Wirtschaftliche Großtankschiffe
Nach Kriegsende ist ein beschleunigter Wiederaufbau der durch die Kampfhandlungen stark gelichteten Handelsflotten zu erwarten. Eine der Hauptaufgaben der Schiffswerften wird es dann sein, mit den verfügbaren Arbeitskräften auf den vorhandenen Bauhellingen eine möglichst große Zahl wirtschaftlich arbeitender Schiffe zu erstellen. Es erscheint daher im Rahmen der weit vorausschauenden Großwirtschaftsplanung berechtigt, schon jetzt derartige Fragen zu erörtern 1). Der durch die Motorisierung von Verkehr und Wirtschaft ständig wachsende Treibölbedarf wird vor allem den beschleunigten Ersatz der vernichteten oder unbrauchbar gewordenen Tankschiffe vordringlich machen, deren Anteil am Weltschiffsraum vor dem Kriege bereits auf 14 % gestiegen war. Während der Anteil der deutschen Flagge an den in Fahrt befindlichen Tankschiffen nur 2 % erreichte, übertraf aber der Neubauanteil der deutschen sogar den der britischen Werften.
Der fortlaufende Bau von derartigen Sonderschiffen führte auf einigen Werften zur Entwicklung von Einheitstankschiffen, für deren Entwurf die bei Bau und Betrieb der vorangegangenen Neubauten gesammelten Erfahrungen genutzt werden konnten. So entstand auf einer Werft das Baumuster eines Motortankschiffes von 15 000 t Tragfähigkeit, das nach den Plänen dieser deutschen Werft in vierzehn weiteren Schiffen im In- und Auslande nachgebaut wurde und als ausgereifter Entwurf auch für den künftigen Bau von wirtschaftlichen Großtankschiffen als Muster dienen kann. Bei 151,5 m Länge in der Wasserlinie, 21,26 m Breite auf Spanten und 11,28 m Seitenhöhe erreicht der Tanker bei der angegebenen Tragfähigkeit von 15 0001 auf 9,0 m Tiefgang mit einer Antriebsleistung von 3600 PS eine Geschwindigkeit von 12,5 Kn. Die Vermessung ergibt etwa 10390 BKT.
Großtankschiff-001

Das nach der knieblechfreien Längsspantenbauart von Isherwood erbaute Eindeckschiff, wird durch zwei durchlaufende Längsschotte und 16 wasser- bzw. öldichte Querschotte in zahlreiche Einzelräume unterteilt, von denen 27 der Aufnahme von etwa 20 000 m3 Öl dienen. Die Ölzellen sind von den außerdem vorgesehenen Wasserzellen durch Kofferdämme getrennt. In einem besonderen Pumpenraum mittschiffs stehen die Ladeölpumpen mit einer Gesamtleistung von 1450 t/h. Der Gasdruck in den Ölzellen wird im Steuerhaus an einer Druckmeßanlage überwacht; bei starker Sonnenbestrahlung kann das Deck über den Ladeölzellen durch Berieselung aus 18 über die Schiffslänge verteilten, unter der Laufbrücke an die Feuerlöschleitung angeschlossenen Düsen gekühlt werden.
Die Maschinenanlage ist wie bei allen Tankschiffen im Achterschiff untergebracht. Als Hauptmaschine ist ein einfach wirkender achtzylindriger Zweitakt-Dieselmotor von 3600 PS bei 110 U/min eingebaut, dessen Treibstoff nach dem Archaouloff-Verfahren eingespritzt wird. Er steht mit seiner kräftigen Grundplatte unmittelbar auf dem Doppelboden. Seine Abgase heizen einen Dampfkessel, der die einschl. der Rudermaschine dampfangetriebenen Hilfsmaschinen speist. Während der Hafenliegezeit kann dieser Kessel mit Öl gefeuert werden, ebenso wie zwei weitere Hilfskessel von je 233 m2 Heizfläche und 14 atü Dampfdruck, die gleichfalls für den Betrieb der Hilfsmaschinen und den sonstigen Dampfbedarf für Wirtschaftszwecke aufgestellt sind. Zwei dampfgetriebene Stromerzeuger von je 30 kW liefern Gleichstrom von 115 V. Mit Rücksicht auf die häufigere Fahrt der Tankschiffe in schlammhaltigem Flußwasser ist für den Motor Frischwasserkühlung mit Seewasser-Rückkühlung eingebaut.
Beim Bau des Schiffes wurde zum Teil auch bei den Hauptverbänden die elektrische Schweißung in weitestem Umfang angewandt. Beispielsweise werden die Stöße des Flachkiels und der Bodengänge stumpf geschweißt und erhalten Außenlaschen von etwa 30- bis 35facher Blechdicke. Der Vorsteven besteht aus einer Flachschiene und ist im unteren Teil geschweißt.
Die Besatzung ist in der Brücke und im Achterschiff untergebracht
*) Vgl. a. H. Herner: Schiffbau Bd. 43 (1942) Nr. 3 S. 49/57

Quelle: VDI Zeitschrift Bd. 86, Nr. 21/22, v. 30.Mai 1942, S 346 - 347.







 

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