiten unschätzbare Dienste geleistet hat. Nicht zuletzt schloß er in seinen Dank ein auch die Stadt Düsseldorf und verband damit an alle zugleich die Bitte, dem Institut auch für die Zukunft die freundschaftliche Gesinnung zu bewahren und seine Arbeiten in gleicher Weise zu fördern wie in der Vergangenheit. Schließlich galt sein herzlicher Dank der gesamten Gefolgschaft für ihren uneigennützigen Einsatz für die Belange des Instituts und ihre treue Pflichterfüllung. Mit einem Gedenken an die Kameraden, die heute unter den Fahnen stehen, und einem Aufruf zu höchstem persönlichem Einsatz und zu höchster Leistung für die Arbeit des Institutes im zweiten Vierteljahrhundert schloß Professor Körber sodann seine Ausführungen.
Im Anschluß hieran überbrachte Dr. Albert Vögler in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kuratoriums, dann aber auch als Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften dem Institut seine Glückwünsche. Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft sei stolz auf dieses Institut, das sich durch den Erfolg seiner Arbeit in die Spitzenreihe ihrer Forschungsstätten eingereiht habe.

Der Ernst der Zeit zwinge zu schlichtem Gedenken, aber hindere nicht, um so lauter Dank zu sagen: Dank zunächst dem Direktor dieses Instituts, Herrn Professor Dr. Körber, für seine Arbeit, Dank aber auch für die Arbeit seiner Mitarbeiter und der ganzen Gefolgschaft.
Besondere Dankesworte richtete A. Vögler sodann an den Verein Deutscher Eisenhüttenleute und bat Professor Dr. Goerens als derzeitigen Vorsitzenden, diesen Dank entgegenzunehmen dafür, daß der Verein vor 25 Jahren in weitsichtiger Planung den Grundstock zu diesem Institut gelegt und in großzügiger Weise selbst in den größten Krisen reichlich die Mittel für den Bau, für den Unterhalt und für die Forschung bereitgestellt habe. Aber die Arbeit, die im Institut geleistet werde, entziehe sich der breiten Öffentlichkeit. Wenn immer wieder in den Worten des Führers, im Heeresbericht, in den Ansprachen des Reichsministers für Bewaffnung und Munition die Güte der deutschen Waffe hervorgehoben werde, dann könne das Institut ein gut Teil dafür auch auf sein Konto buchen. Die große Aufgabe, mit den Rohstoffen, die wir hatten, Waffen von erster Güte zu erzeugen, sei gelungen, überraschend gut gelungen. Und daß es gelungen ist,. das sei mitverankert in den Arbeiten des Instituts.
Im Auftrage des Führers sowie des Reichsministers für Bewaffnung und Munition und der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft überbrachte er schließlich unter dem großen Beifall der Versammlung eine Reihe von Auszeichnungen und Anerkennungen für besonders verdiente Mitglieder der Gefolgschaft.

Sodann nahm der Vorsitzende des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute im NSBDT., Professor Dr. P. Goerens, Essen, das Wort. Er beglückwünschte das Institut zu dem heutigen Tage und sagte ihm zugleich Dank für die großen Leistungen, auf die es jetzt schon in der verhältnismäßig kurzen Zeit seines Bestehens zurückblicken könne. Die Hoffnungen, so führte er dabei etwa aus, die man seinerzeit bei der Gründung des Institutes gehegt habe, seien, das könne man heute nach 25 Jahren wohl bestätigen, in vollem Maße erfüllt worden. Der Bau, der heute hier stehe, sei äußerlich wie innerlich von einer Vollendung und einer Vollkommenheit, wie man das seinerzeit sich kaum gedacht habe. Den heutigen Stand herbeigeführt zu haben, sei das Verdienst von Herrn Professor Körber. Er erinnerte an die ersten Anfänge, an die Zeiten, in denen man sich über die Zweckmäßigkeit der Gründung eines solchen Institutes unterhalten habe. Es sei damals durchaus nicht so selbstverständlich gewesen, eine Lösung zu finden, wie wir sie heute haben. Allein schon der Begriff der freien wissenschaftlichen Forschung und die Folgerung, die daraus gezogen werden mußte, nämlich die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit auch der Allgemeinheit zugänglich zu machen, schon dieser Punkt sei nicht so einfach gewesen. Glücklicherweise wären aber die Männer, die vor 25 Jahren Pate standen, großzügig und weitsichtig genug gewesen, um von vornherein keinen irgend einschränkenden Gedanken zuzulassen. Diese Einstellung habe sich nun auch sehr bald belohnt, und wenn man schon sagen müsse, daß derjenige, der eine Wissenschaft bereichere, dadurch auch selbst reicher werde, so hätte man sehr bald sehen können, daß in der deutschen Eisenindustrie, kurz nach der Gründung des Eisen-Forschungs-Instituts, in rascher Folge eigene Werksforschungsanstalten ins Leben gerufen worden waren, auch solche, die nicht nur chemische Abteilungen in sich vereinten, sondern die ganze Reihe der Disziplinen. Hierbei habe sich dann eine Gemeinschaftsarbeit eingestellt, die auch vom Institut von Anfang an in großzügiger Weise mitorganisiert worden sei. Der Verein Deutscher Eisenhüttenleute habe dem Leiter des Institutes heute ganz besonders herzlichen Dank dafür zu sagen, daß er und seine Mitarbeiter den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Werke stets mit Rat und Tat beigestanden habe, wenn sie zu ihm kamen, um Rat zu holen. Professor Goerens ging dann noch weiter auf die Bedeutung ein, die der gut entwickelten Forschung für die Lösung der uns im Kriege gestellten großen Aufgaben beigemessen werden muß. Als Geburtstagsgabe überreichte er sodann im Namen des Vereins und seines Vorstandes eine ansehnliche Summe, die zur weiteren Ausgestaltung der wissenschaftlichen Einrichtungen des Instituts nach eigenen Wünschen dienen soll.
Im Namen der alten Schüler und Mitarbeiter überbrachte schließlich Professor Dr. W. Kost er, Stuttgart, die herzlichsten Grüße und Wünsche. Er rief dabei die ersten Jahre der Zusammenarbeit in die Erinnerung zurück, die schon damals zu der so nützlichen Synthese zwischen Hüttenkunde und Metallurgie auf der einen und physikalischer Chemie und allgemeiner Werkstoffkunde auf der anderen Seite geführt hätten. Er gedachte weiter der großen Förderung,, die den Mitarbeitern des Institutes nicht nur beruflich, sondern vor allem auch nach der menschlichen Seite hin zuteil geworden sei. Er überreichte sodann eine Glückwunschadresse mit den Namenszügen aller ehemaligen Mitarbeiter und als weitere Gabe eine kleine Bildsammlung der früheren Mitarbeiter, die dazu beitragen soll, gerade auch die menschliche Bindung noch weiter zu festigen. Ebenso herzliche Grüße und Wünsche überbrachte er schließlich im Namen der Direktoren und des gesamten wissenschaftlichen Mitarbeiterstabes aller anderen Kaiser-Wilhelm-Institute.
Mit bewegten Worten dankte der Leiter des Institutes für die zahlreichen Ehrungen und die Worte hoher Anerkennung, die dem Institut und seiner Arbeit gewidmet wurden und die so die schlichte Feierstunde zu einem frohen., stolzen und zugleich unvergeßlichen Erlebnis hätten werden lassen. Im Namen der gesamten Gefolgschaft schloß er mit der Versicherung, daß das Institut auch in der Zukunft auf das stärkste bemüht bleiben werde, den Erwartungen,, die in seine Arbeit gesetzt werden, zu erfüllen und so zu seinem Teile zur Lösung der großen noch vor uns liegenden Aufgaben beizutragen. Mit dem Gruß an den Führer und den Liedern der Nation wurde der feierliche Betriebsappell geschlossen.
 

Nach kurzer Pause schloß sich unter der Leitung von Albert Vögler eine Vortragssitzung an, in der eine Reihe von Mitarbeitern des Instituts in Kurzvorträgen zu vordringlichen Arbeiten aus ihren Fachgebieten zu Worte kamen.
So sprach W. Luyken, der Leiter der Erzabteilung,, über die Herstellung von Reinstkonzentraten für pulvermetallurgische Zwecke, und weiter über eine Großversuchsanlage zur magnetisierenden Röstung von oberschlesischen Eisensandsteinen.
Über Arbeiten der chemischen und metallurgischen Abteilung berichteten deren Vorsteher: P. Bardenheuer sprach über Untersuchungen zur Ermittlung des Einflusses der nach der Erstarrung im Stahl zurückbleibenden Gase und über Wege, diese Gase beim Erschmelzen möglichst weitgehend zu entfernen. W. 0eisen behandelte aus dem Gebiete der Chemie der hohen Temperaturen Forschungsarbeiten zur Metallurgie des Phosphors und damit des Thomasverfahrens und zeigte einige wesentliche Zukunftsaufgaben des Hüttenmannes auf diesem Gebiete auf. Aus dem Gebiete der Chemie der wässerigen Lösungen ging er auf das Laugen von technischen Vanadinschlacken mit Säuren ein.

A. Pomp, der Leiter der mechanischen, technologischen und metallographischen Abteilung, sprach über Fließ- Erscheinungen an Stählen, über das Verhalten des Stahles unter besonderer Beanspruchung in der Kälte und Wärme und gab weitere lehrreiche Einblicke in das von ihm betreute Arbeitsgebiet.
Ueber einige Arbeiten der physikalischen Abteilung berichtete W. Peter. Insonderheit galten seine Betrachtungen Untersuchungen über das Zustandsschaubild und die Dauerstandfestigkeit von Eisen-Mob-Legierungen und hochlegierten Stählen.
Mit großem Beifall wurden alle diese Vorträge aufgenommen, zeigten sie doch, wie lebhaft und vielseitig man im
Institut mit all den Aufgaben beschäftigt ist, die dem deutschen Eisenhüttenmann vordringlich zur Lösung gestellt sind.
 

Nach einem kurzen Rundgang durch das Institut, das manchem der Teilnehmer einen willkommenen Einblick in diese schöne Arbeitsstätte bot, schloß sich bei einem Eintopfessen noch ein kameradschaftliches Beisammensein der Teilnehmer an, das reiche Gelegenheit zu anregendem
Gedankenaustausch bot.


Der Festtag des Eisenforschungs-Instituts gab auch der am folgenden Tage, dem 20. Juni 1942, im Europa-Palast-Theater zu Düsseldorf abgehaltenen


Arbeitstagung des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute im NSBDT.


zum Teil noch insofern sein Gepräge, als deren Tagesordnung im wesentlichen auf die Forschung, ihre Wege und Ziel eingestellt war. Wie immer, wenn der Verein zu seinen Tagungen einlädt, so hatte auch dieses Mal wieder sein Ruf starken Widerhall bei den Mitgliedern gefunden; darin kommt zugleich zum Ausdruck, für wie erwünscht und notwendig eine Aussprache von Mann zu Mann trotz oder gerade wegen der großen Belastung jedes einzelnen zu erachten ist.


Der Vorsitzende des Vereins, Professor Dr.-Ing. Dr. phil. b.c. P. Goerens, Essen, eröffnete die Tagung mit folgender Ansprache:

„Verehrte Gäste!  Deutsche Eisenhüttenleute!
Ich eröffne die heutige Arbeitstagung und heiße Sie alle herzlich willkommen. Mein erster Gruß gilt unseren Gästen, mit denen wir in vielen uns gemeinsam bewegenden Fragen eng zusammenarbeiten. So heiße ich denn willkommen die Vertreter der Partei und ihrer Gliederungen, die Vertreter der Wehrmacht, der Reichs- und Kommunalbehörden, insbesondere das Oberhaupt unserer lieben Stadt Düsseldorf, Herrn Oberbürgermeister Haidn, weiter die Vertreter unserer hohen Schulen und nicht zuletzt auch die Vertreter der Presse, die uns und unsere Arbeit von jeher mit freundlichem Interesse begleitet haben.
Ein herzlicher Gruß gilt ferner den Herren Vortragenden des heutigen Tages, Professor Dr. Körber, der uns aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung, einen Rückblick und Ausblick über die gerade jetzt so wichtigen Arbeiten des Institutes geben wird, und weiter Herrn Professor Dr. Caselmann, Berlin, der uns einen Einblick gestatten will in die Arbeiten der Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht. Ich danke Ihnen, meine Herren, schon jetzt dafür, daß Sie uns mit einigen interessanten Ausschnitten aus Ihren so wichtigen Arbeitsgebieten bekannt machen wollen.
Schließlich begrüße ich die große Eisenhüttenfamilie, die, dem Gebote der Stunde folgend, heute nicht so vollzählig zusammen sein kann, wie das in früheren Jahren die Regel gewesen ist. Um so herzlicher begrüße ich unser hier anwesendes Ehrenmitglied Dr. Albert Vogler. Ihnen, Herr Vögler, danken wir ganz besonders dafür, daß Sie wie immer zur Stelle sind, wenn die deutschen Eisenhüttenleute tagen, und sich persönlich davon überzeugen, daß die Arbeiten in Ihrem Sinne weitergeführt werden.
Besonderen Dank zu sagen aber habe ich heute unserem jüngsten Ehrenmitglied Dr. Ernst Poensgen. Was wir Ihnen, lieber Herr Poensgen, alles an Dank schulden, kann unmöglich hier in wenigen Worten dargelegt werden. Was alles zu sagen wäre über Ihr Wirken an hervorragender Stelle der deutschen Eisenindustrie, über Ihre Führung zum Aufbau der deutschen Eisenindustrie aus schwerster Zerrüttung heraus, weiter über die Förderung der in unserem Verein gepflogenen Gemeinschaftsarbeit, das alles gipfelt schließlich in der Widmung, die der Ihnen verliehene Adlerschild des Deutschen Reiches, mit dem Namen des Führers gezeichnet, trägt, nämlich: Dem um die deutsche Rüstung hochverdienten Wirtschaftsführer.
Wenn ich in diesem Kreise heute, wo Sie die Führung anderen Händen überlassen haben, diese Worte höchster Anerkennung, die Ihrem Schaffen gewidmet worden sind, wiederhole, so tue ich das, um Ihnen den aufrichtigen Dank der deutschen Eisenhüttenleute und zugleich der gesamten deutschen Eisenwirtschaft zu sagen einmal für das, was Sie geschaffen haben, dann aber auch dafür, wie Sie diese Leistung hinter sich gebracht haben. Noch größerer Dank aber gebührt Ihnen dafür, daß wir auch in der Zukunft auf Ihre überaus reichen Erfahrungen und Kenntnisse und Ihren stets bewährten Rat und Ihre Hilfe ebenso rechnen dürfen, wie wir das in den hinter uns liegenden Jahrzehnten tun konnten.
Meine Herren! Hatten wir im Vorjahre uns lange überlegen müssen, ob wir hier zu einer größeren Tagung zusammentreten sollten, so wurde uns diese Entscheidung in diesem Jahre leichter durch das Gebot, von allen größeren Tagungen Abstand zu nehmen und etwaige Zusammenkünfte auf einen bezirklich engeren Teilnehmerkreis zu beschränken. So haben denn im November vorigen Jahres die Mitglieder unseres Vereins in Gleiwitz (Oberschlesien) eine Tagung abgehalten, es folgten im Mai dieses Jahres Tagungen in Saarbrücken und Leoben, zu Anfang des Monats Juni eine Tagung in Thale, und heute schließlich finden wir in diesem Kreise die Eisenhüttenleute des Gaues Düsseldorf und der benachbarten Gaue zu gemeinsamer Arbeit versammelt.

Meine Herren! In diesen Tagen jährt sich der Beginn des großen Kampfes im Osten. Unvergleichlichen Siegeslorbeer haben unter dem Oberbefehl unseres Führers, zu dem zunächst die ganze Nation, nunmehr aber das junge Europa in gläubigem Vertrauen aufblickt, die deutsche Wehrmacht und die mit ihr verbündeten Truppen an ihre Fahnen geheftet. In der Geschichte einmalige Siege sind errungen worden und geben uns den berechtigten Glauben, daß ein neues, freies Europa aus diesem Ringen hervorgehen wird.
Daß ein solches schicksalhaftes Ringen Opfer fordert, schmerzliche Opfer, die wir zu beklagen haben, ist unvermeidlich, und so gedenken wir denn aller derer, die in diesem heldenhaften Ringen ihr Leben für Deutschlands Zukunft gelassen haben. Wir gedenken ihrer in der Gewißheit, daß ihr Opfer nicht vergebens sein wird. In dieses Gedenken schließen wir auch alle jene ein, die in treuer Pflichterfüllung in der Heimat ihr Leben haben dahingeben müssen.

Weiter gehen unsere Gedanken in dieser Stunde zu dem Manne, der dem Führer einer seiner engsten Mitarbeiter geworden war, zu jenem schöpferischen, tatenfrohen Manne, dem die deutsche Technik ihre Einigung, ihren Zusammenschluß zum großen NS.-Bund Deutscher Technik verdankt, unserem unvergessenen Dr. Todt. Was wir alle, was das deutsche Volk mit ihm verloren hat, ist vom Führer selbst gewürdigt worden. Wir können nur sagen: Sein Tod ist uns Verpflichtung, seine Arbeiten und sein Wollen unter seinem vom Führer bestimmten Nachfolger, Reichsminister Speer, fortzusetzen und vollenden zu helfen.
Auch in den Kreis der deutschen Eisenhüttenleute hat der Tod im letzten Jahre schmerzliche Lücken gerissen. So ist Fritz Springorum am 16. April 1942 von uns gegangen, nachdem ein tragisches Geschick ihn schon lange zuvor auf das Krankenlager geworfen hatte. Schon vor 33 Jahren fand er den Weg in die Reihen des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute, zu einer Zeit also, als sein Vater mit ruhiger Sicherheit das Steuer führte. Schon in jungen Jahren übernahm er den Vorsitz unseres Stahlwerksausschusses und betreute damit ein Arbeitsgebiet, das seiner hüttenmännischen Entwicklung am nächsten lag. Wenige Jahre später wurde er zum Leiter des Hochschulausschusses berufen. Damit wird ihm willkommene Gelegenheit gegeben, entscheidend mitzuwirken an der Förderung der wissenschaftlichen Belange unserer Hochschulen und vor allem auch an der Betreuung und Erziehung unseres jungen Nachwuchses, eine Aufgabe, die ihm stets besonders am Herzen gelegen hat.
Als dann Albert Vögler im Jahre 1936 nach fast 20jähriger Tätigkeit als Erster Vorsitzender des Vereins den Wunsch hatte, sich zu entlasten, fiel die Wahl zu seinem Nachfolger einstimmig auf Fritz Springorum. Er wurde damit Nachnachfolger seines Vaters, dessen Name mit unauslöschlichen Lettern in der Geschichte unseres Vereins eingetragen ist. Wieviel Hoffnungen haben die deutschen Eisenhüttenleute an Fritz Springorum und seine kommende Tätigkeit im Verein geknüpft, den zu neuen Zielen zu führen er berufen war. Dann aber kam schon nach wenigen Jahren das überaus tragische Geschick, das ihn auf das Krankenlager warf und sich nun vollendet hat. Schlicht und gerade, wie es bester Tradition des Vaters entsprach, vielen in echt hüttenmännischer Treue guter Kamerad und Freund, so wird sein Bild weiterleben im Kreise der deutschen Eisenhüttenleute, denen er so vieles gegeben hat.
Wir haben weiter verloren Walter Borbet und mit ihm den tatkräftigen Förderer aller unserer Arbeit, der während zwei Jahrzehnte dem Vorstande des Vereins angehört hat. Mitten aus seiner Arbeit heraus, am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer, der Stätte seines niemals rastenden Schaffens, beendete ein Herzschlag dieses Leben, das bis zur letzten Stunde Dienst am Werk und am deutschen Volke war.
Aus dem Kreise des Vorstandes nenne ich weiter Hubert Froitzheim, den ehemaligen Leiter unseres Maschinenausschusses, und Karl Reinhardt, der über ein halbes Jahrhundert in unseren Reihen gestanden hat.
Ich nenne weiter den Gefolgsmann Dr. Todts und Reichsministers Speer in diesem Gau, den Gauamtsleiter im Amt für Technik, Hermann Reinhold, mit dem wir in langen Jahren in bester Kameradschaft zusammengearbeitet haben; ich nenne ferner Heinz von Eckartsberg, der schon im Anfang einer aufsteigenden Laufbahn abberufen wurde, Adolf Koehler, Heinrich Koppers, Otto Lange, Johannes Maerz, Conrad Matschoß, den langjährigen ehemaligen Direktor des Vereins Deutscher Ingenieure, mit dem uns enge Freundschaft verband und der durch seine geschichtlichen Arbeiten sich selbst ein bleibendes Denkmal
setzte. Ich nenne weiter Aloys Merz, Johann Puppe, Gustav Thanheiser, Theodor Wuppermann sen. und Adolf Zapp. Ihnen und allen anderen, die von uns gingen, werden wir ein treues Andenken bewahren.
Meine Herren, Sie haben sich zu Ehren der Verstorbenen erhoben; ich danke Ihnen."
Zur Tagesarbeit übergehend, erteilte Professor Goerens sodann zunächst das Wort dem Vorsitzenden der neugebildeten Reichsvereinigung Eisen und neuen Leiter der Wirtschaftsgruppe Eisen schaffende Industrie, Kommerzienrat Dr. Hermann Röchling, Völklingen, der gerne Gelegenheit nehme, gerade am heutigen Tage über Ziele und Zweck der Reichsvereinigung Eisen
und über seine neuen großen Aufgaben zu den deutschen Eisenhüttenleuten zu sprechen. Der Grund für diese Neubildung, so führte Herr Röchling hierzu in etwa aus, liege im wesentlichen im Kriege mit seinen sehr hohen Anforderungen an die Eisenwirtschaft. Das bedeute nicht etwa, daß das, was in der Vergangenheit geleistet worden sei, irgendwie einer sehr hoch gespannten Kritik nicht standgehalten hätte. Im Gegenteil! Es sei hier zu betonen, daß alle die Organisationen und ihre führenden Männer, die bisher die Geschicke der Eisen schaffenden Industrie geleitet haben, derartig gewaltige Leistungen vollbracht hätten, daß man nur mit dem allergrößten Dank auf diese Männer sehen könne. In diesem Sinne möchte er den Dank an Herrn Ernst Poensgen, den der Vorsitzende eingangs schon ausgesprochen habe, auch seinerseits wiederholen für alles das, was Herr Poensgen bisher in so vorbildlicher Weise geschaffen und geleistet habe.
Die nunmehr gestellten Aufgaben seien aber andere geworden, man habe in gewissem Sinne einen Umbruch festzustellen, der letzten Endes auf die gewaltige Ausdehnung des deutschen Einflußgebietes zurückzuführen sei. Wir werden weder im Kriege noch im kommenden siegreichen Frieden Sorgen um Absatznöte in der Eisen schaffenden Industrie haben. Der gewaltige europäische Raum erfordere in sehr großem Maße die Bereitstellung der notwendigen Eisenmengen. Und so beständen die Aufgaben der Reichsvereinigung Eisen im wesentlichen darin, die Eisen- und Stahlerzeugung so auszurichten, daß sie für die Kriegs- und Friedenswirtschaft befriedige. Um diese Forderung zu erfüllen, sei es notwendig, Ausschau zu halten nach allen Wegen, die dazu beschritten werden können. Im Kreise des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute einige Worte darüber zu sagen, wie er sich die Erfüllung dieser Forderung vorstelle, sei ihm ein besonderes Bedürfnis, da ja der Verein stets der Hort des technischen Fortschritts gewesen sei und die gemeinsame Arbeit, die die Eisenhüttenleute dort seit Jahrzehnten verbinde, ja immer dem technischen Fortschritt gegolten habe. Die Anforderungen zu erfüllen, sei nicht nur dadurch möglich, so führte er dann in etwa weiter aus, daß alle Mittel zur Steigerung der Erzeugung eingesetzt würden, sondern es sei auch notwendig, daß von der Bedarfsseite her in gleicher Richtung gearbeitet werde. Es müsse von dort aus z. B. soweit wie irgend möglich zur Leichtbauweise übergegangen werden. Dabei sei u. a. eine entscheidende Abwendung von dem weichen Flußstahl für alle und jede Bauzwecke und der Übergang zu härteren Stählen notwendig. Wenn man die zulässige Beanspruchung erhöhen könne, wie das bei härterem Stahl möglich sei, so müsse sich natürlich auch eine entsprechende Gewichtsverminderung und Stahleinsparung ergeben. Selbstverständlich müsse man dabei auch die Vorteile, die unsere neuzeitliche Entwicklung der Schweißtechnik bietet, ebenfalls nutzbar machen. Es mache keine Schwierigkeit, auch im Thomaskonverter derartig hochwertige Stähle herzustellen, die wesentlich höhere Beanspruchungen aushielten als bisher. Man sehe also, daß wir eine große Zahl von Möglichkeiten hätten, in viel größerem Maßstabe wie bisher auf dem Wege über die Hinwendung zu den härteren, aber auch zu vergüteten Stählen ganz entscheidende Verminderungen unseres Stahlverbrauches herbeizuführen.
Dazu bedürfe es aber der entscheidenden Mitarbeit nicht nur unserer Eisenhüttenleute, die ja selbstverständlich ist, sondern auch der weitestgehenden Ausrichtung der Konstrukteure auf allen Gebieten des Baues, welche unser Eisen verwenden. Er sehe überhaupt kein Gebiet des Bauwesens, keines des Fahrzeugbaues, ob zu Lande oder zu Wasser, keines des Maschinenbaues, das von dieser Aufgabenstellung unberührt bleiben könnte. Es gelte hier den größten Fortschritt zur Leichtbauweise auf sämtlichen Gebieten der Stahlverwendung zu tun. Daß die Hüttenleute dabei viele neue Fortschritte zu verwirklichen haben würden, wie z. B. durch Weiterentwicklung in der Metallurgie des Thomasverfahrens und damit auch in der Güte der Thomasstähle, sei bei der Notwendigkeit, auch hochbeanspruchte Stähle aus dem Thomaskonverter herzustellen, selbstverständlich. Aber das werde schon geschafft werden. Eine gute Hilfe ergebe sich dabei dadurch, daß sich in der Zukunft auch neue Möglichkeiten ergäben, Versuche auch im großen durchzuführen. Wichtig sei in diesem Zusammenhang die zwingende Forderung nach technischer und wissenschaftlicher Fortentwicklung auf allen Gebieten. Wenn sich hier also eine Wandlung auf dem Gebiete der Stahlerzeugung und - Verwendung anbahne, so sei es die Aufgabe der Reichsvereinigung Eisen, hier neben vielen anderen Gebieten führend zu sein. Das sei die Hauptaufgabe, die er für die Reichsvereinigung Eisen sehe. Er schloß sodann mit einem Aufruf an alle, sich den großen, neuen Aufgaben zum Wohle des Ganzen zur Verfügung zu stellen.
 

Der Vorsitzende sagte Herrn Kommerzienrat Röchling herzlichen Dank für seine aufschlußreichen Darlegungen. „Sie dürfen überzeugt sein", so fuhr er fort, „daß der Verein Deutscher Eisenhüttenleute im NSBDT. mit allen seinen Einrichtungen, mit seinen Männern und seinen Erfahrungen Ihnen jederzeit ebenso rückhaltlos zur Verfügung steht, wie er dies der bisherigen Organisation der Eisen schaffenden Industrie gegenüber auch getan hat. Sie brauchen nur über uns verfügen, wir werden mit Ihnen gehen bis an die Grenzen, die möglich und die dort gegeben sind, wo die Naturgesetze ihr Recht heischen. Was in menschlicher Beziehung geschehen kann", so schloß er unter dem Beifall der Versammlung, „das soll geschehen, um Ihnen Ihre Aufgabe zu erleichtern."

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